Wirft man einen Blick auf die Ergebnisse der Umfrage, wird deutlich, dass sich der Mechanisierungsgrad zwischen Pflanzenbau und Tierhaltung und auch zwischen den jeweiligen Betriebszweigen unterscheidet. Im Gegensatz zum Pflanzenbau werden in der Tierhaltung noch viele Handgriffe manuell durchgeführt. Die Milchviehhaltung kann hier als Beispiel angeführt werden. Viele Arbeitsschritte werden entweder manuell oder in Kombination von manuellen und mechanisierten Verfahren durchgeführt, wie beispielsweise bei der Fütterung von Rau- oder Kraftfutter oder beim Eingrasen mittels Motormäher. Im starken Kontrast dazu findet man aber auch genau in der Milchviehhaltung Robotikeinsatz. Die kommerzielle Verfügbarkeit von Robotern zum Melken, Entmisten oder Futternachschieben ist in der Schweiz bereits etabliert. Melkroboter sind schon seit Ende der 1990er Jahre erhältlich und heute in Ländern wie Dänemark und Schweden in über 20 Prozent der Betriebe im Einsatz. In der Schweiz liegt die Nutzung bei rund sechs Prozent. Die Tendenz ist jedoch auch hier steigend.
Daten für den eigenen Betrieb nutzen
Die Ergebnisse der Studie fliessen im nächsten Schritt in das Arbeitskalkulationsprogramm Labour Scope ein. Die Onlineanwendung steht kostenlos im Internet zur Verfügung und bietet unter anderem folgende Möglichkeiten:
• Kalkulation des Arbeitszeitbedarfs für den gesamten Landwirtschaftsbetrieb, inklusive Hauswirtschaft.
• Mit der Funktion «Kennzahlen» kann der Arbeitszeitbedarf für verschiedene Verfahrensvarianten miteinander verglichen werden.
Ein Vergleich unterschiedlicher Szenarien kann helfen, Entscheidungen im Hinblick auf die eingesetzte Mechanisierung und zukünftige Investitionen zu treffen. Anwendung (D / F) auf der Website: www.labourscope.ch.
Weitere Ergebnisse der Umfrage
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EDV-Einsatz steigend
In der Haltung von Schweinen und Geflügel hingegen ist der Anteil an Handarbeit geringer, und besonders die Steuerung des Stallklimas und der Fütterung grossenteils mechanisiert (Grafik 1). Entwicklungen im Robotereinsatz sind hier nur rudimentär vorhanden. Die Nutzung von Robotern zusammen mit der Verwertung der gesammelten tierindividuellen Daten, beispielsweise beim Melken, spiegeln einen organisatorisch-technischen Fortschritt auf den Landwirtschaftsbetrieben wider. Auch die Aufnahme neuer Bewirtschaftungssysteme wie die Einführung von EDV-Anwendungen auf dem Betrieb fällt in diesen Bereich. Insgesamt liegt die Nutzung elektronischer Datenverarbeitung bei 20 Prozent der Betriebe mit Wiederkäuern, doch auch hier wird mit der fortschreitenden Entwicklung der Technologien auch der Praxiseinsatz steigen (Grafik 2).
Maschinen dominieren Pflanzenbau
Der mechanisch-technische Fortschritt beschreibt die Entwicklung der Übernahme menschlicher Arbeitskraft durch Maschinen und ist besonders bei standardisierten und wiederkehrenden Aufgaben zu finden. Vor allem im Pflanzenbau ist dieser bereits deutlich erkennbar und nur wenige Arbeiten werden noch von Hand erledigt. Eine Ausnahme stellen hier die Sonderkulturen dar. Die Mechanisierung ist hier zwar generell sehr hoch, gleichzeitig ist aber besonders bei der Ernte noch viel Handarbeit gefragt. Obwohl Roboter bisher noch keine tragfähige Alternative zur konventionellen Bewirtschaftung darstellen, wird an verschiedenen Ansätzen geforscht. Im Speziellen sind Hack- und Spritzroboter in der Entwicklung weit fortgeschritten, sodass arbeitsintensive Hilfs- und Routinearbeiten zukünftig durch Roboter übernommen werden können.
Optimieren durch Vergabe an Dritte
Mechanisch-technischer Fortschritt bedeutet nicht zwangsläufig, dass man sich im Besitz der jeweiligen Maschinen befindet – auch die Abgabe der Arbeiten an Lohnunternehmer oder Maschinenringe kann helfen, den Betrieb arbeitswirtschaftlich zu optimieren und für die Zukunft anzupassen. Die Grafik 3 zeigt die Abgabe an Dritte wie Lohnunternehmer im Ackerbau. Es sind deutliche Unterschiede zwischen den Kulturen zu sehen, jedoch geben insgesamt bereits 96 Prozent der Ackerbaubetriebe an, Dritte wie Lohnunternehmen zu beschäftigen. Auch in der Tierhaltung kann man Arbeiten auslagern und so Freiraum für andere Aktivitäten schaffen, sei es für die Erholung, oder auch für andere Arbeiten auf dem Betrieb. Ein Beispiel ist hier die Schur von Schafen, die von 73 Prozent der teilnehmenden Betriebe an Lohnunternehmer abgegeben wird.
Zusammenfassend kann man feststellen, dass die Schweizer Landwirtschaft, geprägt durch ihre kleinstrukturierten und diversifizierten Betriebe, eine grosse Bandbreite von der Handarbeit bis zu den Robotern aufweist. Vor allem im Bereich der Digitalisierung und Automatisierung können in Zukunft Veränderungen erwartet werden.
Die Erfassung des Ist-Zustands der eingesetzten Mechanisierung ist ein wichtiger Baustein, das Voranschreiten des mechanischen, organisatorischen und digitalen Fortschritts sichtbar zu machen und wichtige Informationen für die Weiterentwicklung von nachhaltigen Produktionssystemen in der Landwirtschaft zu liefern.
Befragung
Zur Erfassung des aktuellen Machanisierungs- und Automatisierungsgrades in der Schweizer Landwirtschaft hat Agroscope Anfang 2018 eine gross angelegte schriftliche Befragung mit Landwirten durchgeführt. Für die Pflanzenbaubetriebe wurden Fragebögen für Ackerbau, Futterbau, Gemüsebau, Weinbau, Intensivobstanbau, Hochstammobstbau, Erdbeeranbau und Strauchbeeren versandt. Für die tierhaltenden Betriebe wurde zwischen der Bewirtschaftung von Wiederkäuern (Milchvieh, Mutterkühe, Mast rinder, Milchziegen, Fleischschafe), Schweinen (Zucht- und Mastschweine) sowie Geflügel (Legehennen und Masthähnchen) unterschieden. Die Umfrage enthielt Fragen zum Maschineneinsatz und Produktionsverfahren auf dem Betrieb, wie Bodenbearbeitung, Aussaat, Ernte oder Transport im Pflanzenbau sowie Informationen über das Haltungssystem, die Fütterung oder Entmistung in der Nutztierhaltung