In der Schweiz hat es unter den rund 50 000 Landwirtschaftsbetrieben rund 21 000 Milchviehhalter. Diese erwirtschafteten im Jahr 2020 nur rund 22 Prozent der gesamten landwirtschaftlichen Produktion von 10,4 Milliarden Franken. Wie die Auswertung der zentralen Buchhaltungsdaten zeigt, hat die Entwicklung des Vergleichbaren Deckungsbeitrags (VDB) je RiGVE über die Jahre eine wellenförmige steigende Tendenz und folgt der Milchpreisentwicklung (Grafik 1).
Der Anstieg durch höhere Milchleistungen wird durch gleichzeitig höhere Kraftfutterkosten abgebremst. Im Jahr 2020 liegt der VDB in allen Regionen auf dem Höchststand des betrachteten Zeitraums. In den letzten zehn Jahren wurde ein ähnlich hohes Ergebnis nur im Jahr 2014 erreicht.
Von den Besten lernen
Die Streuung der Ergebnisse bei den einzelnen Betrieben kann man nun nutzen, um von den Besten zu lernen. Dafür werden die Betriebe nach dem VDB pro RiGVE aufsteigend sortiert und die Ergebnisse der Gruppen der 25 Prozent schlechtesten und der 25 Prozent besten miteinander verglichen. Dabei zeigt sich, dass die 25 Prozent besten Betriebe im Mittel einen fast doppelt so hohen VDB wie die 25 Prozent schlechtesten aufweisen (siehe Tabelle).
Einfluss von Silomais und Kraftfutter
Die Unterschiede zwischen den beiden Gruppen liegen hauptsächlich an der mit der Milch generierten monetären Leistung. Zum einen ist der erzielte Milchpreis rund 10 bis 20 Rappen höher. Zum anderen ist aber auch die Milchleistung je Kuh um rund 1500 bis 2000 kg je Kuh höher. Bei den Direktkosten sind nur minimale Unterschiede festzustellen. In der Talregion haben die besseren Betriebe etwas höhere Kraftfutterkosten pro RiGVE. Zieht man Informationen über Anbauflächen hinzu, stellt man fest, dass ebenso der Silomaisanteil in der Fruchtfolge leicht höher ist. Beides trägt zur Erklärung der höheren Milchleistung bei. Allerdings sind bei den besten Betrieben jeweils auch die Kraftfutterkosten je Kilogramm Milch niedriger, was auf einen höheren Anteil der Milchproduktion aus dem Grundfutter hinweist.
Einfluss der Milchleistung pro Kuh
Um den Einfluss der Milchleistung pro Kuh auf den VDB pro RiGVE darzustellen, wurden die Betriebe in Milchleistungsklassen eingeteilt. Je höher die Milchleistung pro Kuh, desto höher ist der VDB pro RiGVE. In der Tal- sowie der Hügelregion flacht die Kurve ab (Grafik 2).
Das Maximum scheint hier in der vorletzten Milchleistungsklasse erreicht zu sein. Ab 8000 beziehungsweise 9000 kg bietet die zusätzliche Steigerung der Milchleistung keine Erhöhung des VDB pro RiGVE. In der Bergregion ist der Zusammenhang zwischen Milchleistung und VDB ebenfalls positiv. Ein Abflachen der Kurve bei höheren Milchleistungen ist aber nicht zu beobachten.
Das liegt daran, dass zum einen die monetäre Leistung aus der Milch in der Tal- und der Hügelregion zuerst konstant und, wegen eines niedrigeren Milchpreises in den höheren Leistungsgruppen, danach weniger stark zunimmt. Zum anderen verdoppeln bis verdreifachen sich in allen Regionen die Kraftfutterkosten von der tiefsten zur höchsten Milchleistungsklasse.
Betrachtet man die Kraftfutterkosten je Kilo Milch, so steigen sie in allen Regionen mit der Milchleistung kontinuierlich an. Ein Quervergleich mit den besten Betrieben beim VDB zeigt, dass sich diese Betriebe am häufigsten in den oberen Milchleistungsklassen befinden.
Kraftfutterstrategie über dem Zenit
Die Untersuchung der Deckungsbeitragszahlen der Buchhaltungsbetriebe zeigt, dass höhere VDBs über höhere monetäre Leistungen aus der Milch mit einer höheren Grundfutterleistung erreicht werden.
Die Leistung in der Talregion wird stärker von der Milchmenge pro Kuh beeinflusst als vom Milchpreis.
Ebenfalls wird deutlich, dass die monetäre Leistung in der Talregion stärker von der produzierten Milchmenge pro Kuh beeinflusst wird als vom Milchpreis. In der Bergregion ist dies gerade umgekehrt. Unabhängig von der Lage scheint zudem der Kraftfuttereinsatz aktuell in den höchsten Milchleistungsklassen das Optimum bezüglich VDB je RiGVE überschritten zu haben. Wenn eine Kraftfutterstrategie angewandt wird, dann sollte man im Hochleistungsbereich besonders auf die Intensität achten.
Datengrundlage und Methode
Die hier angewandte Berechnung des VDB berücksichtigt direkt zuteilbare Leistungen und Kosten eines Betriebszweigs. Arbeiten durch Dritte oder Maschinenmiete sowie Direktzahlungen und Unterstützungen, wie beispielsweise Flächenbeiträge, werden nicht berücksichtigt. Die Erlöse aus Milch und Fleisch sowie Direktkosten werden für eine Rindergrossvieheinheit (RiGVE) berechnet.