Über die Jahrzehnte vermochte sich ein Mythos über Schulden zu etablieren, dem höchstens in Zeiten hoher Zinsen und vergleichsweise tiefen Belastungsgrenzen noch eine gewisse Wahrheit abzugewinnen war. «In der heutigen Tiefzinspolitik stimmt die Aussage selbstverständlich nicht mehr», weiss der Betriebswirtschafts-Experte Marco Senn von Agriexpert und erklärt, weshalb eher das Gegenteil zutrifft: «Wer sich hoch verschuldet, ist zu Schuldenrückzahlungen und Zinszahlungen gezwungen.
Marco Senn, Agriexpert«Schuldenrückzahlungen sind kein Aufwand»
Schuldenrückzahlungen sind, entgegen der landläufigen Meinung, kein Aufwand, sondern stellen eine Ausgabe innerhalb der Bilanz dar.»
Bei der Tilgung von Schulden fliessen gemäss Senn zwar flüssige Mittel ab (Ausgabe), jedoch wird die Tilgung nicht der Erfolgsrechnung belastet. Somit kann die Ausgabe nicht erfolgswirksam werden. Es ist eine Verschiebung von flüssigen Mitteln innerhalb der Bilanz. Der Anteil Eigenkapital an der Bilanzsumme nimmt zu und der Anteil Fremdkapital nimmt ab.
Den Anteil Fremdkapital hochzuhalten, um keine Vermögenssteuern zahlen zu müssen, ist nicht sinnvoll, sagt der Experte weiter: «Durch den hohen Fremdkapitalanteil muss die Tragbarkeit gewährleistet bleiben, diese kann nur durch hohe Cashflows und somit letztlich gute Einkommen sichergestellt werden. Cashflow bedeutet Ertrag, viel Ertrag bedeutet ein gutes Einkommen. Gute Einkommen ergeben wiederum ein hohes steuerbares Einkommen.»