Im Jahr 1984 fragte ein Landwirt aus dem Gohlgraben den Käser Samuel Guggisberg Senior an, ob dieser seine Ziegenmilch in der bestehenden Emmentalerkäserei verarbeiten könnte. So begann die Erfolgsgeschichte der Käserei Gohl. Der Emmentaler Käse war damals noch sehr lukrativ und der Ziegenkäse verpönt. «Auf Grund der Entwicklungen beim Emmentaler sind wir heute froh, dass wir damals in die Schaf- und Ziegemilchverarbeitung eingestiegen sind, denn ohne diesen Verarbeitungszweig würde die Käserei heute wahrscheinlich gar nicht mehr existieren» sagt Beat Reber, stellvertretender Produktionsleiter, im Interview.
Milchlieferanten
Die Schafmilch kommt von sieben Bio-Betrieben, welche zusammen 230 000 Liter abliefern. Bei der Ziegenmilch liefern 25 Lieferanten, davon zwei Milchgenossenschaften über 600 000 Liter in die Käserei. Rund ein Drittel davon kommt aus biologischer Produktion. Kapazität und Vermarktungspotenzial sieht die Käserei nur noch im Biobereich. Alle neuen Anfragen für konventionelle Schaf- und Ziegenmilch, werden abgelehnt. Wer Milchlieferant der Käserei Gohl werden will, kann dies nur noch mit Bio-Milch. Reber ist sich allerdings bewusst, dass die Haltung von Kleinwiederkäuern nach Bio-Richtlinien eine Herausforderung ist und eine Umstellung gut überlegt sein muss.
Viel Handarbeit
Nebst der Schaf- und Ziegenmilch wird auch Kuhmilch zu Emmentaler und weiteren Spezialitäten verarbeitet. Durch das Automatisieren in der neu errichteten Käserei ist die Produktion von Emmentaler sehr effizient. Das Verarbeiten von Ziegenund Schafmilch erfordert hingegen viel Handarbeit. Etwa 50 Prozent der Arbeit in der Käserei wird für die Ziegen- und Schafkäse-Herstellung benötigt, obwohl die Kuhmilch das Achtfache der Gesamtmenge ausmacht. Dies hängt grösstenteils mit der Grösse der Käselaibe zusammen. Die Milch der Kleinwiederkäuer wird hauptsächlich zu kleinem Weichkäse und Halbhartkäse verarbeitet. Deren Produktion sei sehr aufwändig und Hartkäse sei kaum nachgefragt. Zudem sind die Lagerkosten hoch und das Kapital ist länger gebunden.
Saisonalität als Herausforderung
Bedingt durch die Saisonalität der Kleinwiederkäuer ist nicht nur die gelieferte Milchmenge über das Jahr, sondern auch deren Qualität unterschiedlich. Da viele Ziegen und Schafe erst Ende Winter ablammen, fällt im Frühling viel Milch an. Um diesem Problem entgegenzuwirken, wird ein Teil der Milch im Frühjahr eingefroren. Zudem wurde ein Anreizsystem über den Milchpreis geschaffen, welches die Betriebe dazu bewegen soll, ihre Tiere auch im Herbst ablammen zu lassen. Die Käserei zahlt in den Wintermonaten einen bedeutend höheren Milchpreis als in den Sommermonaten. Nebst der Milchmenge schwankt auch die Qualität je nach Saison. Da viele Ziegen und Schafe im Herbst am Ende der Laktation sind, ist der Zellzahl- und Mineralstoffgehalt der Milch erhöht, was die Produktion erschwert.
30 Jahre Zusammenarbeit
Die Familie Liechti aus Röthenbach im Emmental liefert schon seit über 30 Jahren Ziegenmilch an die Käserei Gohl. Milchziegen werden auf dem Familienbetrieb, welcher vom Ehepaar Markus und Mirjam Liechti geführt wird, bereits seit fast 40 Jahren gehalten. Durch die Zusammenarbeit mit der Käserei Gohl konnten sie den Ziegenbestand laufend ausdehnen und dadurch auf ihrem Betrieb ein zweites, sicheres Standbein aufbauen. 1982 kam die erste Milchziege auf den Betrieb, welcher damals noch von Rudolf und Anna Liechti geführt wurde. Nach und nach wurde der Ziegenbestand ausgedehnt. Die Familie Liechti ist Teil der Milchgenossenschaft Röthenbach. Die Milch der rund zehn Lieferanten wird an einem zentralen Ort in der Region gesammelt und in die Käserei Gohl gebracht, wo sie rund zehn Prozent der gesamten Ziegenmilch ausmacht. Dank dieser Zusammenarbeit können auch Betriebe mit wenigen Tieren ihre Milch abliefern.
Sömmerung
Im Jahr 2007 konnte die Familie Liechti eine Hirtschaft auf der Alp Oberwirtneren in der Gemeinde Blumenstein antreten. Die Eltern sowie der Bruder von Markus Liechti gehen seither jedes Jahr mit rund 21 Ziegen auf die Alp, wo Ziegenkäse produziert wird. Vorzugsweise werden diejenigen Ziegen, welche im Herbst ablammen, auf die Alp gebracht. Die Ziegen, welche im Frühling abgelammt haben, bleiben im Sommer im Tal, wodurch das ganze Jahr Milch abgeliefert werden kann.
Erfahrungen und Lernwille
«Um Ziegen erfolgreich zu halten, muss man Freude an diesen Tieren haben, und viele eigene Erfahrungen sammeln», sagt Markus Liechti. Aus der langjährigen Erfahrung weiss er, worauf es zu achten gilt. Bei der Fütterung sei die Konstanz eine wichtige Komponente. Er achtet darauf, dass die Ziegen immer gleich gefüttert werden. So erhalten die Ziegen vor allem Dürrfutter in Form von Emd und Heu, dehydrierte Luzerne und Trockenrübenschnitzel. Zusätzlich wird pro Tier täglich rund 500 g Kraftfutter verabreicht.
Bei der Ziegenhaltung gebe es, trotz langjähriger Erfahrung, stets Neues zu lernen. Als Herausforderung sieht Liechti vor allem die Parasitenbekämpfung. Da bis anhin alle Ziegen im Frühling den Betrieb verliessen und die Frühlingsweiden zur Dürrfutterproduktion dienten, konnte der Parasitendruck stets tief gehalten werden. Die grosse Weidefläche auf der Alp ist ein weiterer grosser Vorteil bei der Parasitenbekämpfung. Da inzwischen ein Teil der Ziegen im Tal bleibt, benötigt es eine klare Strategie zur Parasitenbekämpfung. lm Zentrum stehen dabei immer leistungsfähige und gesunde Ziegen für die Milchproduktion.
Gemeinsam in die Zukunft
Mit der Käserei Gohl hat die Familie Liechti einen zuverlässigen und innovativen Partner, so Markus Liechti. Die Käserei Gohl sieht viele Chancen und kann gut mit Risiken umgehen. Auch deshalb fiel der Entscheid einfacher, beim Neubau weiterhin auf Ziegen als zweites Standbein zu setzen und die Milch auch zukünftig an die Käserei Gohl abzuliefern. Die Vielseitigkeit des Betriebs sieht er ganz klar als Vorteil für die Zukunft. Sein Ziel ist es, den Betrieb langfristig als Familie erfolgreich führen zu können, wobei die Ziegen eine zentrale Rolle spielen.