Am südlichen Stadtrand liegt der Betrieb Klosterfiechten. Rund drei Kilometer trennen ihn vom Hauptbahnhof Basel oder vom Fussballstadion St. Jakob-Park «Joggeli». Hier hat man einen Ausblick auf die Industrieschornsteine von Muttenz und ist fast rundherum von der Basler Agglomeration eingekesselt.
Der Betrieb gehört der Stadt Basel und war, als 1979 auf eine biologische Bewirtschaftung umgestellt wurde, einer der ersten Schweizer Bio-Höfe überhaupt. Seit 1988 ist der Betrieb fest in der Hand der Pächterfamilie Jordi.
Viel «Glöif» auf dem Hof
Gleich neben dem Betrieb befindet sich eine Vollzugseinrichtung des Kantons Basel-Stadt für den offenen und alternativen Straf- und Massnahmenvollzug sowie ein Wohnheim für Personen mit tiefgreifenden Entwicklungsstörungen.
Kurt Jordi, Landwirt«Wir haben immer Leute im Stall, das gehört einfach dazu.»
Hier liegt aber auch das Naherholungsgebiet für den südlichen Basler Stadtteil Bruderholz. «Wir haben immer Leute im Stall, die Stalltüren öffnen und reinschauen, aber das gehört einfach dazu», erklärt Kurt Jordi. Mit dem Reitstall macht sich die Familie Jordi die Nähe zur Stadt gleichzeitig auch zunutze und bietet entsprechend Platz für Pensionspferde und Reitunterricht an.
Ein Angebot, das bei der Stadtbevölkerung sehr gut ankommt. «Der Betriebszweig mit den Pensionspferden und Reitbeteiligungen generiert natürlich auch weiteres Besucheraufkommen auf dem Hof», ergänzt Kurt Jordi, «aber wir haben ja nichts zu verstecken.»
Hof Klosterfiechten
Der Betrieb von Christine und Kurt Jordi umfasst 32 Hektaren. Rund 16 Hektaren sind Ackerland, davon ist rund die Hälfte offenes Ackerland, auf dem Weizen, Gerste und Hafer angebaut wird. Der Rest sind Naturwiesen und Ökoflächen für die Tiere.
Hauptbetriebszweige sind die Pferdepension und der Reitstall: Der Pferdestall bietet 18 grosszügige Boxen für Pensionspferde. Daneben besitzt die Familie Jordi sechs eigene Pferde und weitere Ponys, mit denen unter anderem Reitunterricht und Ponystunden angeboten werden.
Elf Swiss-Fleckvieh-Kühe sowie rund 45 Saanenziegen und Gemsfarbige Gebirgsziegen produzieren Milch, die über verschiedene Kanäle vermarktet wird. Unter anderem kocht Spitzenköchin Tanja Grandits mit Ziegenmilch vom Klosterfiechtenhof. 50 Hühner, deren Eier direktvermarktet werden, und weitere Kleintiere bevölkern den Hof.
Neben der Pächterfamilie arbeiten zwei Lernende und ein Angestellter auf dem Hof mit.
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Güllefahren zu Bürozeiten
Allerdings können die vielen Besucherinnen und Besucher manchmal schon überhandnehmen und unter Umständen zur Belastung werden: So sei die Pferdefütterung wegen der vielen Neugierigen auf dem Hof zuletzt zum Spiessrutenlauf geworden. «Seit kurzem müssen wir den Reitstall am Sonntag absperren, weil wir sonst mit unserer Arbeit nicht mehr nachkommen», erzählt Kurt Jordi weiter.
Daneben muss er für die Bewirtschaftung seines Landes zum Teil durch die umliegenden Quartiere fahren, da sein Land nicht an einem Stück ist. «Das ist grundsätzlich kein Problem – auch Mist- und Gülleführen nicht. Ich hatte in den 34 Jahren, seit ich auf dem Hof bin, nur selten Reklamationen deswegen», sagt Kurt Jordi. Allerdings führt er aus Rücksicht auf die vielen Anwohner rundherum nur von Montag bis Freitagmittag Mist und Gülle aus, und das wenn immer möglich zu Bürozeiten.
Kinder immer willkommen
Neben den vielen Spazierenden und Reitsportbegeisterten besuchen auch immer wieder ganze Horden von Kindern den Klosterfiechtenhof. Entweder für eine Geburtstagsparty mit Ponyreiten und allem Drum und Dran oder im Rahmen des Projekts «Schule auf dem Bauernhof». Dabei öffnen Jordis den Schulklassen grosszügig ihre Stalltüren und bringen ihnen mit Unterricht zum Anfassen die Landwirtschaft näher. Viele Lehrerinnen und Lehrer kommen schon seit Jahren mit ihren Schulkindern auf den Hof.
An rund 50 Vormittagen im Jahr erklärt ihnen Kurt Jordi alles rund um die Milchwirtschaft oder den Ackerbau. «Die paar Milchkühe habe ich aus Leidenschaft, aber insbesondere auch für die Kinder behalten», erzählt Kurt Jordi. Wenn er alles ausrechne, lohnten sich die elf Kühe wirtschaftlich nämlich nicht. Aber um den Kindern, die zum Teil noch nie zuvor eine Kuh gesehen haben, zu veranschaulichen, wo die Milch herkomme, gebe es halt nichts Besseres als eine Kuh.
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