Im Jahr 2001 haben Hanspeter Huber und Willi Mathys den Grundstein für eine erfolgreiche Zukunft gesetzt und ihre beiden Betriebe zu einer Betriebsgemeinschaft zusammengelegt. Heute bewirtschaften sie gut 100 Hektaren landwirtschaftliche Nutzfläche und betreiben seit 2006 gemeinsam die Agroservice GmbH, wo sie Dienstleistungen im Land-schafts-, Garten- und Tiefbaubereich anbieten. Ein grosses Standbein in der Landwirtschaft ist bei der Betriebsgemeinschaft die Direktvermarktung: 24 Hektaren Christbäume, 16 Standorte mit Schnittblumen und zwei Hektaren Erdbeeren zum selber Pflücken.
Bewirtschaftung
Jedes Jahr wird eine Hektare Erdbeeren mit neuen Pflanzen ersetzt. Hubers arbeiten mit zweijährigen Kulturen und bauen die drei Sorten Flair,
Darselect und Asia an, welche unterschiedlich früh reifen. So ist eine längere Erntezeit gewährleistet, respektive es sind nicht zu viele Erdbeeren auf einmal reif. Das ist für ihr Selbst-Pflück-Feld optimal, denn so sind das Feld und der Verkaufscontainer rund sechs Wochen geöffnet. Für Christina und Hanspeter Huber, wie auch Willy Mathys ist in der Erdbeersaison noch mehr Einsatz als sonst gefordert. «Es sind sechs strenge Wochen, weshalb man selbst auch viel Freude und Motivation mitbringen muss», sagt die kaufmännische Leiterin. Natürlich wäre es möglich, mit weiteren Sorten die Saison zu verlängern, aber hier sei der zusätzliche Gewinn relativ klein erklärt Willy Mathys und ergänzt: «Auch die Kundschaft will irgendwann nicht mehr aufs Feld». Die Betriebsgemeinschaft setzt auf extensiven Anbau und nutzt Flachkulturen mit Sprinklern zur Bewässerung. «Die Bewirtschaftung muss möglichst einfach sein. Mit den Flachkulturen können wir maschinell arbeiten», erläutert Hanspeter Huber.
Bedienter Stand
Während der Saison, die von Ende Mai bis Ende Juni dauert, stellen Hubers einige Pflückerinnen ein. Bevor das Erdbeerfeld für die Selbstpflücker öffnet, gehen diese durch die Reihen und füllen 250 und 500 Gramm Schalen. Diese werden ebenfalls im Verkaufscontainer angeboten – für jene Kundinnen und Kunden, die nicht selber pflücken möchten. Selbstverständlich ist hier der Preis höher. Wenn das Feld geöffnet ist, ist der Verkaufscontainer immer bedient. Auch wenn die Beeren selber gepflückt werden, erfolgt das Wiegen und die Bezahlung beim Personal. Kürzlich legte sich die Betriebsgemeinschaft eine neue Waage und Kasse zu. Diese sind direkt miteinander gekoppelt. Die zusätzlichen Produkte, die angeboten werden, können ebenfalls direkt gewogen und verrechnet werden. «So haben wir die verschiedenen Produkte auf der Abrechnung und sehen genau, wie viel wir von was verkaufen», erklärt Christina Huber, «Wir können so analysieren, wie wirtschaftlich die einzelnen Produkte sind». Der bediente Stand führt auch dazu, dass Diebstahl kaum ein Thema ist – anders als beim früheren Gemüsefeld.
Tipps und Tricks für die Direktvermarktung
Der Reiz, Direktvermarktung zu betreiben, ist gross: Zwischenhändler werden eliminiert und die Margen gehen zugunsten des Landwirts. Aber Achtung: Das Projekt muss sauber geplant und der Arbeitsaufwand unbedingt beachtet werden. Allgemein gibt es verschiedene Wege für die Direktvermarktung. Der wohl bekannteste ist der bediente Hofladen, dann geht es weiter mit Verkaufsständen an Strassen, bedient oder unbedient, Selbst-Pflück-Anlagen oder dem Weg übers Internet. Bei gut erschlossenen Höfen, bei denen viel Durchgangsverkehr herrscht oder die in Stadtnähe sind, bietet sich ein Hofladen oder Verkaufsstand an. Die Kundschaft ist nah und muss kaum einen zusätzlichen Weg auf sich nehmen. Für weniger gut erschlossene Höfe bieten sich eher Wege übers Internet an.
Beim Einstieg in die Direktvermarktung ist zentral, dass die Kundschaft überhaupt über das Angebot Bescheid weiss. Es gilt also, Werbung zu machen. Bevor aber die Werbestrategie ausgearbeitet werden kann, muss dem Landwirten klar sein, was seine Produkte für einen Mehrwert bieten, welche Botschaft er aussenden möchte und welche Zielgruppe angesprochen werden soll. Grundsätzlich sind für selbstproduzierte Produkte die Herkunft, Qualität und Frische wichtige Eckpunkte, die sich vermarkten lassen. Auch sind regionale, kleine Kampagnen von Bedeutung, welche direkt die gewünschte Zielgruppe ansprechen. Ist eine jüngere Zielgruppe gewünscht, kann beispielsweise über soziale Netzwerke wie Facebook die Bekanntschaft erhöht werden. Bei einer älteren Zielgruppe sind Inserate in lokalen Zeitungen eine Möglichkeit. Grundsätzlich gilt, dass Werbung im Print, also Zeitungen oder Zeitschriften, langlebiger, aber mit höheren Kosten verbunden sind. Auch zeigt sich der Nutzen der Werbung meist nicht sofort – es braucht Zeit, bis die Bekanntheit bei potenziellen Kundinnen und Kunden steigt. Die beste und günstigste Werbung bleibt sicherlich die Mund-zu-Mund-Propaganda. Dafür gilt: Stets freundlich sein, persönliche Kundenbindung aufbauen und auf einen sauberen und gepflegten Auftritt achten.
Gemüsefeld geschlossen
Leider zeigte sich in den zwei Versuchsjahren mit dem Gemüsefeld, wo die Kunden selbständig ernteten und zahlten, dass zwar Geld in der Kasse war, aber zu wenig. «Wir beobachteten das Feld, aber es war niemand von uns aktiv dort», erläutert Christina Huber. Und ein zusätzlicher Angestellter nur für das Feld sei im Verhältnis zu den Einnahmen zu teuer gewesen, so Huber. Also entschloss sich die Betriebsgemeinschaft nach einer zweijährigen Versuchsphase, das Gemüsefeld wieder zu schliessen. «Wir merkten schon, dass die Leute Freude am Feld hatten. Da Gemüse aber nicht unser Hauptbetriebszweig war, brachte es für uns nichts, das Gemüsefeld auf Biegen und Brechen weiter zu betreiben», so Christina Huber.
Regionale Produkte sind in
Interessanterweise hat die Betriebsgemeinschaft dieses Problem aber bei den «Blumen zum selber Schneiden» nicht. An 16 Standorten betreiben sie Blumenfelder mit Selbstbedienung und ohne Aufsicht. «Hier klaut niemand, wohl weil die Kundschaft eine andere ist», mutmasst Christina Huber.
Was zahlreiche Studien aufzeigen, bemerken auch die Hubers: Die Konsumentinnen und Konsumenten setzen immer mehr auf regionale und saisonale Produkte. Weiter profitieren Hubers auch von der höheren Bevölkerungsdichte – mehr Kunden finden den Weg zu ihnen und ihrem Erdbeerfeld.
Wenige, aber klare Regeln
«Auf dem Erdbeerfeld sind alle herzlich willkommen – solange man sich an die Regeln hält», sagt Christina Huber. Das klingt härter, als es gemeint ist, denn die Regeln sind einfach: Es wird nicht über die Reihen gegangen, das «Grün» wird mitgepflückt und es darf nicht gerannt werden. Das funktioniere im Normalfall problemlos, auch wenn gemäss Christina Huber vereinzelt Personen vom Feld verwiesen werden müssten. Im Allgemeinen erhalten Hubers sehr gute Rückmeldungen – die Kundschaft schätzt, dass das Feld sauber sei. Die Saisonalität ist gefragt und wird gelebt. «Wir werden jeweils bereits anfangs Mai angesprochen, wann es endlich losgehe», freut sich Christina Huber.
Wenige, aber klare Regeln
Als Zeichen für die Eröffnung der Erdbeersaison wird jeweils ein imposanter Erdbeerballon aufgeblasen, der quasi als gigantische Werbetafel funktioniert. Vor ein paar Jahren wurden der Vorgänger des Ballons und das damalige Verkaufszelt durch Vandalismus zerstört. «Das Feld ist zwar eingezäunt, aber wenn jemand will, kann man den Zaun überwinden», erzählt Hanspeter Huber. Das sei ein Risiko, das sie tragen müssen, denn versicherbar sei das Feld nicht. Seit diesem Vorfall besitzt die Betriebsgemeinschaft den Verkaufscontainer. Auch wurde das Feld schon von Vandalen zertreten, aber auch hier sei nichts zu machen. «Ein Strafverfahren einzuleiten wäre zwar möglich, aber Aufwand und Nutzen daraus stehen in keinem Verhältnis», sagt Hanspeter Huber.
Werbung
Seit 12 Jahren gibt es das Erdbeerfeld in Urdorf – und der gute Ruf, den sie sich aufgebaut haben, hilft der Betriebsgemeinschaft bei der Werbung: «Mund-zu-Mund-Propaganda ist die beste Werbung für uns», erzählt Christina Huber. Ansonsten betreiben sie eine Webseite (www.erdbeerfeld.ch) und haben einen Facebook-Auftritt (Erdbeerparadies Urdorf). Weiter verteilen sie Flyer und haben dafür gesorgt, dass die Suchmaschinen im Internet ihre Webseite auch wirklich finden. Während der Erdbeerzeit betreut die Betriebsgemeinsschaft ein Erntetelefon, womit sich die Kundschaft erkundigen kann, ob und wann das Feld geöffnet ist.
Für die Betriebsgemeinschaft funktioniere das wunderbar so, die Nachfrage würde stimmen und den Betriebszweig Erdbeeren auszubauen sei nicht ihr Ziel, erläutert Christina Huber. Die Anzahl der Kunden sei seit ein paar Jahren ungefähr auf dem gleichen Niveau. Aber auch das ist wetterabhängig. «Wenn es drei Wochen regnet, haben wir einfach Pech», erzählt Huber.
Das grösste Problem hierbei ist, dass die Qualität darunter leiden kann. «Wir bieten aber nur hochqualitative Beeren an, denn das ist unser Markenzeichnung», so Huber abschliessend.
Betriebsspiegel
Betriebsgemeinschaft Willy Mathys sowie Christina und Hanspeter Huber
LN: zirka 100 ha
Kulturen: Christbäume, Blumenfelder, Erdbeeren, Raps, Weizen, Gerste, Speisesoja, Ackerbohnen, Körnermais, extensive Wiesen und Naturschutzflächen
Weitere Betriebszweige: Direktvermarktung von Christbäumen in der Vorweihnachtszeit an verschiedenen Standorten; Blumen zum selber Schneiden an 16 Standorten; Erdbeeren zum selber Pflücken mit bedientem Verkaufscontainer, wo noch andere regionale Produkte verkauft werden (eigene Rhabarbern, Spargeln und Bauernhofglace aus der Region, nur während der Erdbeersaison); Agroservice GmbH mit Dienstleistungen im Landschafts-, Garten- und Tiefbau bereich
Arbeitskräfte: Leitung: Hanspeter Huber (100 %, Geschäftsinhaber und Spartenleiter, Landschafts- und Tiefbau, Lohnarbeiten, Erdbeeren); Willy Mathys (100 %, Geschäftsinhaber und Spartenleiter, Gartenbau, Christbäume, Schnittblumen); Christina Huber (50 %, kaufm. Leiterin, Personal, Administration und Versicherungen) eine Mitarbeiterin Landwirtschaft, während der Saison zusätzlich einige Pflückerinnen und ein Verkäufer, 9 Personen in der Agroservice GmbH, im Winter zusätzliche Mitarbeiter für die Christbaumernte.