Für den autoritären Landwirt sind seine Mitarbeiter reine Vollzugsorgane, die sich unterordnen müssen. Wer sein Team unter Druck setzt, erzeugt Gegendruck oder Gleichgültigkeit. Wer autoritär ist, hat immer das letzte Wort und tut sich schwer damit, eine andere Meinung zuzulassen. In der Landwirtschaft lässt sich vielerorts eine autoritäre Führung feststellen, wenn auch oft in milder Form. Und man hört immer wieder die Meinung «mit meinen Leuten muss ich so reden, die verstehen nichts anderes und können sich unter situativer Führung auch nichts vorstellen». Weil der Landwirt früher in seiner Ausbildung autoritär geführt wurde, neigt er dazu, den gleichen Führungsstil auch weiterhin anzuwenden.
Lust auf Leistung
Autoritär geführte Mitarbeiter denken: «Ich muss jetzt X erledigen», und machen sich unter Druck an die Arbeit. Förderlich ist folgende Einstellung des Mitarbeiters: «Ich will jetzt X tun, weil es für den Betrieb (und für mich) einen Sinn macht». Der Mitarbeiter muss sich nicht anstrengen, er will es. Idealerweise findet er selbst einen Grund, sich Mühe zu geben, etwas aus innerem Antrieb zu tun. Freude an der Arbeit und Lust auf Leistung sind die inneren Antreiber, die es bei autoritärer Führung selten gibt.
Lob ist wichtig
Der Führungsstil situative Führung berücksichtigt die individuellen Fähigkeiten des einzelnen Mitarbeiters bei der Arbeitseinteilung. In der Wunschliste der Angestellten steht die Wertschätzung durch den Betriebsleiter ganz oben. Mitarbeiter wollen bei der Arbeitseinteilung ein Mitspracherecht haben, nicht nur Befehlsempfänger sein. Freie Handlungsspielräume und Mitwirken bei bestimmten Entscheidungen werden besonders hoch eingeschätzt. Neben Lohn und Gehalt sind auch die immateriellen Motive zu beachten: Anerkennung, Lob, Mitspracherecht, Vertrauen, Verständnis. Das schafft Freude an der Arbeit und Lust auf Leistung.
Fluktuationsrate reduzieren
Besondere Aufmerksamkeit verdienen neu eingestellte oder ausländische Mitarbeiter, die mit der Sprache oder der Integration noch Probleme haben. Gerade für sie ist situative Führung wichtig. So wie durch richtige Düngung das Ernteergebnis verbessert wird, so bringt Führung bessere Arbeitsergebnisse. Richtig motiviert ist, wer sagt: «Ich freue mich auf meine Arbeit, ich freue mich auf Herausforderungen». Je mehr sich der Mitarbeiter als Teil des Betriebs fühlt, desto grösser sein Engagement.
Die vorgegebenen Tages- oder Wochenziele realisiert der Landwirt gemeinsam mit seinem Team. Jeder hat bei der Planung und täglichen Einteilung der Arbeit ein Mitspracherecht, die endgültige Entscheidung trifft der Chef selbst, denn schliesslich trägt er die Verantwortung. Gute Personalführung führt zu Mitarbeiterbindung (Retention) und reduziert die Fluktuationsrate. Motivierte Mitarbeiter entwickeln Eigeninitiative, Engagement, Schwung und Begeisterung. Jemand ist motiviert, wenn er von sich aus «Antrieb» zeigt, die Arbeitsziele möglichst gut zu erreichen.
Wir-Gefühl schaffen
Wer bei schwierigen Arbeitsbedingungen eine positive Wahrnehmung des Chefs spürt, fühlt sich anerkannt und wird sich weiterhin engagieren. Vertrauen und Wertschätzung führen dazu, dass mehr getan wird als nur «Dienst nach Vorschrift». Lobende Worte führen dazu, dass auch der Mitarbeiter seinen Arbeitgeber lobt. Wer Anerkennung erfährt, ist eher bereit, Kritik zu ertragen, wenn es mal zu Fehlern kommt.
Dabei geht es nicht nur um harmonisches Miteinander, die Landwirtschaft ist kein Streichelzoo, Kuschel-Management wird vom Team kritisch betrachtet und sogar abgelehnt. Jeder will das Gefühl haben, dass er einen für den Betriebserfolg notwendigen Beitrag durch seine Arbeit erbringt.
Mitarbeiter achten besonders auf die Gleichbehandlung der ausländischen Saisonarbeiter und Teilzeitkräfte, und Hilfen bei der Eingliederung in die Betriebsgemeinschaft. Für den Landwirt lohnt sich die Bemühung, weil er gute Mitarbeiter an seinen Betrieb bindet und sie für die nächste Saison wieder gewinnen kann. Man stärkt die Identifikation mit dem Betrieb, wenn Mitarbeiter so behandelt werden, als wären sie Mitglieder der Familie.
Situative Führung in der Landwirtschaft
- Sie informieren Ihr Team rechtzeitig und vollständig über Ihre Pläne.
- Sie geben qualifizierten Mitarbeitern freien Entscheidungsspielraum.
- Sie bevorzugen nicht die sogenannten Lieblingsmitarbeiter.
- Sie kritisieren bei Fehlern nur die Leistung, nicht die Person.
- Sie loben besondere Leistungen der Mitarbeiter.
- Sie haben auch ein Ohr für persönliche Anliegen Ihrer Mitarbeiter.