Während der Rindfleischkonsum in der Schweiz in den vergangenen Jahren weitgehend stabil blieb, hat die Produktion aus der Mutterkuhhaltung laufend zugenommen. So hat sich die Anzahl Mutterkühe in den letzten 20 Jahren etwa verdreifacht. Die konventionelle Rindfleischproduktion mit Stallhaltung macht jedoch immer noch den grösseren Anteil aus.
Wirtschaftlichkeit analysieren und optimieren
In der Mutterkuhhaltung ist es schwierig, eine mit der Milchviehhaltung vergleichbare Wirtschaftlichkeit zu erreichen, weil nur Fleisch und keine Konsummilch produziert wird. Ziel der Studie war es deshalb einerseits, die wirtschaftliche Situation in der Mutterkuhhaltung detailliert zu analysieren und andererseits, mögliche Optimierungen an verschiedenen Produktionsstandorten zu bewerten. Dazu hat Agroscope fünf standardisierte und standortangepasste Produktionssysteme miteinander verglichen (siehe Box).
Effizienz steigern oder Kosten senken
Die Studie zeigt: Es gibt zwei Möglichkeiten, um die Mutterkuhhaltung wirtschaftlich zu optimieren. Ihr Potenzial ist je nach Standort unterschiedlich. Entweder wird die Produktivität der Mutterkuh erhöht, indem beispielsweise zusätzlich zum eigenen Kalb auch Zukaufskälber an einer Kuh säugen und so pro Kuh mehr Kälber verkauft werden können. Oder die Landwirtinnen und Landwirte versuchen, die Kosten zu senken und gemeinwirtschaftliche Leistungen für die Biodiversität zu erbringen, die mit Direktzahlungen entschädigt werden. In beiden Strategien gilt es, den Wettbewerbsvorteil einer graslandbasierten, standortangepassten Fleischproduktion zu erhalten. Das heisst unter anderem auch, den Import von Kraftfutter zu minimieren.
Potenzial auf reinen Grünlandbetrieben
Grosses Potenzial gibt es unter den gegebenen Preisen auf reinen Grünlandbetrieben an guten Futterbaulagen in der Tal- und Hügelregion. Dort würde eine Umstellung auf eine intensive Natura-Veal-Produktion mit Ammenkuhhaltung (mindestens 2 Kälbern pro Kuh und Jahr) zu deutlich höheren Einkommen führen als die herkömmliche Natura-Beef-Produktion. Allgemein können die Landwirtinnen und Landwirte die Effizienz ihrer Mutterkuhhaltung steigern, wenn sie fruchtbarere und robustere Tiere halten.
Bergbetriebe rentieren besser
Die Ergebnisse zeigen zudem signifikante Unterschiede zwischen den Tal- und Bergbetrieben. Im Berggebiet liegt das Einkommen aus der Mutterkuhhaltung sowohl absolut wie auch pro Hektare deutlich über den Talbetrieben. Die hohen Strukturkosten (z.B. für Gebäude und Maschinen), führen vor allem bei kleineren Betrieben im Talgebiet vereinzelt gar zu negativen Einkommen aus der Mutterkuhhaltung. Bei den Bergbetrieben hingegen ist Rindfleisch aus Gras oft eine Haupterwerbsquelle im Sinne einer Landschaftspflege mit Nebenprodukt Fleisch. Die Produktion könnte jedoch über standortangepasste Genetik mit leichteren Kühen oder Stieren mit besserer Fettabdeckung optimiert werden. In gemischtwirtschaftlichen Talbetrieben ist die Mutterkuhhaltung nur dann ausreichend rentabel, wenn die Kosten konsequent tief gehalten werden. Dies betrifft vor allem die Arbeits-, Maschinen- und Kraftfutterkosten.
Informationen zur Studie
Untersucht wurden in der Hügelregion ein intensives Natura-Veal-System mit Ammenkuhhaltung (zwei verkaufte Kälber pro Kuh und Jahr), in der Bergregion ein extensives Natura-Veal und ein Natura-Beef System, sowie in der Talregion ein Natura-Beef und ein Ausmast-Beef-System. Letzteres strebt mit 15 bis 20 Monaten ein höheres Schlachtalter der Kälber an. Bei Natura-Veal dauert die Mast ca. 5 Monate und bei Natura-Beef ca. 10 Monate. Mit Ausnahme der Ammenkuhhaltung werden bei allen Systemen knapp weniger als 1 Kalb pro Kuh und Jahr verkauft.
Die Studie wurde von den kantonalen Beratungszentren Aargau, Thurgau, Luzern und Graubünden sowie vom Verband «Mutterkuh Schweiz» begleitet. Mitfinanziert wurde das Projekt von «Mutterkuh Schweiz» und vom Coop Fonds für Nachhaltigkeit. Agroscope hat 42 professionelle Mutterkuhbetriebe detailliert analysiert, die Mitglied im Verband sind und einen Mutterkuhbetriebszweig mit mindestens 18 Rindergrossvieheinheiten betreiben. Unter Ausschluss der Nebenerwerbs- und Hobbybetriebe sind die Herdengrössen der Stichprobe sehr ähnlich mit den Verbandsbetrieben.
Quelle: Agroscope