Jeder Tierhalter und jede Tierhalterin kennt die Zeichen von Wärmestress bei den eigenen Tieren und die daraus folgenden wirtschaftlichen Einbussen: Fruchtbarkeitsprobleme, tiefere Milchleistung und -gehalte sowie allgemein negative Beeinflussung des Stoffwechsels. Um Wärmestress vorzubeugen, gibt es verschiedene Massnahmen: Nachtweiden, Ventilatoren im Stall, Berieselungsanlagen, stallbauliche Massnahmen oder die Zucht auf Thermotoleranz mit dem Slick-Gen.
Wärmestress beginnt bereits ab 22 Grad
Wärmestress bei Rindern beginnt bereits bei einer Lufttemperatur von 22 Grad. Mit Zunahme der Luftfeuchtigkeit nimmt auch der Wärmestress zu. Bei Messungen der Felltemperatur stellte man fest, dass dieses an der Sonne oft bis 10 Grad wärmer ist als die Lufttemperatur. Die Fellfarbe beeinflusst dabei die Felltemperatur: Schwarzes Fell wird wärmer als helles Fell.
Wärmetoleranz als Zuchtziel
Zwischen den Rinderrassen gibt es genetische Unterschiede bei der Pigmentierung und der Ausbildung der Schweissdrüsen, welche die Wärmetoleranz beeinflussen. Damit sind einige Rassen wärmetoleranter als andere. Auch innerhalb einer Rasse gibt es tierspezifische Unterschiede: Für eine bessere Wärmetoleranz sind über 100 Genorte verantwortlich, die Erblichkeit ist dementsprechend eher tief. Im Jahr 2014 entdeckten Genetiker das natürliche Slick-Gen. Diese Entdeckung vereinfacht die Zucht auf Wärmetoleranz.
Wärmeschutz-Gen aus der Karibik
Das Slick-Gen stammt aus einer natürlichen Anpassung auf Hitze bei Senepol-Rindern aus der Karibik. Diese Anpassung bewirkt sehr kurzes Fell, mehr Hautfalten und eine deutlich höhere Schweissproduktion bei Temperaturen ab 24 Grad. Grund für die erhöhte Schweissproduktion ist ein im Vergleich zu Nicht-Slick-Trägern unter der Haut doppelt konzentriert vorkommendes Enzym (Protein FOXA1).
Durch das kurze Fellhaar verdunsten grosse Menge an Schweiss direkt auf der Haut.
Durch das kurze Fellhaar verdunsten grosse Menge an Schweiss direkt auf der Haut. Dieser Effekt kühlt das Blut unter der Haut sehr effizient. Bei Temperaturen ab 24 Grad wird dadurch die Körpertemperatur auf maximal 39 Grad stabilisiert, was rund 1 Grad tiefer ist als bei «normalen» Rindern unter Wärmestress. Durch die Stabilisierung des Stoffwechsels von Slick-Tieren treten Folgeprobleme wie beispielsweise geringere Milchleistung oder Fruchtbarkeitsprobleme gar nicht oder zumindest abgeschwächt auf. Bei Temperaturen unter 24 Grad sind keine Unterschiede erkennbar.
Das natürliche Slick-Gen ist zunehmend auch in Fleischrassen sehr beliebt.
Das dominante Slick-Gen ist in der Rasse Senepol aus der Karibik homozygot vorhanden. Durch die Kreuzung von Slick-Trägern in Holsteinkühe und umgekehrt entstanden Holstein-Slick-Trägertiere, die heute bis 99 Prozent Holsteinblut aufweisen. Das natürliche Slick-Gen ist zunehmend auch in Fleischrassen sehr beliebt.
Slick-Gen sichert Zuchterfolg bei der Leistung, Fruchtbarkeit und Gesundheit
Die Angst, dass die Wärmetoleranz Zielkonflikte mit der genomischen Zucht auf mehr Leistung hervorruft, ist unbegründet. Das Gegenteil ist der Fall. Durch die höhere Blutzirkulation gelangen auch mehr Sauerstoff und Nährstoffe ins Euter und in die Organe. Dies wiederum führt zu höheren Laktationen und zu besserer Fruchtbarkeit als bei Nicht-Slick-Trägern. Laut Studien sollen Slick-Träger auch resistent gegen Zecken und Magenwürmer sein. Fliegen hassen das glänzende, ölige Kurzhaarfell.
Slick verbessert die Leistung und spart gleichzeitig Futter.
Durch die Verbesserung der Fruchtbarkeit während der zunehmenden Hitzeperioden wird die Langlebigkeit und dadurch die Lebensleistung erhöht. Slick verbessert die Leistung und spart gleichzeitig Futter. Mit der verbesserten Effizienz ist weniger Nachzucht nötigt. Slick-Tiere sind deshalb für das Weideland Schweiz sehr interessant.