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Landleben

1000 Ideen aber keinen Plan?

Viele Gartenbesitzerinnen und Gartenbesitzer haben zwar viele tolle Ideen, um den Garten zu verschönern – können diese aber nicht unter einen Hut bringen und dann entsprechend umsetzen. Profitipps können den Unterschied zwischen «keinem Plan» und einem «Traumgarten» ausmachen.

Drei Varianten für einen Reihenhausgarten mit den gleichen Wünschen: Essplatz, Rasen, Wasser und Liegestühle.

Drei Varianten für einen Reihenhausgarten mit den gleichen Wünschen: Essplatz, Rasen, Wasser und Liegestühle.

(Lyke Gschwend/ Lifestyle & More)

Publiziert am

Gartendesignerin (ZHAW), Inhaberin von "Lifestyle & More, Gartendesign"

Es ist ein bekanntes Phänomen: Tausende Fotos gesammelt, das eine schöner als das andere und trotzdem kommt man keinen Schritt weiter. Vielleicht merkt man seit längerem, dass im Garten etwas fehlt, weiss aber nicht ganz genau was es ist. Gerade dieses Jahr während dieser speziellen Zeit, in der man länger zu Hause und damit auch im Garten ist, wird einem bewusster, wie wertvoll ein Garten sein kann. Wer seinen Garten ändern oder ganz neu machen möchte, sollte ihn zunächst genau überdenken. 

Schritt für Schritt zum neuen Garten

Eine neue Aussengestaltung fängt mit einem guten Plan an. Um diesen Plan erstellen zu können, braucht es vorab noch ein wenig Arbeit. Zuerst sollte man sich bewusst machen, was man genau möchte. Eine Umgestaltung würde bedeuten, dass Bestehendes mit einbezogen wird, während ein komplett neues Design mit einem Start auf einer blanken Leinwand zu vergleichen wäre. Der neue Garten soll schlussendlich gemütlich, atmosphärisch, sicher und für jeden nutzbar sein. 

Bedarfsanalyse 

Der nächste Schritt besteht darin, dass eine Wunschliste erstellt wird. Oft helfen die schon lange gesammelten Fotos aus dem Internet oder aus Zeitschriften. Aber auch Mindmaps oder Gespräche zwischen den Benutzern, um die genauen Bedürfnisse zu klären, sind sehr wertvoll. Wie wäre es mit einem sogenannten «Moodboard», ein Brett worauf man Fotos von Gärten, Pflanzen, Möbeln, Farben und Materialien, die einem besonders gefallen, befestigt? Es gilt herauszufinden, was die übereinstimmenden Faktoren in den Fotos sind. Dies hilft, Ideen zusammenzufassen und vereinfacht die grosse Flut an Bildern zu bewältigen. Oft ist weniger mehr. 

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Eine Mindmap hilft, um beim Brainstorming alle Ideen zu sammeln und einen Überblick zu schaffen.

(Lyke Gschwend/Lifestyle & More)

Gartenstil 

Es sollte auch der Gartenstil bestimmt werden: «Landhausgarten», «Organisch Natürlich», «Modern», «Asiatisch», «Formal», «Mediterran», «Englisch-Romantisch» oder «Mischkultur», um nur ein paar zu nennen. Der gewählte Stil kann dann untersucht und dessen Stilkomponenten definiert werden. Mit einem Landhausgartenstil werden unter anderem Romantik, Biodiversität, geschwungene Formen, natürliche Materialien wie Stein, Kies und Holz verbunden. Beim modernen Stil sind zum Beispiel eine Reduktion auf klare geometrische Formen, wenige Farben und Pflanzensorten das Wichtigste. Im Internet finden sich verschiedene Komponenten zum jeweiligen Stil.

Grundlage

Der Anfang wird gemacht, indem ein massstabgetreuer Bestandsplan vom Garten gezeichnet wird. Aus bestehenden Plänen kann der Grundriss des Hauses, inklusive Fenster, Türen, und die Parzellengrenze übernommen werden. Nun kann genau unter die Lupe genommen werden, was bleiben soll und was stört. Es ist hilfreich die Nordrichtung einzuzeichnen, da sie später wichtig ist, um die Schatten und Sonnenbereiche im Garten zu bestimmen. Wenn dies alles zusammengetragen wurde, hat man eine gute Grundlage, um mit der Planung zu starten. Jetzt besteht die Kunst darin, dass ein neuer Garten gezeichnet wird, der eine Verbindung zwischen Haus, Garten und der Umgebung gewährleistet. Den Wohnungsstil kann man im Garten wieder aufnehmen.

Start der kreativen Phase

Einen Garten zu entwerfen, ist ein komplexer Vorgang, bei dem es um das Zusammenfügen verschiedener Elemente geht. In der Regel braucht es etliche Skizzen, bis der endgültige Entwurf steht. So ist der Entwurfsprozess ein Suchen, Auswählen, Ordnen, Strukturieren aber auch Verwerfen und Weglassen. Es gilt, sinnvolle Ordnungen zu finden, Nutzungsordnungen zu erfüllen und Atmosphäre in einem Grünraum zu kreieren.

Grundprinzipien

Was versteht man unter einem guten Design? Es gibt in der Gestaltungslehre etwa sieben Designprinzipien, die auch in
der Gartenarchitektur ihre Gültigkeit haben. Ein gutes und harmonisches Design wird durch Berücksichtigung möglichst
vieler Grundprinzipien erreicht. 

Formen: Diese strukturieren den Garten und sind am wichtigsten bei der Gartengestaltung. Sie können
streng geometrisch oder auch organisch sein. Die verschiedenen Formen der Pflanzen oder sonstige Elemente bringen
Abwechslung. 
Proportionen: Stimmen die Proportionen nicht, fühlt es sich nicht richtig an. Erhöhte Ebenen oder hohe und tiefe Bepflanzung, zum Beispiel halbhohe Hecken, sorgen für Einteilung, Überraschung und Tiefenwirkung. Auch bei Überschneidungen von zwei Formen müssen die Proportionen stimmen. 
Balance: Für Harmonie braucht es eine Balance zwischen allen Elementen. Zu viel von einem Element kann das ganze Design durcheinanderbringen. Es braucht ein ausgewogenes Verhältnis zwischen bepflanzter und freier Fläche. 
Fokuspunkt: Ein Fokuspunkt ist ein «visueller Stopp». Dies kann eine Skulptur, ein Sitzplatz oder auch ein Solitärbaum sein. Der Punkt kann aber auch ausserhalb des Gartens liegen (Aussicht, Berg, Kirchturm). Eine Sichtachse vom Haus aus mit einem Fokuspunkt am Ende bringt eine Einheit zwischen Haus und Garten. Man muss bedenken, dass man den Garten öfters von innerhalb des Hauses sieht. Fokuspunkte, sichtbar vom Haus, sind daher umso wichtiger. 
Dynamik: Mit Dynamik ist der visuelle Fluss vom einen zum anderen Punkt im Garten gemeint.
Durch einen Richtungswechsel beim Laufen, fühlt sich der Garten breiter an und wird interessanter und lässt ihn grösser erscheinen als er ist. 
Wiederholung: Die Wiederholung von bestimmten «Design-Elemente» wie zum Beispiel Form, Belag, Farbe oder Pflanze bringt das Gefühl von Harmonie und Ruhe in eine Gartengestaltung. 
Einfachheit: Die besten Gartendesigns haben immer eine gewisse Einfachheit , ob dies nun streng geometrisch oder romantisch geschwungene Designs sind. Mehr wird nicht automatisch besser. Pflanzen wachsen und ein Garten braucht Zeit zur Entwicklung.

Das ganz wichtige i-Tüpfelchen

Die Krönung eines jeden Gartendesigns ist die Pflanzauswahl. Da die Pflanzen die lebenden, sich verändernden Elemente im Garten sind, ist dies der herausforderndste Teil der Gartengestaltung. Manchmal sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr. Heutzutage hat man eine immense Auswahl an verschiedenen Pflanzen. Die Blütezeit der jeweiligen Pflanzen ist relativ kurz, darum ist es wichtig, dass die Pflanzen auch sonst von Interesse sind (Blattfarbe, Blattstruktur, Winterbild und Ähnliches). Einen richtigen Pflanzplan zu erstellen ist, sehr zeitintensiv und zu vergleichen mit der Planung einer Tischordnung für eine Hochzeit. Es kann aber Zeit, Geld, Enttäuschung und Mühe sparen, wenn man von Anfang an die richtige und standortgerechte Pflanzwahl trifft. Als Vorbereitung sollte man die Lichtverhältnisse kennen und wissen, was für Gartenerde im Garten vorhanden ist. Die Bodenbeschaffenheit ist die Basis für das gesunde Wachstum der Pflanzen. Obwohl die meisten Pflanzen fast überall wachsen, gelingt das an einem Standort besser, als am anderen. Sogar natürlich anmutende Bepflanzungen mit Stauden und Gräsern brauchen eine genaue Planung. Erstellt man einen Ereigniskalender, sieht man, wann es welche Blüten, Früchte, Blattfarben oder Winterfarben gibt . So sind schnell Lücken im Erscheinungsbild festzustellen.

Tipps für die Gartenplanung

•Wenn darauf geachtet wird, dass das Sehen, Hören, Fühlen, Schmecken und Riechen jeweils irgendwo erlebt werden kann, wird der Garten ein wahrer Erlebnisgarten. Der alte Brauch, Speisen und Getränke mit essbaren Blüten zu verfeinern, bringt Farbe im Garten und Würze in die Küche. 

• Kontraste bringen Spannung: Schatten und Licht, weiche und harte Formen, Höhen und Tiefen und vieles mehr. 

• Man sollte zuerst die Strukturpflanzen planen: Bäume und Sträucher und erst dann die Stauden und Einjährigen.

• Eine ungerade Anzahl von Pflanzen erscheint dem Auge gefälliger. 

• Einplanung verschiedener Sitzplätze mit unterschiedlichen Nutzmöglichkeiten. Dabei werden Schattenplätze immer wichtiger.

• Ein Regenwassertank zur Bewässerung in trockenen Zeiten ist eine Überlegung wert.

• Beleuchtung kann nicht nur zur Sicherheit eingesetzt werden. Am Abend können Spots, die zum Beispiel Solitärpflanzen, Fokuspunkte oder Sitzplätze akzentuieren, das schwarze Loch in einen schönen Garten verwandeln.

Kleine Tricks sind durchaus erlaubt

• Hellere (kalte) Farben, die hinten im Garten verwendet werden, lassen diese Pflanzen optisch weiter nach hinten rücken und vergrössern dadurch den Garten. Dunkelfarbiges Laub oder warme Farben wie Rot oder Orange rücken näher und verkleinern.

• Durch üppige Farben und verschiedene Formen der Pflanzen kann eine geometrische Strenge «besänftigt» werden.

• Planung einer Abfolge von Höhen und Blütenfolgen der Pflanzen, denn sie sind die Essenz eines guten Gartendesigns.

• Verwendet man die im Haus vorkommenden Farben, verbindet dies Haus und Garten.

• Werden interessante Hingucker ausserhalb des Gartens mit einbezogen, dann wird der Garten optisch vergrössert.

• Versuchen, einen roten Faden im ganzen Gartenkonzept anzuwenden, damit eine Einheit entsteht.

Weitere Informationen auf der Homepage Lifestyle & More by Lyke Gschwend

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