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Landleben

«Ziel ist ein friedliches Nebeneinander»

Die Weiden in der Wohnzone, die Äcker im Naherholungsgebiet: Wer wie Hitta Mehli am Stadtrand bauert, kämpft mit speziellen Rahmenbedingungen. Das führt manchmal auch zu speziellen Erlebnissen.

Christian, Alena, Doris und Hitta Mehli sind Pferdenarren.

Christian, Alena, Doris und Hitta Mehli sind Pferdenarren.

(Bild: Eveline Dudda)

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Aktualisiert am

ehemaliger Mitarbeiterin, LID

Die Kühe weiden in der Grünfläche einer Wohnzone, der Auslauf der Pferde grenzt ans Schulhaus, der Miststock steht direkt neben dem Bahngleis: Der Hof von Hitta Mehli befindet sich am Stadtrand von Chur. Die Wiesen und Äcker sind Teil eines Naherholungsgebietes. Familie Mehli versucht das Beste aus dieser Situation zu machen. Sie betreiben nicht nur Milchwirtschaft und Ackerbau, sondern halten auch Pensionspferde. Mehli schmunzelt: «Früher habe ich mit der Milchproduktion die Pferdehaltung subventioniert – heute ist es umgekehrt.» Neben den eigenen vier Pferden sind auf dem Hof rund 20 Pensionspferde eingestallt.

Vieh wird zur Weide gefahren

Für Ausritte ist die Lage des Hofes ideal. Die Reiterinnen müssen nur durch die Unterführung unter dem Bahngleis und schon sind sie im Naherholungsgebiet. Dort, in unmittelbarer Nähe vom Hof, befindet sich auch ein grosser Teil von Mehlis Wiesen und Äckern. Doch der Weg durch die Unterführung ist für die meisten landwirtschaftlichen Maschinen zu schmal. Um auf das Land, das direkt an seinen Hof anschliesst, zu gelangen, muss Mehli deshalb den Umweg über die vielbefahrene Masanserstrasse nehmen. Dort ist das Einspuren schon für einen normalen PW problematisch – für einen Traktor mit Anbaugerät erst recht. «Früher sind wir auch noch mit dem Jungvieh auf die Weiden gelaufen, die sich oberhalb der Strasse befinden. Aber das gab nur Ärger», sagt Mehli. Nicht nur Autofahrer, sondern auch die Postautochauffeure hatten keine Freude, wenn sie wegen dem Viehtrieb ihren Fahrplan nicht einhalten konnten. Obwohl diese Weiden keine 500 Meter vom Hof entfernt sind, transportiert Mehli das Jungvieh nun im Anhänger dorthin.

Blumenkübel im Maisfeld

Rund die Hälfte der 42 ha grossen Fläche, die Mehli bewirtschaftet, ist Grünland. Auf der anderen Hälfte werden Getreide, Mais, Raps und Eiweisserbsen angebaut. Bei der Ernte gibt es immer wieder Überraschungen. In den Wiesen sind es dicke Knüppel, die häufig ins Mähwerk geraten. Sie stammen oft aus dem Rhiiwäldli, wurden von Hunden angeschleppt und irgendwann in der Wiese liegengelassen. Im Maisacker ist höchste Aufmerksamkeit gefordert wegen der grossen Pflanzkübel, die dann aber schon abgeerntet seien. «Vermutlich sind denen die Kübel zu schwer, um sie wieder rauszutragen», so Mehli. Verständlich. Aber warum um alles in der Welt trägt sie überhaupt jemand ins Maisfeld hinein? Mehli grinst: «Hanf. Sobald der Mais hüfthoch ist, werden die Kübel im Feld deponiert.» Dort sind die THC-haltigen Pflanzen vor den Blicken der Gesetzeshüter geschützt. Wenn der Hanf reif ist, löst er sich im wahrsten Sinne des Wortes in Rauch auf - nur die Pflanzkübel bleiben als Abfall zurück. Abfall ist für einen Bauern in Stadtnähe ohnehin ein Dauerthema. Vor allem Hundekot ist omnipräsent. Allzu oft landet der Kot fein säuberlich im Plastiksäckli verpackt im Feld. Das Aufstellen von Tafeln scheint wenig zu nützen.

Spezielle Begegnungen

Der Stadtbauer hat zwar einiges zu erzählen, er will aber nicht klagen. Manche Leute stellen auch Fragen, zum Beispiel, warum er das Getreide spritze. «Dann kann ich erklären, dass ich Herbizide einsetze, weil ich die Zeit zum Handjäten nicht habe. Das verstehen sie meistens.» Weniger Verständnis haben die Leute für Fragen der Tierhaltung. «Es kommt vor, dass eine Kuh auf der Weide abkalbt. Das sind eigentlich die einfachsten Geburten.» Aber weht kurz darauf ein kühles Lüftchen, dann klingelt das Telefon bei Mehlis Sturm. Einmal habe sogar jemand eine Bettdecke über ein Kalb geworfen. Dass die Leute in einer so ländlich gelegenen Stadt wie Chur nicht wissen, dass das Rindvieh mit Kälte keine Probleme hat, findet Mehli bedenklich. Er erinnert sich aber auch an positive Begegnungen. «Einmal war ich gerade mit dem Traktor dabei, Heu zusammenzunehmen, da kam eine ältere Velofahrerin auf mich zu und fragte, ob sie eine Runde mitfahren dürfe. Das Heu dufte so wunderbar und es erinnere sie an ihre Kindheit.» Wie hätte Mehli da nein sagen können. Das Ziel von Mehli ist ein friedliches Nebeneinander mit der Stadtbevölkerung. Er kann sogar der vielbefahrenen Strasse etwas Positives abgewinnen: «Die Kirschen von unseren Hochstammbäumen verkaufen wir über einen Stand an der Strasse. Es dauert keine zwei Wochen, dann sind sie weg.»

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