Mohn macht süchtig
Mohn begleitet die Menschen seit den Anfängen der Ackerkulturen. Unter den Funden aus Pfahlbauten der Jungsteinzeit (rund 4500 v. Chr.) entdeckten Forscher Mohnsamen. Auch im Grab des ägyptischen Königs Tutanchamun bei Luxor, der um 1360 v. Chr. gelebt hatte, fand man Mohn. Von Äckern ist Mohn inzwischen verbannt. Doch nun ziehen seine gezüchteten Verwandten mit zauberhaften Blüten in unsere Gärten ein.
Pollen für Insekten
Mohnblüten ziehen Hummeln und Bienen magisch an. Die Insekten sammeln die Pollen zur Aufzucht ihrer Brut. Wirtshausschild für das «Fressbädli» ist die strahlend leuchtende Farbe. Bei den Griechen heisst der Mohn «Blume der Träume». Ritzt man die grünen Samenkapseln an, quillt milchiger Saft hervor. Aus einer bestimmten Mohnsorte wird auf diese Weise Opium gewonnen und daraus Morphium hergestellt – zum Segen und Fluch der Menschheit: Als Arzneimittel lindert es Schmerzen, als Rauschgift missbraucht, zerstört es Leben.
Traumblüten aus dem Orient
Wie ein Paukenschlag öffnen sich die prall gefüllten, behaarten Knospen des mehrjährigen Orientalischen Mohns ( Papaver orientale). Die imposanten Riesenblüten, so gross wie eine Grapefruit, stehlen im Mai und Juni allen anderen Blumen die Schau. Sie thronen elegant auf kräftigen, bis ein Meter hohen Stielen. Aus den ursprünglich knallig roten Blumen sind durch Einkreuzungen fantastische Farben entstanden. Einige Blüten sind gefüllt oder gerüscht und erinnern an ein bildschönes Haremskleid. Man sollte es Bienen und Hummeln gleichtun und das Innenleben inspizieren: Um den Fruchtknoten mit sternförmiger Narbe drapieren sich fast schwarze Staubfäden in grosser Zahl. Sie bilden einen aparten Kontrast zu rosa- oder lachsfarbenen und vor allem weissen Blütenblättern.
Hofstaat für Staudenmohn
Voraussetzung für die stattliche Staude ist etwa ein Quadratmeter Platz, gut durchlässige, kalkhaltige Erde und volle Sonne. Zudem spielen auch die richtigen Begleiter eine wichtige Rolle, etwa Schleierkraut, Felberich, Astern, Rittersporn, Sommerphlox, Eisenhut oder Ziergräser. Denn nach der Blüte zieht der Orientalische Mohn sein Laub ein und begibt sich in eine Ruhephase. Die benachbarten Pflanzen sollen somit die Lücke kaschieren, bis die Staude im Herbst erneut austreibt. Der Orientalische Mohn «Pizzicato» erreicht nur etwa einen halben Meter Wuchshöhe und öffnet im Juni und Juli immer wieder neue Blüten. Saattermin ist ab März bis Ende Juni.
Auswahl in Hülle und Fülle
Kurzlebiger ist der Islandmohn ( Papaver nudicaule). Er wird ab Mai bis Juli ausgesät und häufig nur zweijährig kultiviert. Seine bis zu einem halben Meter hohen Stängel mit Blüten in warmen Gelb- und Orangetönen, Lachsrosa und Elfenbein, entfalten sich ab Juni bis September. Im Mai und Juni ist auch Saattermin für Klatschmohn ( Papaver rhoeas), Marienkäfermohn ( Papaver commutatum) und Kalifornischer Mohn ( Escholzia californica). Mohn hat Pfahlwurzeln und lässt sich deshalb nicht so gut versetzen. Daher sät man am besten an Ort und Stelle.
AutorinEdith Beckmann, Freie Journalistin BR aus Frauenfeld (TG), leidenschaftliche Gärtnerin mit Wurzeln in der Landwirtschaft.
Grüne Tipps für den Nutzund Ziergarten
• Tomaten Mitte Mai möglichst waagrecht in die Erde pflanzen, damit sich viele Wurzeln bilden.
• Sellerie hält Thrips und Lauchmotten fern: Das Wurzelgemüse nach den Eisheiligen zusammen mit Lauch ins gleiche Beet setzen.
• Mischen Sie ein paar Körner Dill unter Gemüsesaaten wie Karotten, Kohl, Randen und Salat: Das Gewürzkraut stimuliert die Keimung.
• Sommerblumen stehen auch einmal im Regen. Für guten Wasserabzug in Töpfen sorgt eine fingerdicke Schicht Kies, Tonscherben oder Blähtonkügelchen. Diese mit Vlies abdecken, erst dann Blumenerde einfüllen.
• Lilienhähnchen schädigen nicht nur Lilien, sondern auch Kaiserkronen! Beim Ablesen eine Dose unter den roten Käfer halten, denn bei Erschütterung lässt er sich fallen.