Ein buddhistisches Sprichwort, welches unsere Reiseleiterin von Terra Travel zu Anfang der dritten Reise zitiert, besagt: «Lächle und die Welt verändert sich». Bis zum Ende der Reise sind die Teilnehmer sich einig, dass die Burmesen sich dieses Sprichwort verinnerlicht haben. Ob beim Besuch bei einheimischen Bauern, bei der Fahrt mit dem Zug durch Yangon oder beim Essen im Restaurant: Überall begegnen uns Menschen mit einem Lächeln auf den Lippen und einer ausgeprägten Wärme und Gastfreundschaft.
In einem Land, in dem der Wandel so allgegenwärtig ist und den Alltag der Menschen mitprägt, ist das keine Selbstverständlichkeit. Durch die sozialistische Regierung war Myanmar lange wirtschaftlich von der Welt abgekoppelt.
Heute, nach der politischen Öffnung, ist das Land ein sehr beliebtes Reiseziel. Der Tourismus ist jedoch noch nicht so stark entwickelt, dementsprechend echt und charakteristisch erleben wir Land und Leute.
Religion
Unser erster Besuch in Yangon führt uns zur Shwedagon Pagode, das Wahrzeichen des Landes und eine der bekanntesten Pagoden Asiens. Der Legende nach wurden hier acht Haare von Buddha in die Wände eingemauert. Die Pagode ist mit rund 60 Tonnen Gold bestückt und an der Spitze befindet sich ein 76-karätiger Diamant.
Religion und Spiritualität spielen in Myanmar eine wichtige Rolle, trotz der hohen Armutsrate im Land wird hier nicht gespart. Egal wo wir hinkommen, der Glaube ist omnipräsent. Morgens sehen wir die Mönche in ihren dunkelroten Gewändern barfuss durch die Strassen gehen, um Essensspenden von der Bevölkerung zu sammeln. Wir treffen unterwegs auf ein buntes Dorffest zu ehren der jungen Novizen, die für eine gewisse Zeit ins Kloster gehen. Goldene Pagoden ragen selbst in kleinsten Dörfern über den Dächern und Bäumen hervor und werden rege besucht. Am eindrücklichsten erlebten wir dies in Bagan, wo zwischen dem 11. und 13. Jahrhundert zweitausend Sakralgebäude aus Ziegelstein gebaut wurden. Heute ist es eine der grössten archäologischen Stätte Südostasiens, welche täglich Besucher aus aller Welt zum Staunen bringt.
Landwirtschaft
Zwei von drei Einwohner Myanmars sind in der Landwirtschaft tätig. Wie diese fast unglaublich hohe Zahl zustande kommt, wird sofort klar, als wir den ersten landwirtschaftlichen Betrieb nahe Mandalay besuchen.
In Myanmar gibt es sehr wenige Milchkühe, deshalb gehört der Betrieb von Co Nan Win mit rund hundert Zebukühen zu den grösseren Rindviehbetrieben im Lande. Gemolken wird hier von Hand, landwirtschaftliche Maschinen suchen wir vergebens. Dieses Bild bestätigt sich auch bei den weiteren Besuchen von einheimischen Bauern. Arbeitskräfte sind in Myanmar so günstig, dass es sich kaum lohnt, diese durch teure Maschinen abzulösen. Umso wichtiger sind auch die Ochsen, die hier allerlei Motoren ersetzen. So treffen wir auf unserer Reise auf Felder, die mit Ochsenkarren gepflügt werden, Erdnussölmühlen, die von einem Ochsen angetrieben werden und Ochsengespanne, welche die Zuckerrohr ernte transportieren.
Vieles wirkt in unseren Augen improvisiert, die Hilfsmittel sind oft einfach, werden aber effizient eingesetzt. Tausende Blumen werden auf dafür viel zu klein wirkenden Mopeds zum Markt gefahren, Reis stroh wird so hoch auf einen alten Transporter gestapelt, dass wir uns wundern, dass dieser nicht umkippt und Schweine werden auf dem Hof an etwa drei Meter langen Stricken an einem Pfahl gehalten.
Es gibt verschiedene Landwirtschaftsprojekte, welche auch von der Schweiz unterstützt werden, mit dem Ziel, die Landwirtschaft in Myanmar zu fördern. In Zusammenarbeit mit Kleinbauern werden auf Versuchsbetrieben Früchte- und Gemüsesorten getestet. Dabei kommen auch neue Technologien im Bereich Bewässerung und Düngung zum Einsatz und der dringend notwendige Marktzugang wird entwickelt.
Ernährung
Die Vielfalt der Nahrungsmittel, die in Myanmar produziert werden, ist gross. Zu Gemüse wie Blumenkohl, Karotten, Zwiebeln und Kartoffeln kommt eine Vielzahl tropischer Früchte wie Bananen, Papayas, Ananas und Mangos. Reis ist das Hauptnahrungsmittel der Bevölkerung und beträgt 50 % der bebauten Ackerfläche, gefolgt von Hülsenfrüchten und Ölsaaten.
Für grosses Erstaunen und einige bleiche Gesichter sorgte ein ganz besonderer Snack, der uns in Yangon an einem Strassenstand angeboten wurde: Hühnerfüsse am Spiess.
Handwerk
Wir staunen während unserer Reise durchs Land immer wieder über die Geschicklichkeit, den Fleiss und die Geduld, mit der vornehmlich Burmesinnen von Hand Lotusfäden gewinnen und weben, Glieder feiner Silberketten aneinanderreihen, Lackwaren bemalen und Stoffe besticken. Oft wird dieses Handwerk seit Generationen innerhalb einer Familie weitergegeben.
Eine Reise wert
Die ausserordentliche Freundlichkeit und Herzlichkeit der Menschen, die mystische Stimmung, die sich beim Morgengrauen über das Land und seine goldenen Pagoden legt, die vielen traditionellen Handwerke, die tiefroten Sonnenuntergänge und die einfache und scheinbar unbeschwerte Lebensweise der Burmesen machen den Besuch dieses Landes zu einem einzigartigen Erlebnis, das eine ganz besondere Faszination hinterlässt.
Bilder: Aline Pulfer