Der Weg zum Bauernhof der Familie Bühlmann führt über schmale Strassen auf eine Anhöhe hinter den Militärflugplatz in Emmen. Jedes Jahr ab November herrscht hier viel Betriebsamkeit. Für viele Bewohner der Agglomeration Luzern gehört der Kauf eines Christbaums ab Hof mittlerweile zum festen Termin im Jahreskalender. Wie ein Vorbote der hektischen Tage taucht eine Familie mit vier kleinen Kindern auf. Eine Tochter markiert mit einem farbigen Band ihren Wunschbaum auf einem kleinen Feld. Senior Werner Bühlmann ist gerade vom Traktor hinuntergestiegen und wechselt ein paar Worte mit den Besuchern. Die Vorauswahl vor Ort von ungeschnittenen Bäumen kommt zwar selten vor, ist aber für viele eine schöne Einstimmung in die Adventszeit. «Es gab auch schon Kinder, die ganze Plakate mit laminierten Zeichnungen fürs Christkind an den Wunschchristbaum befestigten», erzählt Bühlmann auf dem Rundgang durch Hof und Baumplantagen. Zur Adventszeit wird auf dem Hofgelände den Kunden ein kleiner Weihnachtsmarkt geboten, wo sich die Besucher jeweils mit Glühwein und «Kafi Träsch» aufwärmen dürfen. Beim Kauf eines Weihnachtsbaums gibt es eine Rauchwurst aus hofeigenem Schweinefleisch als Geschenk dazu. Die Kunden werden auch mit Tipps versorgt, damit der Weihnachtsbaum mindestens bis zum Dreikönigstag tadellos aussieht.
Regionalität ist heute wichtig
Bühlmann, der inzwischen den Betrieb einem seiner Söhne übergeben hat, übernahm das Christbaumgeschäft von seinem Vater. Nach einem Sturm und grossen Waldschäden Mitte der 1960er Jahre begann Candit Bühlmann, Rottannen zu pflanzen und setzte diese als Christbäume ab. Der Verkauf beschränkte sich anfänglich auf ein paar hundert Bäume pro Jahr. Doch dank seines Verkaufstalents vergrösserte sich die Kundschaft von Jahr zu Jahr. 1974 begannen die Bühlmanns im Eingangsbereich des Shoppingcenters Emmen Weihnachtsbäume zu verkaufen. Doch Konkurrenz machte sich bemerkbar. Grossverteiler und Baumärkte entdeckten den Verkauf von Christbäumen ebenfalls als lukratives Geschäft. «Die konnten uns natürlich preislich unterbieten. Aber unsere Mitbewerber setzten fast ausschliesslich Importbäume ab», erläutert Werner Bühlmann. «Das waren schwierige Jahre.» Doch zwei Strömungen kamen den Bühlmanns sehr gelegen. Zum einen bevorzugen heutzutage die meisten Käufer die pflegeleichte Nordmanntanne, die eine längere Haltbarkeit aufweist. Die Erfahrung zeigte, dass sich diese in Nordeuropa heimische Baumart auch für den Anbau in der Schweiz gut eignet. Zum zweiten beeinflusst der Megatrend «Regionalität» nun das Christbaumgeschäft. «Vor 10 Jahren hatten wir an unseren Verkaufsstellen 500 bis 800 Importbäume im Angebot, heute sind es noch 100 bis höchstens 300. Der Rest ist einheimisch. Unsere Stammkundschaft hielt uns über Jahre die Treue», so Werner Bühlmann.
Es bleibt ein Nebenerwerb
Unweit des Hofes befinden sich die Nordmanntannen-Plantagen. Die Nadelbäume sind empfindliche Gewächse, die Hege und Pflege brauchen; so erdulden sie beispielsweise keinen Spätfrost im Frühling. Von 8 000 bis 10 000 Bäumen pro Hektare wird nur ein Bruchteil zum verkäuflichen Objekt heranwachsen. Bäume mit einem symmetrischen Wuchs der Seitenäste, mit dichten Nadeln und einer unbeschädigten, freistehenden Spitze sind erstklassiert und erzielen die höchsten Preise. Aufgrund der rasch wachsenden Nachfrage nach Schweizer Christbäumen arbeiten die Bühlmanns mit einem Partnerbetrieb aus dem Kanton Aargau zusammen. Sohn Thomas Bühlmann, inzwischen Betriebsleiter, will das Geschäft mit den grünen Nadeln unbedingt weiter gedeihen lassen: «Die Digitalisierung fordert uns heraus. Wir prüfen den Einstieg ins Onlinegeschäft.» Der traditionelle Verkauf ab Hof soll aber weiterhin bestehen bleiben. Vater und Sohn sind sich einig, dass es weiterhin ein Nebenerwerbszweig bleiben wird. Denn mit einem Milchviehbestand von rund hundert Kühen und einer Schweinemast sind die Ressourcen durchs Jahr anderswo gebunden. «Unser Ziel ist es, die bisherige Kundschaft weiterhin gut zu bedienen und zu behalten.»