Corinne Baumann vertraut auf die Nase ihres Hundes: «Yasso such». Daraufhin macht der deutsche Schäfer- und Trüffelhund zwei, drei Sätze, schnuppert und schon greift die Bäuerin nach einer faustgrossen dunklen Erdkugel, die sie locker mit einem Schraubenzieher aus der oberen Erdschicht herausgräbt. «Super gemacht, bravo», lobt Corinne Baumann ihren Hund und wirft ihm einen Spielzeugball, dem er freudig hinterherrennt. Yasso habe das Trüffelsuchen schnell gelernt, erzählt sie. Nach einer intensiven Lernphase im eigenen Trüffelgarten hatte er es innerhalb vier Wochen intus. Auch sein Vorgänger war ein guter fen, dass er die Trüffel nur anzeigen Spürhund und habe schnell begrifund nicht selber ausbuddeln darf.
Geologisch erklärbar
Die Idee mit den Trüffeln kam von ihrem Mann, verrät seine Frau. Jürg Baumann begann mit seiner damaligen Jack Russel-Hündin im Wald zu üben und siehe da, er war erfolgreich. Eine Sensation war dies allerdings nicht, denn von der Erdgeschichte her betrachtet, waren die Funde im Klettgau erklärbar. Geologisch ist der Klettgau nämlich mit der Jurakette zwischen dem Schwäbischen Jura und dem Aargauer Jura verbunden.
Die Bodenstrukturen schienen ihnen ideal und auch die Trüffelfliege hat das Ehepaar entdeckt. Corinne und Jürg Baumann bewirtschaften einen Betrieb von 22 Hektaren, seit 2017 als Bio-Suisse Knospenbetrieb. Sie bauen Getreide und Mais an und produzieren Zwiebeln und Rüebli. Sie halten zudem Weidegänse, afrikanische Höckergänse und Truten. Beide arbeiten Teilzeit auswärts.
450 Bäumchen gepflanzt
Als Corinne und Jürg Baumann von der Firma Trüffelgarten Österreich hörten und Kontakt mit deren Inhabern aus der Oststeiermark aufnahmen, kam die Sache ins Rollen. Bodenabklärungen ergaben einen ph-Wert von 7,8. Für den Trüffelanbau optimal. Der Boden wurde umgewälzt und 30 Zentimeter tief mit Humus versetzt. Gepflanzt haben sie 450 geimpfte Bäume auf einer Fläche von einer halben Hektare in zwei Etappen. Bei den Bäumchen, deren Wurzeln mit Sporen des Burgundertrüffels, der im Herbst geerntet wird und ein Teil mit Sporen des Périgord-Trüffels, einer edleren Trüffelsorte, die in den Wintermonaten geerntet werden kann, handelt es sich um Baumhasel, Hain-Buchen und Zerreichen. Die erste Etappe erfolgte im Oktober 2008 und die restlichen 150 Bäumchen wurden ein Jahr später gepflanzt. Die Investitionen waren hoch, für eine Idee, die eventuell erst in 10 Jahren, oder auch gar nicht funktionieren könnte!
Eher ein Nischenprodukt
Corinne und Jürg Baumann gehören zu den ersten, die sich in der Schweiz auf ihrem landwirtschaftlichen Betrieb eine Trüffelplantage anlegten. «Heute werden es immer mehr», sagt Markus Bopp, Fachstelle Pflanzenbau am Strickhof. Seit 2014 werden die Trüffel anlagen als eigenständige Kultur auf Landwirtschaftsland anerkannt und deshalb werden auch Beiträge ausgerichtet. Für ihn ist eine Trüffelplantage eher ein Nischenprodukt, das grössere Risiken aber auch grös sere Chancen biete als konventionelle Anbauarten. Zudem brauche es viel Geduld, bis sich dann möglicherweise ein Ertrag einstelle. Weil Erfahrungswerte noch fehlen und viele Faktoren den Erfolg beeinflussen, sieht Bopp eine Trüffelanlage eher als ein Experiment als ein wirtschaftliches Standbein in der Landwirtschaft, auch wenn das Interesse an den Trüffelkursen gross sei.
«Man hat uns belächelt»
Der Aufwand sei in den ersten Jahren hoch gewesen, sagt Corinne Baumann. Die Pflänzchen mussten in den ersten zwei Jahren einmal wöchentlich bewässert werden. Zudem musste das Gras zwischen der Plantage regelmässig geschnitten werden. Als Frostschutz wurde in den beiden ersten Wintern jeder einzelne Baum mit Stroh geschützt, das dann im Frühling wegen der Mäuse auch wieder entfernt werden musste. Zudem wurde die Plantage wegen dem Verbiss durch das Wild eingezäunt. Während der nächsten Jahre liess man die Plantage einfach wachsen, mähte das Gras regelmässig und in der Plantage tummelten sich Weidegänse. Nun war warten angesagt, man spreche von acht bis zwölf Jahren, bis sich möglicherweise Trüffel entwickeln, erklärt Corinne Baumann weiter. «Hinter vorgehaltener Hand hat man uns belächelt und wir selber waren uns ja auch nicht ganz sicher, ob wir jemals Trüffel ernten könnten.»
Grosse Bestätigung
Acht Jahre später, es war im Herbst 2016. Ihr damaliger Deutscher Schä-fer- und Trüffelsuchhund Inouk habe beim Gang durch die Plantage plötzlich einen Trüffel angezeigt und das gab den Startschuss für eine systematische Suche, erzählt Corinne Baumann. Sie seien so auf weitere Exemplare des kostbaren Trüffels gestossen, die teilweise auch durch Schnecken oder Mäuse angefressen waren. Dies beunruhigte Baumanns nicht, da Trüffel unverdaubar sind, tragen Mäuse über den Kot zur Verbreitung des Pilzes bei. Die erste Ernte belief sich auf ein bis zwei Pfund. «Bei einem Preis für die höchste Qualitätsklasse, der zwischen 600 bis 800 Franken pro Kilogramm liegt, kam dann doch schon etwas zusammen und wir fühlten eine grosse Bestätigung, es richtig gemacht zu haben.»
Heiss und trocken ist nichts für Trüffel
Dann kamen die beiden Hitzesommer, 2017 und 2018. Die Plantage sei extrem trocken gewesen, die Trüffel waren entweder sehr klein, oder blieben ganz aus. Zudem hatten sie ihren Hund Inouk verloren und mit Yasso, ihrem jetzigen Hund, fingen sie erst Anfang 2019 mit der Ausbildung an, erzählt Corinne Baumann. Auch war der Sommer 2018 heiss und trocken und die Aussichten auf eine gute Ernte gering. Deshalb seien sie im letzten Jahr überrascht gewesen, dass es ihrem jungen Yasso gelungen sei, insgesamt acht Kilogramm Trüffel zu erschnüffeln. Wie es heuer werden wird, komme auf die Witterung an, sagt Corinne Baumann. Sollten die Sommermonate in Zukunft eher trocken bis sehr trocken bleiben, werden sie sich mit einer Bewässerung für die Anlage befassen müssen. Corinne Baumann verkauft die Trüffel am liebsten in der Region. «Kunden, die bei uns Gänse kaufen, sind auch offen für Trüffel», sagt sie. Zudem seien Restaurants an Trüffel interessiert und sie stelle auch regelmässig Trüffelbutter her, der sich auch ab Hof wunderbar verkaufe.