Im Museum und Schaulager «Fachwerkerleben» im Girsbergerhaus in Unterstammheim wird in diesem Jahr ein grösseres Modell einer Baumtrotte nachgebaut. Dieses Gerät diente zur Weinherstellung. Am vergangenen Sonntag konnten Besucher des Museums den Handwerkern über die Schultern schauen.
Nicht nur Ausstellung
Im Unstammheimer Girsbergerhaus, welches als Museum und Schaulager «Fachwerkerleben» genutzt wird, gibt es nicht nur eine Ausstellung, sondern es wird auch tüchtig mit Holz gearbeitet. Dies zeigte sich am vergangenen Sonntag, wo die Besucher Gelegenheit hatten, den Holzhandwerkern bei ihrer Arbeit über die Schultern zu blicken. In diesem Jahr setzte das Museumsteam den Schwerpunkt auf den Bau eines grösseren und auch funktionsfähigen Modells einer Baumtrotte, welche entsprechend den Originalen exakt nachgebaut wird.
Von diesen stattlichen Trotten, welche bis zehn Meter und teilweise gar noch länger waren, gab es um 1815, 47 Stück im ganzen Tal. Für den Bau im Jahr 2021 kommen vorwiegend Werkzeuge und Holzbearbeitungsgeräte zum Einsatz, welche bereits beim Bau solcher Trotten vor über 200 Jahren verwendet worden sind. „Der jetzt im Bau befindliche Trottbaum hat exakt eine Länge von 2,50 Meter und der dafür verwendete spezielle Stamm aus Eichenholz, samt notwendiger Astgabel, hat uns der Förster Christian Bottlang geliefert“, erklärte Museumsmacher und Modellbauer Walter Weiss. Jetzt kann die Spindel in die Astgabel eingesetzt werden. Er selber hat im Vorfeld ein Modell im Massstab 1:5 angefertigt. Bei diesem Modell fehlt kein Detail einer grossen Baumtrotte. Für alle Bauteile kommt fast ausschliesslich Eichenholz zum Einsatz, zum Beispiel um das Trottbett, die Träger und weiteren Holzteile anzufertigen. „Wir konnten auch einige Bestandteile aus alten Eichenbalken herstellen“, fügt Weiss bei.
Im Herbst 2022 wird gepresst
Die umfangreichen Arbeiten starteten bereits im Herbst 2020. Dabei können Weiss und sein Team auf einen beachtlichen Fachpersonalpool setzen. „Wir haben rund 100 Mitglieder, wobei sich seither jeden Mittwochabend jeweils vier bis fünf treffen, um die Trotte massgerecht in mit grösstenteils auch einfachen Werkzeugen und in Handarbeit die Trotte exakt dem Modell nachzubauen“, sagt Weiss. Dies zeigt, dass hinter diesem Trottenprojekt bereits hunderte von Stunden Arbeit stecken. Die Spindel, welche einer enormen Zug- und Druckbelastung ausgesetzt ist, wurde bereits in einer Drechslerei in Wil (SG) aus einem Fruchtholz gedreht. Viele Spindeln alter Baumtrotten sind aus Elsbeerholz angefertigt worden. „Wir haben uns zum Ziel gesetzt, dass die Trotte im Herbst 2022 zum Einsatz kommen kann“, zeigt sich Walter Weiss zuversichtlich.
Weitere Informationen: fachwerkerleben.ch
Quelle: Roland Müller