Immer mehr Betriebe entscheiden sich für ein automatisches Melksystem. In der Schweiz sind heute rund 1100 Roboter in Betrieb. Der Wechsel zu einem Melkroboter bedeutet für den Landwirt wie auch für die Kühe eine grosse Umstellung. Annelise Hever ist für das Lely Center Härkingen als Management-Beraterin unterwegs. Während der Umstellung wird der Landwirt durch die Start-Up-Betreuung (siehe Kasten) unterstützt. «Wir von Lely motivieren die Landwirte, die Beratung rege in Anspruch zu nehmen, damit die Umstellung gut gelingt. Nicht jeder Landwirt braucht aber gleich viel Betreuung.»
Annelise Hever, Managementberaterin Lely«Das Managementprogramm dient dem Landwirt zur Unterstützung.»
Mehr Flexibilität
Hever begleitet nun seit etwa eineinhalb Jahren den jungen Betriebsleiter Christian Bühler. Bei ihm hat sich in den letzten zwei Jahren viel verändert. Kurz nach Abschluss der Landwirtschaftslehre im Sommer 2018 ergab sich unerwartet die Möglichkeit, den Betrieb seiner Tante zu übernehmen. Er zögerte nicht und pachtet seit Anfang 2019 den Betrieb in Steinhuserberg bei Wolhusen (LU), auf 800 m ü. M. mit 16 ha Landwirtschaftlicher Nutzfläche, 25 Milchkühen und 22 Mutterschafen. Kurz darauf entschied er sich, den in die Jahre gekommenen Melkstand mit dem Melkroboter Lely Astronaut A5 auszutauschen. Bühler zögerte zunächst, da er dachte, dass ein Roboter für einen kleinen Betrieb keinen Sinn mache. «Die Vorteile, die ein Roboter bietet, wie die Flexibilität, die Tierüberwachung oder die höhere Milchleistung, überzeugten mich aber schlussendlich», erinnert sich Bühler. Hever erzählt, dass es immer öfter vorkomme, dass auch kleinere Betriebe mit unter 30 Kühen einen Melkroboter einbauen. Die Gründe seien vielfältig – beispielsweise arbeiten die Betriebsleiter im Nebenerwerb, sind alleine oder es können auch gesundheitliche Gründe dahinterstecken.
Farm Management Support (FMS)
Vor, während sowie nach der Installation eines Melkroboters wird der Landwirt von einem Managementberater vom Lely Center Härkingen eng betreut. Die Start-up-Betreuung beinhaltet vier Besuche kurz vor bis ein Jahr nach der Installation des Roboters. Dann kann nach Wunsch die weiterführende Beratung gewählt werden – von einem jährlichen Check zur Kontrolle der Einstellungen, bis zu enger Betreuung mit Dateninterpretation.
Schnelles Angewöhnen
Das Umstellen auf den Roboter lief auf dem Betrieb Bühler erstaunlich gut. Da er Respekt davor hatte, kaufte Bühler zuvor vier Kühe dazu, die das Robotermelken gewohnt waren. Obwohl teilweise sehr alte Kühe in der Herde sind, gewöhnten sie sich schnell an die neue Situation und es ging keine einzige Kuh aufgrund des Melkens aus dem Bestand. Bühler führt dies darauf zurück, dass die Kühe zuvor schon an eine Kraftfutterstation gewohnt waren. «Die gute Schmackhaftigkeit und Lockwirkung vom Leistungsfutter UFA 243 sowie das I-Flow Konzept vom Lely Astronaut hat sicher auch geholfen, dass die Kühe gerne den Roboter betreten», erinnert sich Bühler.
Eine wichtige Voraussetzung, wenn man sich für einen Roboter entscheidet, ist gemäss Hever die Fitness der Kühe. «Gesunde Kühe interessieren sich rasch für den Roboter und gehen selbständig melken.» Habe man hingegen lahme Kühe, oder solche mit Stoffwechselproblemen, so sei dies schwieriger. Beim Besuch vor der Inbetriebnahme wird deshalb auf den Gesundheitszustand der Herde eingegangen und werden allfällige Probleme oder Herausforderungen besprochen.
Bühler erlebte die Umstellung auf den Roboter in Bezug auf das Tierverhalten sehr positiv. «Es herrscht jeweils eine grosse Ruhe im Stall, da die Kühe melken, fressen und trinken können, wann sie wollen. Auch das Weiden funktioniert sehr gut.»
Hinweise ernst nehmen
Damit der Roboter überhaupt eine Unterstützung ist, ist die Beobachtungsgabe vom Landwirt sehr wichtig. «Der Roboter sammelt unendlich viele Daten», erklärt Annelise Hever. «Nur wenn allfällige Warnungen oder Hinweise auch angeschaut und daraufhin die betroffenen Kühe genauer unter die Lupe genommen werden, ist ein frühzeitiges Eingreifen möglich.» Man muss aber lernen, mit diesen Daten umzugehen. Deshalb wird der Landwirt während der Inbetriebnahme durch die Beratung eng begleitet.
Daten können am Computer oder auf dem Handy in der App im T4C (Time for Cows)-Managementprogramm angesehen und eingegeben werden. Christian Bühler nutzt die App vor allem dann, wenn er Daten von einzelnen Kühen anschauen möchte oder beispielsweise eine stierige Kuh erfasst. Das Behandlungsjournal hingegen führt er lieber am Computer.
Fütterungsberatung
Seit dem Wechsel auf den Roboter hat Bühler auch neu einen Mischwagen, mit welchem den Kühen eine Mischung aus Heu, Silage und Eiweisskonzentrat gefüttert wird. Am Roboter wird das Leistungsfutter sowie während dem Laktationsbeginn ein Startphasenfutter gefüttert. Die Futterkurve wurde während der Installation des Roboters eingestellt, einige Anpassungen wurden dann während dem ersten Jahr gemacht. Stephan Studinger, Milchviehberater bei der UFA, betreut Bühler von Seiten Fütterung. «Ich unterstütze Christian Bühler, wenn es um Anpassungen der Grundfutterration geht, was vor allem bei Jahreszeitenwechseln eine Herausforderung ist», so Studinger. Zudem nutzt er die T4C-Berater-App von Lely, wo er ausgewählte Daten wie die Leistung oder die Wiederkautätigkeit auf Herdenebene vom Betrieb Bühler einsehen kann. «Wenn es auf einmal eine starke Abweichung gibt, kann ich mich mit Bühler in Verbindung setzen, um den Grund zu erörtern und ihm allenfalls Tipps zu geben, welche Massnahmen er umsetzen kann.»
Ereignisse früh erkennen
Ein wichtiges Instrument, das Bühler im Alltag unterstützt, ist die Brunstwahrscheinlichkeit. Der Bewegungssensor, den die Kühe am Halsband haben, misst die Aktivität der Kuh sowie auch das Wiederkauen. Ist ersteres erhöht und zweites tiefer als normal, wird ihm die Kuh mit einer erhöhten Brunstwahrscheinlichkeit angezeigt. «Vor allem im Sommer ist dies für mich ein wichtiges Hilfsmittel, denn die Brunstsymptome fallen aufgrund der Hitze mehrheitlich auf die Nacht. Dank dem Roboter habe ich trotzdem einen Hinweis auf die Brunst», so Bühler. Um die Aktivität während der Nacht in solchen Fällen auch im Griff zu haben, hat er Kameras im Stall und im Laufhof eingebaut, und kann bei Bedarf nachschauen, wie die Kühe die Nacht verbracht haben.
Durch das Messen der elektrischen Leitfähigkeit und der Milchtemperatur gibt der Roboter Hinweise auf eine akute oder chronische Euterinfektion. Das hilft Bühler zu entscheiden, ob eine Kuh behandelt werden muss, beziehungsweise wie er beim Trockenstellen vorgehen soll.
Ein weiteres wichtiges Merkmal, ist die Klauengesundheit. Der Bewegungssensor am Halsband misst die Schritte der Kuh. Verringert sich die Schrittzahl, kann dies ein Anzeichen auf ein Klauenproblem sein. «Genau in solchen Fällen ist es dann wichtig, dass man zur Kuh geht und diese gut beobachtet. Hier hilft einem der Computer nicht mehr», verdeutlicht Hever. Eine gute Klauengesundheit sei beim Roboter ohnehin eine sehr wichtige Voraussetzung. Denn nur Kühe, die gut zu Fuss sind, gehen auch selbständig zum Melken.