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Nutztiere

Für die Zukunft ausgerichtet

Auf der Suche nach einem neuen Betriebszweig ist Familie Rutz aus St. Pelagiberg schliesslich bei den Legehennen gelandet. Nachdem in einer ersten Phase ein Stall für 6000 Hennen im Gespräch war, realisierten Albert und Marianne Rutz schliesslich ein deutlich grösseres Projekt.

Die weissen Legehybriden haben nebst dem Stallbereich einen Wintergarten und eine Weide zur Verfügung.

Die weissen Legehybriden haben nebst dem Stallbereich einen Wintergarten und eine Weide zur Verfügung.

(Sandra Frei)

Publiziert am

Aktualisiert am

Ehem. Mitarbeiter, UFA AG

Bei der Anfahrt zum Legehennenstall der Familie Rutz fallen augenblicklich die etlichen Hochstämmer auf, die der Weide der Legehennen eine gute Struktur geben. Seit rund 1,5 Jahren hält die Familie Rutz aus St. Pelagiberg (TG) Legehennen – ganze 15 900 an der Zahl. Albert Rutz bewirtschaftet seinen Betrieb gemeinsam mit seiner Frau Marianne und seinen Söhnen Albert jun. und Daniel. Die vier Töchter gehen ihren erlernten Berufen nach.

Damit weder Daniel noch Albert jun. eine auswärtige Arbeit annehmen mussten und da beide Söhne den Betrieb gemeinsam übernehmen werden, wurde nebst der Milchviehhaltung und dem Mostobst ein weiterer Betriebszweig gesucht. Schliesslich machte sie ein Inserat in einer regionalen Zeitschrift auf die Legehennenhaltung aufmerksam. Gesucht waren Legehennenhalter für einen Bestand von 6000 Legehennen. Die Familie Rutz meldete sich im Anschluss beim Eierhändler Lüchinger + Schmid AG und erste Abklärungen wurden getroffen. So wurde die De-ckungsbeitrags- und Trockensubstanzbilanz berechnet. Die Erfüllung dieser Bilanzen ist die Voraussetzung, damit eine innere Aufstockung des Tierbestandes möglich wird. Bei der Berechnung dieser Bilanz unterstützte sie der UFA-Geflügelspezialist Martin Fäh.

6000, 9500 oder doch 15 900?

In der Vorplanung entschied sich Familie Rutz anstelle eines Stalles von 6000 Legehennenplätzen, ein Baugesuch für 9500 Tierplätze einzureichen. Dieses nahm die behördlichen Hürden problemlos.

Bestärkt durch diverse Gespräche mit dem UFA-Geflügelspezialisten, befasste sich die Familie Rutz mit dem Gedanken, eventuell einen grösseren Stall zu bauen. Gemeinsam mit ihm besuchte das Betriebsleiterehepaar einen Betrieb mit 18 000 Legehennen. Nach dieser Besichtigung waren beide begeistert. Sie entschlossen sich, ein grösseres Projekt zu realisieren. Die Analyse der TS- und DB-Bilanz ergab eine maximale Bestandesgrösse von 15 900 Legehennenplätzen, die im Anschluss mit einem neuen Baugesuch angestrebt wurden. Durch die kompakte Bauweise und das mehrstöckige Volierensystem mit integrierten Legenestern konnte der Bauplatz effizient genutzt werden. «Von der Idee bis zum ersten Einstallen vergingen rund vier Jahre. Vor allem die Änderungen im Projekt kosteten etwas Zeit. Jedoch hatten wir keinen Zeitdruck, denn Daniel und Albert jun. besuchten noch die landwirtschaftliche Ausbildung. Das Volierensystem hatten wir bereits ein Jahr vor dem Baubeginn gekauft. Dadurch konnten wir vom tiefen Eurokurs profitieren. Nur der Chauffeur war etwas verdutzt, als er die Voliere in der Remise abladen sollte», erklärt das Betriebsleiterehepaar lachend.

Skaleneffekte nutzen

Familie Rutz gibt an, dass die Berechnungen zum Bau einer Legehennenhalle des Aviforums grob stimmen. «Je grösser die Herde ist, desto weniger kostet der einzelne Tierplatz. Ob wir mit unserer automatischen Eierabpack und Datieranlage täglich 5000 oder 15 000 Eier verarbeiten, spielt keine Rolle. Die Anschaffungskosten können entsprechend aufgeteilt werden», erläutert Albert Rutz die Investitionen. Damit sie für das Projekt entsprechende Mittel von der Bank erhielten, mussten sie einen fünfjährigen Abnahmevertrag vorweisen. Dieser ist während dieser Zeit von beiden Seiten unkündbar und verlängert sich im Anschluss jährlich stillschweigend. In der gesamten Planungs- uns Bauphase unterstützte der UFA-Geflügelspezialist Martin Fäh die Familie. Er hinterfragte Offerten, überprüfte Wirtschaftlichkeitsrechnungen und stand der Familie mit Rat zur Seite.

Betriebsspiegel Familie Rutz

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Albert, Marianne und Daniel Rutz (v.l.) kümmern sich um die 15900 Legehennen.

(Sandra Frei)

Tierbestand: 15 900 weisse Legehennen, 60 Milchkühe, 25 Rinder, 20 Mastkälber

LN: 40 ha Grünland

Obstbau: 1200 Hochstämmer (Äpfel und Birnen)

Arbeitskräfte: Albert und Marianne Rutz mit ihren Söhnen Albert jun. und Daniel, gelegentliche Mitarbeit der vier Töchter

Erstes Eiergeld fällt gering aus

Die Anfangszeit beschreiben Rutz’s als sehr intensiv. Albert Rutz und seine Frau mussten sich beispielsweise zuerst daran gewöhnen, dass bei den Hühnern Abgangsraten von 0,5 Prozent pro Legeperiode im normalen Bereich liegen. «Von der Milchviehhaltung her, waren wir uns das nicht gewohnt. Da ist ein Einzeltierverlust gravierender», erzählt der Betriebsleiter. Finanziell waren die ersten Monate nicht einfach: «Man hat hohe Ausgaben für den Bau, die Junghennen und das Futter. Das erste Eiergeld kommt aber erst nach rund zwei Monaten der Produktion – und fällt gering aus, weil die Hennen noch kleine Eier legen und die Leistung erst im Aufbau ist. Unterdessen haben sich diese Herausforderungen verflüchtigt und die Produktion läuft sehr gut», erläutert Marianne Rutz ihre Erfahrungen.

Einem Neueinsteiger empfiehlt die Familie Rutz, sich bei der Planung des Stalles ausreichend Zeit zu lassen und alles gut durchzudenken. Mit ihrer Legehennenhaltung, die BTS und RAUS erfüllt, haben Rutz’s ein weiteres Standbein gefunden, das die Wertschöpfung auf dem Betrieb erhöht und ermöglicht, dass das Betriebsleiterehepaar und beide Söhne ihren Lebensunterhalt vollumfänglich mit der Landwirtschaft erwirtschaften können.

Chance gepackt

Niemand aus der Familie Rutz hatte zuvor Erfahrung in der Geflügelhaltung. Daniel Rutz zeigte aber grosses Interesse am Geflügel. Als unfallbedingt ein Legehennenhalter aus der Region eine Vertretung suchte, entschied sich Daniel Rutz, die Chance wahrzunehmen und während der Planungsphase für rund ein Jahr Kenntnisse auf dem Legehennenbetrieb zu sammeln. «In diesem Jahr habe ich viel gelernt und gemerkt, dass mir die Arbeit mit den Legehennen grossen Spass macht und gut auf unseren Betrieb passt», erzählt der Junglandwirt. Sein Bruder Albert jun. ist für die Milchkühe des Betriebes zuständig. So haben die beiden zukünftigen Betriebsleiter sich je auf einen Betriebszweig spezialisiert und können sich dort verwirklichen.

Die Geflügelhaltung als Betriebszweig

Unter folgendem Link findet sich ein ausführliches Merkblatt mit den wichtigsten Eckzahlen, Infos und Anforderungen für den Einstieg in die Geflügelhaltung.

www.aviforum.ch/Portaldata/1/Resources/Wissen/Betriebliches/DE/FB_21_Betriebszweig_Gefluegel_16.pdf  

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