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Nutztiere

Einstreu bei Schweinen: Wie man sie bettet, so leisten sie

Tierwohl und Gesundheit sind Aspekte von grosser Bedeutung für die Haltung von Schweinen. Das natürliche Verhalten der Tiere soll durch geeignete Einstreumaterialien gefördert werden. Die optimalen Haltebedingungen erhöhen die Leistungsbereitschaft.

Stroh dient bei Schweinen zu weit mehr als nur zur Einstreu.

Stroh dient bei Schweinen zu weit mehr als nur zur Einstreu.

(Bild: Peter Röthlisberger)

Publiziert am

Mitarbeiterin Handel und Abwicklung, fenaco GOF

Leiter Schweineproduktionsprogramm, UFA AG

QUER GELESEN

  • Gemäss Tierschutzverordnung müssen sich Schweine jederzeit mit Stroh, Raufutter oder anderem Material beschäftigen können.
  • Das Material wird von Zuchtsauen auch für das natürliche Nestbauverhalten verwendet.
  • Schweine bearbeiten die Einstreu und fressen diese auch, weshalb sie unbedingt einwandfrei und unbelastet sein muss.

Tierschutzverordnung und Labelvorgaben widmen sich in diversen Artikeln den Themen tiergerechte Haltung, Beschäftigung und Fütterung bei den Schweinen. Ziel dieser Vorgaben ist, einen Standard zu schaffen, welcher den natürlichen Trieb der Tiere beachtet und gleichzeitig das Wohlbefinden der Tiere fördert.

Gesetzliche Vorgaben bei der Einstreu

Schweine müssen sich jederzeit mit Stroh, Raufutter oder anderem gleichwertigem Material beschäftigen können. Das ist die Grundvorgabe aus Artikel 44 in der Tierschutzverordnung. Weiter wird gefordert, dass Zuchttieren ausreichend Futter mit hohem Rohfaseranteil zur Verfügung stehen muss, wenn sie mit Kraftfutter gefüttert werden. In der Nutz- und Haustierverordnung werden das Nestbauverhalten von Muttersauen und die entsprechenden Anforderungen an das eingesetzte Material ausformuliert. Labelanforderungen können diese Vorgaben ergänzen oder erweitern. So fordert zum Beispiel IP-Suisse in den Richtlinien Tierhaltung für alle Schweine eine bodenbedeckend eingestreute, trockene, nicht perforierte Liegefläche. Im Weiteren werden die Anforderungen an Einstreu- und Beschäftigungsmaterialien sowie deren Verabreichung formuliert, wie zum Beispiel die minimale Schnittlänge von Stroh mit fünf bis zehn Zentimetern.

Hausschweine verhalten sich beim Nestbau genauso wie ihre Vorfahren.

Natürliches Verhalten der Tiere

In der freien Natur ist die Futtersuche und -aufnahme der Schweine mit viel Schnüffeln, Wühlen, Beissen, Nagen und Kauen verbunden. Mit der heutigen Fütterung und den Aufstallungssystemen der Schweine wird die Futteraufnahme von der Futterbeschaffung getrennt. Ein wichtiger Zeitvertreib zur Beschäftigung der Tiere geht somit verloren und es können Verhaltensstörungen wie Schwanzbeissen, Nervosität oder Leerkauen auftreten. Wildschweine und Sauen suchen sich natürlicherweise vor der Geburt einen geeigneten Platz, wo sie ihr Geburtsnest bauen können. Dieses Nestbauverhalten beginnt etwa sechs bis zwölf Stunden vor der Geburt. Untersuchungen an Hausschweinen aus Intensivhaltung haben gezeigt, dass diese das Nestbauverhalten noch genauso ausführen wie ihre Vorfahren. Stress durch verhindertes Nestbauverhalten kann zum Beispiel zu einer verlängerten Geburt führen. Durch geeignete Einstreu und Beschäftigungsmaterialien können Fehlverhalten minimiert und natürliche Triebe unterstützt werden.

Verarbeitete Einstreuprodukte für Schweine

Beim industriellen Verarbeiten von Stroh zu Produkten wie Strohwürfel, -krümel oder -mehl wird durch das mechanische Aufschliessen und Zerkleinern die Oberfläche sowie die Saugkraft erhöht. Beim Pelletierprozess wird das Produkt erhitzt, was die Keim- und Pilzsporenbelastung reduziert.

Auch bei der Herstellung von teilentstaubtem Häckselstroh ist eine starke Reduktion der Keimbelastung das Ziel. Für die Gesundheit der Tiere ist es wichtig, dass auf die Herkunft und eine gute Qualität der Strohprodukte geachtet wird.

Auswahl des Einstreumaterials

Es gibt eine Fülle von Materialien, welche sich für die Einstreu der Liegefläche, die Beschäftigung der Tiere oder auch die Rohfaserergänzung der Fütterung eignen (siehe Tabelle). Das am häufigsten verwendete Einstreumaterial ist Stroh. Es ist weich, saugfähig und bietet die Möglichkeit zum Wühlen und Nestbau. Stroh ist flexibel im Einsatz, da es in verschiedenen Formen vorkommt (Langstroh, geschnitten, Häcksel, Würfel, Krümel). Alternatives Produkt mit ähnlichen Eigenschaften ist Chinaschilf. Bei den verarbeiteten Strohprodukten gilt es, die speziellen Labelvorgaben bezüglich der Länge der Materialien zu beachten. Allenfalls sind Raufen anzubringen, welche den Tieren die Möglichkeit geben, sich zum Beispiel mit Langstroh zu versorgen und zu beschäftigen. Zur eigentlichen Rohfaserversorgung der Tiere werden üblicherweise Heu, Gras und Grassilage eingesetzt. Mit dieser zusätzlichen Verabreichung von Faserprodukten werden die Tiere beschäftigt und sind gesättigt. Damit sich Tiere satt fühlen, müssen ihre Verdauungsorgane gut gefüllt und gedehnt sein. Durch die Verdauung von rohfaserreichen Futtermitteln werden flüchtige, kurzkettige Fettsäuren gebildet. Diese heben den Insulinspiegel an und bilden so ein chemisches Sättigungsgefühl. Sägemehl und Hobelspäne sind ebenfalls sehr saugfähig und bieten eine weiche Liegefläche. Sie sind besonders geeignet für Jungtiere und säugende Sauen. Die Eignung und Verabreichung von Beschäftigungsmaterial für Schweine wird in der Nutz- und Haustierverordnung definiert. So müssen geeignete Beschäftigungsmaterialien kaubar, benagbar, fressbar und nicht toxisch sein.

Importierte Strohprodukte sollten nicht aus ASP-Gebieten kommen.

Qualität der Einstreu beachten

Da Schweine die Einstreu oft stark bearbeiten und auch fressen, muss diese unbedingt einwandfrei und unbelastet sein. Deshalb muss die Qualität so beschaffen sein, dass es keinen negativen Einfluss auf die Tiergesundheit hat. Bei der Ernte oder der externen Beschaffung soll ein Augenmerk darauf gelegt werden. Die grösste Herausforderung liegt hier bei den Mykotoxinen Deoxynivalenol (DON) und Zearalenon (ZEA). Muttersauen reagieren besonders empfindlich auf ZEA. Ihre Fruchtbarkeit wird dadurch massiv beeinträchtigt. Die Stoffwechselprodukte von ZEA gehen eine Wechselwirkung mit den Östrogenrezeptoren ein. Folge davon können vermehrtes Umrauschen, kleine Würfe, Aborte bis hin zu vermehrten Totgeburten sein. Äussere Anzeichen von ZEA können eine gerötete und angeschwollene Vulva sein. Gegenüber DON zeigen Schweine eine hohe Empfindlichkeit. Es hemmt die Nährstoffaufnahme im Darm und verändert die Darmzellen- und Barrierefunktion. Dadurch können vermehrt krankmachende Keime in den Stoffwechsel übertreten. Die Futteraufnahme und die Futterverwertung sinken. Häufiges Erbrechen der Tiere ist ein Anzeichen einer DON-belasteten Ration.

Aktuell sollte beim Import von Strohprodukten darauf geachtet werden, dass diese nicht aus Gebieten kommen, die von der Afrikanischen Schweinepest (ASP) betroffen sind.

Die Wahl des richtigen Einstreumaterials ist also entscheidend für das Wohl der Schweine und die Einhaltung gesetzlicher sowie labelspezifischer Vorgaben. Materialien wie Stroh, Hackschnitzel, Sägemehl, Heu und Torf bieten jeweils spezifische Vorteile und müssen im Hinblick auf ihre Eigenschaften und potenziellen Risiken sorgfältig ausgewählt werden. Durch die richtige Handhabung und regelmässige Kontrolle kann die Einstreu dazu beitragen, die Gesundheit und das Wohlbefinden der Tiere zu sichern, während gleichzeitig den Anforderungen von Tierschutz und Labelgebern entsprochen wird. 

Bio-Qualität vorgeschrieben

Gemäss Richtlinien von Bio Suisse muss bei Schweinen die Einstreu landwirtschaftlichen Ursprungs Bio-Qualität haben. Auf Bio-Suisse-Betrieben ist daher beim Einkauf von verarbeiteten Strohprodukten auf Bio-Qualität zu achten (auch Herkunft EU erlaubt).

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