Kümmerer bleiben von der Säugezeit über das Absetzen, von der Aufzucht bis in die Mast und schliesslich bis zur Schlachtung schwach. Es sollte möglichst wenig solche Tiere geben. Dank den Schweinesignalen identifizieren wir solche Tiere früh und handeln entsprechend nach dem Motto «Gu-cken-Denken-Tun».
Gucken
Schon bei der Geburt gibt es Ferkel mit Delphinköpfen. Diese Ferkel hatten bereits in der Gebärmutter ein schlechteres Wachstum und sind damit im Rückstand gegenüber ihren Wurfgeschwistern. Auf diese sollte man besonders achten. Der grösste Bremser im Wachstum ist Stress. Er kann durch viele Faktoren ausgelöst werden: Kälte, Hitze, Zugluft, etc.
Ferkel signalisieren uns diesen Stress. Wenn sie sich nach der Geburt in der Bucht verirren oder nicht zum Gesäuge finden oder wenn sie vermehrt in Haufenlage liegen. Weiter ist eine hundesitzige Lage immer ein Indiz, dass etwas nicht stimmt. Auch Durchfall ist ein Signal, dass etwas nicht stimmt; sei es ein Erreger- oder reiner Kältedurchfall. Wenn diese Signale beobachtet werden, kann man Rückschlüsse auf schlechte Umstände ziehen.
Denken
Das Klima in der Abferkelbucht trägt massgeblich zum Wohlbefinden der Ferkel bei. Die Haufenlage der Ferkel ist ein Hinweis auf zu niedrige Temperaturen oder Zugluft. In diesen Fällen funktioniert das interne Navigationssystem der Tiere nicht mehr. Sie verirren sich in der Bucht und finden das Gesäuge nicht. Dadurch nehmen sie zu spät und zu wenig Kolostrum auf. Dies führt wiederum zu schlechterem Wachstum oder zum frühzeitigen Tod. Durchfall ist den meisten Schweinehaltern bekannt. Es kann durch einen Erreger entstehen, aber auch durch Zugluft oder zu tiefe Temperaturen. Es gibt im Schwein die sogenannte Hirn-Darm-Achse. Wenn die Darmflora nicht gesund ist, wie zum Beispiel, wenn die Tiere Durchfall haben, führt das zu schlechtem Befinden der Tiere und zu Stress: Könnten Sie eine geistig oder körperlich anspruchsvolle Aufgabe lösen während sie Durchfall haben?
Tun
Wenn diese Signale beobachtet und richtig interpretiert wurden, kann man handeln, um deren Auswirkungen zu vermindern und ein Wiederholen zu verhindern.
Die Ferkel müssen unverzüglich nach der Geburt Zugang zum Kolostrum haben, damit sie Energie und Antikörper aufnehmen. Schwache Ferkel, welche sich verirren, muss man ans Gesäuge setzen, notfalls Kolostrum von Hand verabreichen. Die starken Ferkel können nach dem Säugen kurzzeitig weggesperrt werden, damit auch die Schwächeren zu genügend Kolostrum kommen (2–2,5 dl/Ferkel). Die Temperatur in den Ferkelnestern sollte so sein, dass die Ferkel homogen verteilt im Nest liegen. Die Luftgeschwindigkeit sollte 0,15 m/s nicht überschreiten.
Am Wichtigsten bleibt das Beobachten der Tiere: Zuerst Gucken, dann denken, dann tun!