Aus Sicht der Ferkel birgt die Absetzphase vor dem erfolgreichen Start ins Leben ohne Mutter etliche Hürden. Die Verdauung der Ferkel ist nach der Geburt auf Milch ausgerichtet. Mit einer angepassten Fütterung lernen die Tiere mit Festnahrung und ohne Milch auszukommen. Ein abruptes Umstellen stellt die Tiere vor grosse Schwierigkeiten und kann zu Verdauungsproblemen und Durchfall führen. Weiter fehlt die Mutter als Rhythmusgeberin für die Futteraufnahme der Ferkel. Dies führt zu weniger häufigen, dafür aber grösseren Mahlzeiten. Dadurch kann der Magen-Darm-Trakt überladen werden, was schliesslich Verdauungsschwierigkeiten hervorruft. Zusätzlich fehlt ohne Muttermilch die gewohnte Quelle zur Flüssigkeitsaufnahme. Dies hat zur Folge, dass ihr Immunsystem geschwächt ist.
Neben dem Umstellen auf Festfutter bringen weitere Veränderungen Stress für die Ferkel. Das unfreiwillige Trennen von der Mutter führt zu Verunsicherung. Auch die neue Umwelt bei der Umstallung und neue Buchtengenossen führen zu psychischem und physischem Stress durch Rangkämpfe und erhöhten Keimdruck. Diese Faktoren gilt es, durch Managemententscheidungen möglichst dem Tier angepasst einzustellen, damit eine erfolgreiche Absetzphase gewährleistet werden kann.
Sanfte Übergänge beim Füttern
Das richtige Anfüttern der Ferkel kann die Gesundheit stark beeinflussen. Ziel muss es sein, den Verdauungstrakt und dessen Enzyme durch langsames Gewöhnen an das Festfutter nicht zu überfordern. Besonders wichtig ist es, zwischen den Phasen für sanfte Übergänge zu sorgen. Die Richtlinien in der Bio-Schweinehaltung unterstützen diese Vorgänge. Die Mindestsäugezeit von 42 Tagen gibt den Ferkeln einen längeren Zeitraum für das Anpassen an die neue Art der Nahrungsaufnahme und für die Entwicklung des Immunsystems.
Das bedingt aber, dass schon früh nach der Geburt Starterfutter zum Einsatz kommt.
Ein Vermischen mit Aufzuchtfutter vor oder eine Woche nach dem Absetzen gewährt einen fliessenden Übergang. Zusätzlich kann das Anbieten von Wühlerde, die das natürliche Wühlverhalten animiert, einen reibungslosen Übergang von Milch auf Festfutter stimulieren.
Nach dem Absetzen soll die Fütterung auf drei bis fünf Mahlzeiten pro Tag aufgeteilt werden. Die häufige, rationierte Futtervorlage erhöht dessen Attraktivität und trägt dazu bei, dass keine Hungerphase eintritt. Dadurch entsteht kein Überfressen der Ferkel und der Nährboden für krankmachende Coli-Keime fehlt. Um Krankheiten vorzubeugen, ist neben dem richtigen Anfüttern der Ferkel zur Stärkung ihres Immunsystems der freie Zugang zu frischem, idealerweise temperiertem Wasser essenziell.
Weitere Managemententscheidungen können zum erfolgreichen Absetzen beitragen. Nach dem Absetzen auftretender psychischer und physischer Stress kann minimiert werden, indem die Ferkel schon während der Säugezeit mit ihren späteren Gruppenkollegen konfrontiert werden. Dies kann zum Beispiel durch Gruppenabferkeln, Gruppensäugen oder im Ferkelschlupf praktiziert werden. Nach dem Absetzen ist es unerlässlich, den Ferkeln einen trockenen, eingestreuten und zugluftfreien Liegebereich zur Verfügung zu stellen. Dieser muss mit einer Wärmequelle ausgerüstet sein und konstante Temperaturen zwischen 20 bis 25 °C liefern. Das Liegeverhalten der Tiere muss regelmässig überprüft werden, damit bei Haufenlage die Temperatur im Liegebereich erhöht werden kann. Zusätzlich ist darauf zu achten, dass im Stall ausreichend frische und staubfreie Luft vorhanden ist.
Alternativen zu Antibiotika
Nicht immer ist ein Einsatz von Antibiotika notwendig. Bei rechtzeitigem Eingreifen, zum Beispiel bei dünnem Kot, können Aufgüsse mit verdauungsfördernden Kräutern die Ferkel unterstützen, bevor die krankmachenden Keime im Verdauungstrakt Überhand nehmen. Diverse Betriebe setzen auch Homöopathika ein. Die Wirksamkeit der Präparate setzt jedoch vitale Ferkel und sichere und aussagekräftige Diagnosen eines Tierarztes voraus. Daher wird vor einer homöopathischen Behandlung am besten das Management mit dem Tierarzt analysiert und gegebenenfalls optimiert.
Damit die kritische Absetzphase erfolgreich gestaltet werden kann und weniger Abgänge resultieren, gilt es, früh Anzufüttern und etliche Managemententscheidungen zum Wohle der Tiere zu fällen. Es gibt keine gesamtheitliche Lösung, sondern jeder Betrieb hat seine Eigenheiten, welche bei den Entscheidungen miteinbezogen werden müssen, um erfolgreich Bio-Schweinehaltung zu betreiben.