Auf fünf Betrieben mit sehr hohen Leistungen und fünf Betrieben mit durchschnittlichen Leistungen wurden Fütterung und Geburtsmanagement untersucht. Als Kennzahl für die Leistung wurde die Anzahl abgesetzter Ferkel pro Sau und Jahr verwendet. Dieser Wert lag in den letzten fünf Jahren bei den Spitzenbetrieben bei mindestens 27,5 und bei den Durchschnittsbetrieben bei rund 22 bis 24 Ferkeln pro Sau und Jahr (siehe Hinweis im Kasten).
Mehr füttern für hohe Leistungen
Betriebe mit hohen Leistungen verfüttern ihren Sauen in der Anfangsphase der Trächtigkeit bis zum 35. Trächtigkeitstag sowie am Ende der Trächtigkeit ab dem 80. Trächtigkeitstag mehr. In beiden Phasen liegt der Unterschied bei fünf bis sechs Megajoule (500 g Futter). Der Grundgedanke einer hohen Futterkurve am Anfang der Trächtigkeit ist, dass bei einer guten Versorgung der Sau mehr Embryonen in der Gebärmutter anwachsen können. Die Anzahl der lebend geborenen Ferkel steigt dadurch. Durch eine hohe Futterkurve am Ende der Trächtigkeit sollen schwere und überlebensfähige Ferkel geboren werden. Ab dem 80. Trächtigkeitstag benötigen die Embryonen deutlich mehr Nährstoffe als in den ersten 80 Trächtigkeitstagen. Um diesem erhöhten Nährstoffbedarf Rechnung zu tragen, passen die Betriebe mit hohen Leistungen die Futterkurve nach oben an.
Futterverzehr in der Säugezeit
Ein weiterer Unterschied bei der Fütterung ist der Futterverzehr während der Laktationsphase. Die Sauen auf den Betrieben mit hohen Leistungen nehmen täglich rund 104 Megajoule auf (7,5 kg Futter). Die Sauen auf den Durchschnittsbetrieben dagegen nur 89 Megajoule (6,3 kg Futter). Der Unterschied von 15 Megajoule (1,07 kg Futter) pro Tag ergibt sich neben dem Futterverzehr auch durch den Energiegehalt des Futters. Mit tieferen Gehalten müsste die Sau mehr Futter fressen, um gleich viele Nährstoffe aufnehmen zu können. Die Futteraufnahmekapazität einer Sau ist bei sechs bis neun Kilogramm pro Tag begrenzt. Aus diesem Grund ist eine gleich hohe Nährstoffaufnahme wie bei einem gehaltsvollen Säugendfutter oft gar nicht möglich. Ein weiterer Grund ist, dass alle Betriebe mit hohen Leistungen ihre Sauen mehr als zwei Mal pro Tag füttern. Durch die Aufteilung auf drei und mehr Fütterungen können die Portionen verkleinert werden, was das Futteraufnahmevermögen erhöht.
Die erhöhte Futteraufnahme spiegelt sich direkt in der Anzahl abgesetzter Ferkel wieder. Durch die erhöhte Nährstoffmenge kann die Sau mehr Milch produzieren und somit mehr Ferkel ernähren. Hat die Sau genügend Milch für ihre Ferkel, wachsen diese nicht nur besser, Probleme wie Durchfall oder Gelenksentzündungen nehmen ab. Zudem verliert die Sau während der Säugezeit weniger stark an Gewicht, was sich positiv auf die Fruchtbarkeit auswirkt.
Massnahmen vor der Geburt
Im Vorfeld der Geburt treffen die Betriebe mit hohen Leistungen deutlich mehr Massnahmen, um Mastitis, Metritis und Agalaktie (kurz MMA) sowie Saugferkelverluste zu verhindern. Dies fängt bereits beim Einstallen der Sauen an. Die Betriebe mit hohen Leistungen stallen ihre Sauen drei bis fünf Tage früher in die Abferkelbucht ein. Vor dem Umstallen werden die Sauen alle gewaschen. Zudem wir der Abferkelstall immer desinfiziert und vorgeheizt.
Diese Massnahmen führen dazu, dass sich die Sau länger an die neue Umgebung und an das gehaltvollere Laktationsfutter gewöhnen kann. Zudem kann durch das Waschen der Sauen und das konsequente Desinfizieren der Keimdruck im Abferkelstall minimiert werden. Das Risiko von MMA-Erkrankungen bei den Sauen und Saugferkelverluste durch Durchfall, Streptokokken usw. ist aus diesen Gründen kleiner.
Geburtsüberwachung lohnt sich
Vier von fünf Betrieben mit hohen Leistungen leiten die Geburt am 115. oder am 116. Trächtigkeitstag konsequent ein. Von den befragten Betrieben mit durchschnittlichen Leistungen tut dies kein Betrieb. Das konsequente Einleiten auf den Top-Betrieben hat zur Folge, dass diese die Geburtsüberwachung professionalisieren können. Da alle Sauen zur gleichen Zeit abferkeln, ist es möglich, Geburten fast durchgehend zu überwachen. Gleichzeitig können die anfallenden Arbeiten wie das Zähne schleifen erledigt werden. So nimmt der effektive Zeitverbrauch für die Geburtsüberwachung nur minimal zu. Ebenfalls wird der Wurfausgleich erleichtert, wenn alle Würfe gleich alt sind. Die Auswirkungen einer besseren Geburtsüberwachung zeigen sich nicht nur in weniger Saugferkelverlusten rund um die Geburt, sondern auch in einer höheren Überlebenschance von schwachen Ferkeln. Durch eine dauerhafte Geburtsüberwachung kann eine bessere Kolostrumversorgung sichergestellt werden. Dies wirkt sich positiv auf das Immunsystem und die Energieversorgung der Ferkel aus. Bei allfälligen Komplikationen während der Geburt kann der Sau zudem schneller geholfen werden.
Wirtschaftlichkeit verbessert
Eine höhere Futterkurve in den entscheidenden Phasen und ein strukturierteres Geburtsmanagement ermöglichen höhere Leistungen, was sich in mehr abgesetzten Ferkel pro Sau und Jahr äussert. Dies ist die wichtigste wirtschaftliche Kennzahl in der Ferkelproduktion.
In Tabelle 1 wurde der Erlös auf Zuchtsauenbetrieben mit 100 Zuchtsauen, bei einem durchschnittlichen Jagerpreis von fünf Franken pro Kilogramm, berechnet. Der Mehrerlös durch fünf zusätzliche Ferkel pro Sau auf den Spitzenbetrieben im Vergleich zu den Durchschnittbetrieben liegt bei über 60 000 Franken. Natürlich sind bei höherer Anzahl Ferkel auch die Direktkosten höher – der Deckungsbeitrag 1 (DB1) liegt je doch nach Abzug der Mehrkosten immer noch um 46 562 Franken über dem der Durchschnittsbetriebe (Tabelle 2).
Auf den Spitzenbetrieben wird mit zwei zusätzlichen Arbeitsstunden pro Tag gerechnet. Im Jahr sind dies 730 Stunden Mehraufwand, welche durch den zusätzlichen DB 1 von 46 562 Franken mit einem Stundenlohn von 64 Franken entschädigt werden.
Die Analyse des Managements ist nur mit genauer Datenaufzeichnung möglich. Nur so kann man Verbesserungspotenzial erkennen. Der Aufwand lohnt sich, denn ohne Aufzeichnen arbeitet man blind. Unproduktive Sauen werden schneller erkannt und können ersetzt werden. Der Sauenplaner erledigt die Arbeit im Stall zwar nicht, er zeigt aber auf, wo diese nicht optimal ausgeführt wird.
Abgesetzte Ferkel: Jeder Tag zählt
Die 27,5 abgesetzten Ferkel pro Sau und Jahr für Top-Betriebe mögen auf den ersten Blick nicht auf Überflieger hinweisen. Jedoch gilt es einige Punkte zu beachten. Die Leistungszahlen für die Arbeit stammen aus dem UFA 2000 Sauenplaner. Dieser wertet jeden Tag aus. Diejenigen Sauen, welche erst einige Tage nach dem Absetzen zum Schlachthof gehen, werden bestraft. Dasselbe gilt für Sauen, welche nach dem Belegen geschlachtet werden.
Der UFA 2000 Planer ist der einzige, der diese Verlusttage auch mit in die Auswertung einbezieht und die Auswertung nicht verzerrt. Dadurch liegen die Zahlen bis zu einem abgesetzten Ferkel pro Sau und Jahr tiefer als in anderen Auswertungsprogrammen. Zudem basieren die Auswertungen auf den Jahren 2013 bis 2017. Im Jahr 2013 setzten die Top 10 Betriebe im Schnitt knapp 27,5 Ferkel ab. Im Jahr 2017 setzte bereits das beste Viertel der über 250 ausgewerteten Betriebe im Schnitt 27,5 Ferkel ab. Die ausgewählten Top-Betriebe hatten in den vergangenen fünf Jahren durchaus Leistungen, die sie zu dieser Bezeichnung berechtigen.