Das unterschiedliche Hahn-Gekrähe ist das Erste, das man hört, wenn man auf den Hof der Familie Gloor in Hüniken kommt. Von jeder Hühnerrasse halten Walter und Beatrice Gloor mindestens einen Hahn. Nebst den Haushühnern der Rassen Sulmtaler, Altsteirer und Amrock leben auf dem Betrieb die Zwergrassen Zwerg-Cochin und Chabo. Zusätzlich bewohnen auch Cröllwitzer Truthühner, Amerikanische Pekingenten und drei Exemplare vom blauen Pfau das knapp 6000 m2 grosse Grundstück der Familie Gloor. Zusammengezählt sind es fast 90 Geflügeltiere. Es ist eine grosse Farbenpracht, auf die man in den verschiedenen Gehegen trifft. Die Umgebung ist perfekt auf das Geflügel ausgerichtet. Der Auslauf im Baumgarten hinter dem Haus ist grosszügig bemessen. Dank dem ist auch die Grasnarbe intakt. Die Tiere sind nach Art und Rasse in unterschiedliche Gehege aufgeteilt. Der Grund dafür ist einfach, da es sonst zwischen den Hähnen Rangkämpfe geben könne, wie Walter Gloor erläutert. Die Enten nehmen ab und an ein Bad im Bachlauf und es hat Bäume und Sträucher. Brennnesseln werden gemäss Aussage des Geflügelzüchters von den Truthühnern schnell weggefressen und die Enten halten die Schnecken in Schach.
Es steckt viel Freude dahinter
Schnell merkt man im Gespräch mit Walter und Beatrice Gloor, die bereits seit 40 Jahren Erfahrung in der Geflügelhaltung haben, dass sie grosse Freude an ihrer Tätigkeit haben. Das Ehepaar deckt den Eigenbedarf an Eiern und Geflügelfleisch und sie verkaufen einen Teil der Eier. Ziel ihrer Rassegeflügelzucht ist das Erhalten von alten Geflügelrassen.
Jeden Winter präsentieren Walter und Beatrice Gloor an diversen Kleintierausstellungen ihre Tiere, die dort von Geflügelrichtern bewertet werden. Die Ausstellungen sind für die Gloors einerseits eine Anerkennung für den Aufwand in die Zucht, aber auch ein sozialer Austausch mit Gleichgesinnten, die das Hobby «Rassegeflügelhaltung» mit ihnen teilen. Es gibt noch einen weiteren Grund, weshalb Walter und Beatrice Gloor den Aufwand auf sich nehmen, und an diversen Ausstellungen vertreten sind. «Wir wollen der Öffentlichkeit die Gelegenheit geben, dass sie diese seltenen Rassen noch sehen und kennenlernen können. Ausser den Geflügelausstellungen gibt es kaum Möglichkeiten, dass die Bevölkerung mit diesen speziellen Rassen in Kontakt kommen kann», so Walter Gloor.
Worauf muss man beim Einstieg in die Hobbygeflügelhaltung achten?
- Hausgeflügel muss beim kantonalen Veterinäramt registriert werden.
- Einheimische Ziergeflügelarten bedürfen einer Haltebewilligung.
- Die Zonenkonformität sollte abgeklärt werden.
- Haltung: Es benötigt einen Stall mit den nötigen Einrichtungen (Legenest, Tränke, Futtertrog, Staubbad, Einstreu) sowie einen genügend grossen Auslauf.
Bruteier und Küken auf Bestellung
Walter Gloor züchtet die Hühner selber - jedes Jahr wählt er die besten Hähne und Hühner aus und züchtet mit diesen weiter. Dabei gibt es bei jeder Rasse besondere Merkmale, die man in der Zucht beachten muss. Er züchtet aber nicht nur für die eigene Nachzucht. Bei ihm können Bruteier (zwischen März bis Mai), Küken oder ausgewachsene Hühner bestellt werden. Teilweise wird Naturbrut gemacht, ein grosser Teil der Eier wird aber in einer professionellen Brüterei ausgebrütet. Das ist auch nötig, denn für Gloor ist es wichtig, die Abmachungen mit seinen Kunden einzuhalten: «Wir legen jährlich etwa 600 Eier ein, geschlüpfte Küken gibt es aber längst nicht so viele. Es ist eine besondere Herausforderung, am Schluss so viele Hühner zu haben, wie bestellt wurden.» Die männlichen Küken werden bei Gloors als Masttiere aufgezogen und nach rund sechs bis zehn Monaten geschlachtet. Sie sind dann rund 1,6 bis 1,8 kg schwer, was ein Schlachtgewicht von etwa einem Kilogramm ergibt. Die Hühner leben bei Gloors bis zu vier Jahre.
Natürliche Fütterung
Das Geflügel wird bei Gloors sehr naturnah gehalten. Deshalb werden die Hühner mit einem UFA Bio-Futter gefüttert. «Wir sind überzeugt, dass dies für unsere Hühner am besten ist», so Walter Gloor. Es wird biologisches Futter eingesetzt, da der eigene Garten biologisch bewirtschaftet wird. Der Hühnermist hat einen grossen Vorteil, erklärt Beatrice Gloor: «Wir müssen keinen Dünger für unseren Garten kaufen.»
Die Bio-Krümel werden am Morgen verabreicht, am späteren Nachmittag erfolgt die Gabe von Weizenkörnern. Zu diesem Zeitpunkt soll der Futtertrog mit den Krümeln leer sein. Dass dies sinnvoll ist, bestätigt auch der UFA-Geflügelspezialist Daniel Kaufmann. «Es ist wichtig, dass die Hühner nicht nur die groben Anteile fressen. Lässt man die Hühner täglich auffressen, gewährleistet man, dass es keine selektive Futteraufnahme gibt.»
Die Truthühner fressen auch vom Legefutter, während der Vegetationszeit fressen sie aber bevorzugt Futter von der Weide. Die Enten erhalten Wild- und Ziergeflügelfutter, welches angefeuchtet verabreicht wird.
Als besonders wichtig erachtet Walter Gloor bei den Zwerg- sowie bei den normalen Hühnern eine konstante Futterzusammensetzung. Aus Erfahrung weiss er, dass die Hühner Schwankungen nicht gut vertragen und mit Durchfall und verminderter Legeleistung darauf reagieren.
Federkleid-Wechsel
Im Herbst, wenn die Tage kürzer werden, machen die Hühner eine natürliche Mauser durch – sie wechseln ihr Federkleid. In der Fütterung oder dem Management müsse dabei nichts geändert werden, es sei einfach wichtig, dass die Hühner, sobald die Federbildung beginnt, genügend Eiweiss zur Verfügung haben, so Walter Gloor.
Wie Kaufmann erklärt, müsse dafür gesorgt werden, dass der Futterkonsum stimmt: «Man muss die Hühner animieren, dass sie viel Futter aufnehmen. Dies erreicht man, indem man ihnen täglich frisches Futter vorlegt, die Futterpfanne oder der Futterautomat stets sauber ist und immer sauberes, frisches Wasser zur Verfügung steht.»
Kurs besuchen ist sinnvoll
Bei der Hobbyhaltung von Hühnern sind unabhängig von der Tierzahl verschiedene Anforderungen zu beachten. Hanspeter Schürch, Präsident der Abteilung Rassegeflügel vom Verband Kleintiere Bern-Jura, gibt im Rahmen der Ausbildungskommission von Rassegeflügel Schweiz Kurse wie beispielsweise den «Grundkurs Geflügelhaltung». Die Nachfrage nach diesem Kurs sei enorm, was daherkomme, dass immer mehr Private, auch in urbanem Gebiet, Kleintiere halten, allen voran Hühner.
«Jemand, der vorher noch nie ein Huhn gehalten hat, muss unbedingt einen solchen Kurs belegen. Denn viele stellen sich die Hühnerhaltung als sehr einfach vor», so der Fachexperte Schürch. Die Fütterung und der Aufwand werden oft unterschätzt. «Das Huhn ist kein Schwein! Essensreste wie beispielsweise Pasta oder Pizza gehören nicht in die Ration eines Huhnes.»
Vorschriften einhalten
Ein weiterer wichtiger Aspekt, dem oft nicht genügend Beachtung geschenkt wird, sei das Hühnerhaus. «Es gibt Tierschutzvorschriften, wie beispielsweise, dass es im Hühnerhaus Sitzstangen auf zwei unterschiedlichen Höhen haben muss. Leider halten aber nicht alle auf dem Markt verfügbaren Hühnerhäuser diese Anforderung ein – ein weiterer Grund, weshalb potenzielle Hühnerhalter unbedingt sensibilisiert werden müssen», erläutert Schürch.
Im Geflügelstall von Walter und Beatrice Gloor werden die verschiedenen Haltungsanforderungen eingehalten. In jedem Abteil gibt es mehrere Legenester, welche jeweils an der dunkelsten Stelle im Stall platziert sind. Auch sind die Abteile an die Anforderungen der verschiedenen Arten angepasst. «Die Pfauen benötigen genügend Aufbaummöglichkeiten. In einem sehr tiefen Stall dürfe man keinesfalls Pfauen halten», erkärt Walter Gloor.
Walter und Beatrice Gloor haben ein sehr intensives, aber schönes Hobby, dem sie noch so lange wie möglich frönen werden.
Anforderungen an einen Hühnerstall
- Gruppenhaltung: Hühner müssen in Gruppen gehalten werden; ausreichend Platz mit Rückzugs- und Ausweichmöglichkeiten sind notwendig.
- Nest: Für jeweils fünf Hühner muss mindestens ein Nest angeboten werden; die Nester sollten an einer eher dunklen Stelle im Stall angebracht sein.
- Sitzstangen: Erhöhte Sitzstangen sind obligatorisch. Damit sich die Hühner aus dem Weg gehen können, sind mindestens zwei Sitzstangen nötig, die auf unterschiedlichen Höhen angebracht sind.
- Einstreu: Diese muss trocken und locker sein und sollte regelmässig ersetzt werden.
- Futter und Wasser: Den Hühnern muss ausreichend frisches Wasser und Nahrung zur Verfügung stehen. Tränken und Futterschalen müssen im Inneren des Stalles sein und stets sauber gehalten werden.
- Luft und Licht: Der Stall muss mit Tageslicht beleuchtet sein und die Beleuchtungsstärke muss mindestens 5 Lux betragen.
Die Fachinformation Tierschutz enthält spezifische Richtlinien für die Hobbyhaltung: blv.admin.ch