category icon

Nutztiere

Impfschutz für Ferkel

In der Schweinehaltung sind Impfungen unerlässlich, um die Ferkel vor schwerwiegenden Krankheiten zu schützen. Dabei besteht nicht nur die Möglichkeit, die Jungtiere zu impfen, sondern man kann den Schutz auch via Mutterschutzimpfung realisieren. Bei der Lagerung sowie bei der Anwendung der Impfstoffe sind wichtige Grundsätze zu beachten.

Eine gute Kolostrumversorgung ist eine Grundvoraussetzung für gesunde und leistungsstarke Ferkel. 

Eine gute Kolostrumversorgung ist eine Grundvoraussetzung für gesunde und leistungsstarke Ferkel. 

(Bild: Boehringer Ingelheim)

Publiziert am

Technische Tierärztin, Boehringer Ingelheim

 

Quer gelesen

  • Gegen viele relevante Erkrankungen können Ferkel geimpft werden.
  • Die korrekte Lagerung der Impfstoffe und saubere Impfgeräte sind die Basis für den Impferfolg.
  • Neben der Impfung sind auch die Haltungsbedingungen und das Management ausschlaggebend für gesunde Ferkel.

Zu den wichtigsten Krankheiten der Ferkel gehören Durchfall, Ödemkrankheit, Atemwegserkrankungen und Polyserositis. Gegen die meisten kann in der Schweiz geimpft werden. Am häufigsten werden Ferkel gegen die Circovirose (PCV2-Infektion) und die durch Lawsonien ausgelöste Ileitis geimpft. Durch die Mutterschutzimpfung können Ferkel indirekt gegen Durchfallerkrankungen in der Säugezeit geschützt werden. Weiter sind auf dem Markt Impfstoffe gegen die Ödemkrankheit und die Glässersche Krankheit erhältlich. Bei Bedarf können gegen einige Erreger auch stallspezifische Impfstoffe hergestellt werden.

Hohe Sterblichkeit bei Circovirose

Das am häufigsten auftretende Krankheitsbild infolge einer PCV2-Infektion ist das Post-Weaning Mulitsystemic Wasting Syndrome (PMWS), von dem Absetzferkel und Mastschweine betroffen sein können. Erkrankte Ferkel bleiben stark im Wachstum zurück und die Sterblichkeitsrate ist deutlich erhöht. Aus Sicht des Tierwohls und der Wirtschaftlichkeit ist die Impfung in allen Schweinebeständen empfehlenswert.

Lawsonien-Infektion oft unbemerkt

Lawsonien sind auf fast allen Betrieben zu finden. Sie können die Gesundheit und Leistung der Tiere erheblich negativ beeinflussen. Die Problematik dieses Krankheitsbildes liegt darin, dass es meist unbemerkt verläuft, da nicht unbedingt Durchfall auftritt. Stark betroffene Tiere weisen jedoch massive Darmschäden auf und werden in der Folge zu Kümmerern. Infizierte Partien zeigen verminderte Tageszunahmen, eine schlechtere Futterverwertung, erhöhte Abgangsraten und insgesamt sind die Gruppen oft sehr unausgeglichen. Eine Impfung kann die Ferkel vor den oben erwähnten negativen Auswirkungen schützen.

alt_text

Korrekt durchgeführte intramuskuläre Impfung – die Nadel soll im 90-Grad-Winkel zur Haut eingestochen werden. 

(Bild: Jasmin Brauns)

Durchfall: E. coli oder Clostridien

Durchfall in der Säugephase wird häufig durch E. coli oder Clostridien verursacht. Diese Erreger werden kurz nach der Geburt über den Kot der Sau oder das Gesäuge von den Ferkeln aufgenommen. Beide Erreger können akute, schwere Durchfälle bei Saugferkeln auslösen. Eine antibiotische Behandlung kommt in solchen Fällen oft zu spät, wodurch der Mutterschutzimpfung eine besondere Bedeutung zukommt. Bei Absetzferkeln kann E. coli nebst Durchfall auch die Ödemkrankheit verursachen.

Unterstützende Massnahmen

Neben den Impfungen sind weitere vorbeugende und unterstützende Massnahmen essenziell, um die Ferkel gesund zu halten. Denn eine Impfung allein ist nicht die Lösung, wenn die Haltungsbedingungen nicht optimal sind oder Fehler im Management gemacht werden. Eine korrekt durchgeführte Reinigung und Desinfektion ist die Grundlage, um den Erregerdruck im Stall niedrig zu halten. An das Stallklima werden besondere Ansprüche gestellt, da Ferkel und Muttersau ganz unterschiedliche Temperaturbedürfnisse haben. Zur Geburt sollte die Temperatur im Ferkelnest 35 °C betragen, und auch später beim Absetzen muss der Jagerstall vorgewärmt sein. Weitere Managementmassnahmen wie beispielsweise ein stressfreier Umgang rund um die Geburt und eine ausreichende Kolostrumversorgung ermöglichen den Ferkeln einen guten Start.

Impfstrategien

Es dürfen nur Tiere geimpft werden, die gesund sind und nicht zeitgleich unter einer antibiotischen Behandlung stehen. Je nach Zulassung des Herstellers ist die Impfung gegen PCV2 und Lawsonien ab einem Alter von zwei oder drei Wochen möglich. Es ist empfehlenswert, die Impfung in diesem Alter durchzuführen, damit die Ferkel bis zum Absetzen einen Immunschutz aufbauen können. Wird erst beim Absetzen geimpft, besteht die Gefahr, dass aufgrund des Stresses nicht alle Ferkel eine stabile Immunität ausbilden.

Es dürfen nur Tiere geimpft werden, die gesund sind und nicht zeitgleich unter einer antibiotischen Behandlung stehen.

Zur Vorbeugung von Frühdurchfall werden Mutterschutzimpfungen durchgeführt. Bei dieser Strategie baut nicht das Immunsystem des Ferkels eine Immunität auf, sondern die Muttersau. Diese gibt die Antikörper über das Kolostrum an die Ferkel weiter. Zu beachten sind zwei wichtige Faktoren. Erstens müssen die neugeborenen Ferkel schnellstmöglich zirka 200 g Kolostrum aufnehmen, um von den Antikörpern profitieren zu können. Zweitens muss die Impfung der Muttersau zum richtigen Zeitpunkt stattfinden. Dieser liegt je nach Impfstoff zwischen zwei bis vier Wochen vor dem Abferkeltermin. Denn die Sau benötigt genügend Zeit, um einen hohen Antikörperlevel bilden zu können. Etwa eine Woche vor der Geburt beginnt die Sau mit der Bildung von Kolostrum. Liegt der Impfzeitpunkt zu dicht am Abferkeltermin, ist der Gehalt an Antikörpern im Kolostrum nicht ausreichend, um die Ferkel zu schützen.

Impftechniken

Klassisch und weitverbreitet sind beim Schwein die intramuskuläre Impfung mithilfe einer Impfpistole sowie die orale Impfung. Dank neuester Technologien ist es mittlerweile möglich, Ferkelimpfungen intramuskulär oder intradermal mit speziellen nadellosen Geräten durchzuführen. Der Vorteil dieser innovativen Entwicklungen ist, dass die Verschleppung von Erregern von Tier zu Tier auf ein minimales Niveau reduziert wird. Eine Herausforderung besteht jedoch darin, dass die Impftechnik korrekt ausgeführt werden muss, um die Impfung der Ferkel sicherzustellen.

Umgang mit Impfstoffen

Die Lagerung von Impfstoffen erfolgt in der Regel im Kühlschrank bei 2 bis 8 °C. Ihre Wirksamkeit kann durch Gefrieren oder zu hohe Temperaturen und Temperaturschwankungen beeinträchtigt werden. Zur Kontrolle des Temperaturbereiches sollte sich im Kühlschrank ein zusätzliches Thermometer befinden.

Bei der Vorbereitung auf die Anwendung sind in jedem Fall die Anweisungen des Beipackzettels genau zu befolgen. Dazu gehört unter anderem das korrekte Anmischen, das Aufschütteln oder das Vorwärmen von öligen Impfstoffen. Zudem ist darauf zu achten, dass die Dosis bei Verwendung einer Impfpistole korrekt eingestellt ist und diese einwandfrei funktioniert. Die Verwendung sauberer Impfgeräte und ein regelmässiger Wechsel von Kanülen ist die Voraussetzung dafür, dass keine Krankheitserreger von Tier zu Tier übertragen werden.

Impfstoffe dürfen nicht mit anderen Wirkstoffen wie zum Beispiel Eisen oder Schmerzmitteln gemischt werden. Eine Kombination mit einem anderen Impfstoff ist nur dann vorzunehmen, wenn in den Herstellerangaben ausdrücklich darauf hingewiesen wird.

Nutzen und Risiko von Impfungen

Bei Impfungen treten in der Regel selten Nebenwirkungen auf beziehungsweise sind sie meist nicht schwerwiegend. So kann es zum Beispiel zu einer vorübergehenden Schwellung an der Injektionsstelle kommen oder zu einer kurzfristigen Erhöhung der Körpertemperatur. Grundsätzlich überwiegt der Nutzen einer Impfung bei Weitem die möglichen Risiken. Therapiekosten, die im Falle einer Erkrankung entstehen, übersteigen schnell die Kosten für den Impfstoff um ein Mehrfaches. Hinzu kommen die Kosten, die durch Abgänge, Leistungsminderung und eine längere Belegdauer entstehen. 

Agrar-Quiz: Traktor und Traktorwartung

Agrar-Quiz: Traktor und Traktorwartung

Testen Sie Ihr Wissen. Machen Sie mit am Agrar-Quiz der UFA-Revue. Die Fragen beziehen sich auf die Wartung und den Nutzen eines wöchentlichen Fahrzeugservice, die Herkunft oder die Reifentypen des Traktors.

Zum Quiz

Meistgelesene Artikel

Damit diese Website ordnungsgemäß funktioniert und um Ihre Erfahrungen zu verbessern, verwenden wir Cookies. Weitere Informationen finden Sie in unserer Cookie-Richtlinie.

  • Notwendige Cookies ermöglichen die Kernfunktionalität. Die Website kann ohne diese Cookies nicht richtig funktionieren und kann nur durch Änderung Ihrer Browsereinstellungen deaktiviert werden.