Der Erfolg in der Kälber- oder Munimast basiert nebst Stallklima und Management insbesondere auf einwandfreiem Tiermate rial. Deshalb ist die Einstalluntersuchung der Tiere durch den Bestandestierarzt entscheidend für den späteren Verlauf der Mast. Wir untersuchen in unseren Betrieben die Tiere in der Regel am ersten oder zweiten Tag nach Anlieferung und benutzen dazu ein spezielles Einstallungsprotokoll, in das die Befunde eingetragen werden.
Kontrollpunkte
Untersucht werden Körpertemperatur, Na-sen- oder Augenausfluss, Haarkleid (Flechten/Parasiten), Nabel und Gelenke sowie der Atmungs- und der Verdauungsapparat. Kranke oder mangelhafte Tiere werden erkannt und können umgehend behandelt oder im schlimmsten Fall zurückgewiesen werden. Wichtig ist eine gute Organisation mit genügend Hilfspersonal und geeigneten Fixationsmöglichkeiten (Gatter etc.), um den Zeitaufwand (= Kostenfaktor) möglichst gering zu halten.
Behandeln und impfen
Bei unserem Einstallungsprotokoll erhalten sämtliche Tiere unmittelbar nach der Untersuchung eine Selen-Injektion und eine Dose intranasalen Impfstoff gegen die wichtigsten Erreger der Rindergrippe. Die Selen-Injektion beugt Mangelsituationen vor, reduziert die Folgen von Stress und verbessert die Impfwirkung. Kranke Tiere werden individuell zusätzlich behandelt. Eine Eisenverabreichung erfolgt in der Regel einige Tage später durch den Tierbesitzer. Zeigen Tiere Durchfall, wird eine Sammelkotprobe auf Kokzidien untersucht und entsprechend dem Befund gehandelt. Gehen die Tiere später in die Grossviehmast, wird nach drei Monaten eine Booster-Impfung gegen die Rindergrippe verabreicht.
Nach Abschluss der Untersuchung wird gemäss den Befunden entschieden, ob eine Gruppentherapie (z. B. gegen Lungenentzündung oder Ektoparasiten) nötig ist, und wenn ja, welche Mittel eingesetzt werden. Hier ist die Erfahrung des Bestandestierarztes sehr wichtig, da es zwischen den Betrieben grosse Unterschiede geben kann. Mit diesem Vorgehen sind spätere Gruppenbehandlungen in unseren Betrieben nur noch höchst selten nötig.
Tipps und Tricks beim Einstallen:
- Kleinere Gruppen sind weniger anfällig, und der Überblick ist besser.
- Transponder mit zugeteilter Tränkemenge reduzieren Stress und das Auftreten von Labmagenerkrankungen. Zudem können der individuelle Konsum und im besten Fall die Sauggeschwindigkeit abgelesen werden. Dadurch werden kranke Tiere wesentlich früher erkannt und eine Gruppenmedikation kann viel genauer vorgenommen werden.
- Raufutter muss von bester Qualität sein und möglichst in Raufen oder Netzen angeboten werden, sodass die Tiere lange damit beschäftigt sind. Dies verhindert Stress sowie gegenseitiges Besaugen und Überfressen, was wiederum das Auftreten von Labmagenerkrankungen stark reduziert.
- In den ersten Tagen zusätzliche Tränkemöglichkeiten mit offener Wasserfläche anbieten (Eimer, Chromstahltröge o. ä.). Dies reduziert die Stressfolgen von Transport und Hitze. Für die meisten Kälber sind Selbsttränkebecken neu und sie müssen deren Benutzung zuerst lernen.