In der Winterzeit treten in Rindviehställen oft Grippeinfektionen auf. Es sind altbekannte Faktoren, die eine Einzeltier- oder Bestandesinfektion begünstigen. Gründe sind beispielsweise das ganztägige Aufstallen der Tiere und das Unterkühlen der Körper durch Zugluft, da das Winterfell die Tiere im Stall schwitzen lässt. Nicht zuletzt ist oft die Atemluftqualität im Stall schlechter als auf der Weide.
Was ist eine Grippe?
Grippe ist ein summarischer Begriff für eine akut auftretende Erkrankung der Tiere mit äusserlich meist milden Symptomen. Die auffälligsten Erstsymptome sind stark reduzierter Appetit und Milchleistungsabfall. Bei diesen Symptomen sollte die Temperatur gemessen werden, denn nicht selten steigt diese bereits gegen 41 °C, obschon der Allgemeinzustand noch kaum gedämpft wirkt. Bei intensiver Beobachtung der Tiere werden dann häufig eine schnellere Atmung, wässeriger Tränenfluss und feine, klare Nasenschleimfäden festgestellt. Bei fortlaufendem Krankheitsverlauf kommt meist Husten oder Durchfall dazu.
Grippe wird von viralen Krankheitserregern ausgelöst, die über die Schleimhäute der Atem- und Verdauungswege in den Körper eintreten. Die pathogene Wirkung erreichen Viren an den Schleimhäuten, indem sie die Funktion der Zellen stören. Später, wenn die Viren in den Körper eingedrungen sind, werden in gleicher Weise Zellfunktionen in den inneren Organen des Körpers gestört. Sind nun der Stoffwechsel und Infektionsabwehrmechanismen geschädigt, können bakterielle Krankheitserreger in die Organe des Körpers eindringen.
Durchseuchen oder behandeln?
Direkt wirksame Medikamente gegen Viren gibt es nicht. Ein Organismus kann sich gegen Viren mittels Antikörper schützen. Diese müssen aber beim Eintreffen der Viren bereits vorhanden sein, um eine gute Abwehrwirkung zu entfalten. Bei älteren Tieren ist die Wahrscheinlichkeit, dass Antikörper von früheren Krankheitsverläufen oder allenfalls von Impfungen vorhanden sind, grösser. Bei schwachen oder jungen Tieren sind infektionsbegünstigende Faktoren wie eine fehlende Immunität oder Stress in grösserem Ausmass vorhanden. Solche Tiere entwickeln nach der Grippe häufig sekundär eine bakterielle Infektion in Form einer Lungenentzündung. Sichtbar wird eine Lungenentzündung durch Atemnot, angestrengtes Husten und eitrigen Nasenfluss. Atemnot ist immer lebensbedrohlich und bedarf einer sofortigen tierärztlichen Behandlung.
Atemnot ist immer lebensbedrohlich und bedarf einer sofortigen tierärztlichen Behandlung.
Bei Tieren in guter Körperkondition, die zwar einen Appetit- und Leistungsabfall zeigen, aber keine Atemnot und keinen eitrigen Nasenfluss haben, ist ein Durchseuchen zu empfehlen. Einzeltiere mit Atemnot, keuchendem Husten und eitrigem Nasenfluss sind hingegen unverzüglich zu behandeln. Daneben ist der Stallhygiene und dem Stallklima genügend Aufmerksamkeit zu schenken, um das Genesen der erkrankten Tiere zu begünstigen und ein Verbreiten der Infektion im Bestand zu erschweren.