Küenzis wollen eine möglichst hohe Wertschöpfung mit ihren produzierten Lebensmitteln erwirtschaften. Aus diesem Grund wird die Milch nur etwa zu einem Drittel in den Industriekanal abgeliefert, ein weiteres Drittel wird an die Mastkälber vertränkt. Das letzte Drittel verarbeiten Ursula und Rudolf Künzi direkt auf dem Betrieb zu Käse. Da ihr Hof im Gebiet der Biosphäre Entlebuch liegt, können Künzis die produzierten Mutschli und den Bergkäse unter dem Label «Echt Entlebuch» vermarkten. Einen Teil des Käses verkaufen sie direkt ab Hof und der Rest gelangt in die Lebensmittelgeschäfte der Biosphäre Entlebuch. Diese sind verpflichtet, einen gewissen Anteil an Biosphäre-Produkten im Sortiment zu führen.
Vollfleischig und weidetauglich
Mit der Simmentaler-Rasse haben Künzis die ideale Kuh gefunden. «Meine Kühe sollen im Schnitt eine Laktationsleistung von 6000 kg Milch erreichen, langlebig sein und eine ausgeprägte Fleischigkeit ausweisen. Natürlich muss auch das Exterieur passen», erklärt der Betriebsleiter seine Zuchtstrategie. Die gehörnten Milchkühe werden in einem Anbindestall gehalten und sollen möglichst viel Milch aus dem Grundfutter produzieren. Die männlichen Nachkommen werden nicht verkauft, sondern ausgemästet.
Antibiotika nur im Ausnahmefall
Nebst den eigenen, männlichen Kälbern, kaufen Künzis bevorzugterweise weibliche Mastrassen-Tränkekälber zu. Die Kälber werden direkt und ohne Zwischenhändler aus der Region angekauft. Dank der ausgesprochen guten Überwachung und Kontrolle der Kälber, mussten Künzis in den vergangenen zwei Jahren erst zwei Kälber antibiotisch behandeln. Künzis setzen immer zuerst auf Homöopathie und Phytotherapie (Hausmittel): «Wir reagieren sehr rasch, wenn ein Kalb nicht fit ist. So konnten wir Tierarztkosten sparen und den Antibiotika-Einsatz auf ein Minimum reduzieren. Zudem sorgen wir dafür, dass die Galtkühe – und damit auch ihre ungeborenen Kälber – bestens mit Mineralstoffen und Vitaminen versorgt sind», erklärt Ursula Künzi. Damit die Kälber ausreichend Eisen erhalten, wird mehrere Male UFA-Eisen- und Selenpaste eingesetzt.
Automat rechnet sich
Seit einigen Monaten versorgt ein neuer ad libitum-Tränkeautomat die Kälber mit Vollmilch und UFA 202. Die Kälber sind in zwei Altersgruppen unterteilt. Die älteren Mastkälber erhalten pro Liter Vollmilch 60 g UFA 202 und die jüngeren 30 g UFA 202 als Ergänzung. «Seit der neue Automat installiert ist, haben wir deutlich schönere Schlachtkälber. Sie sind nun selten älter als 130 Tage und der Grossteil der Kälber fällt in die Kategorien C und H. Die Fettabdeckung liegt meist im idealen Bereich», erklärt Rudolf Künzi. Da sein Betrieb im Einzugsgebiet des Labels Emmentaler Bauernkalb liegt und sein Stall den BTS- und RAUS-Richtlinien entspricht, kann er pro kg Schlachtgewicht rund zwei Franken Mehrerlös generieren. Mit der Verwertung der Milch durch die Kälber kann ein Milchpreis von 70–75 Rappen realisiert werden.
In Zukunft möchte das Betriebsleiterehepaar die Milchablieferungen weiter reduzieren und mehr Käse produzieren. Die Kälbermast wollen sie unbedingt beibehalten, denn sie passt optimal auf den Betrieb.