Tiertransporte sind ein emotionales und anspruchsvolles Thema. Dennoch sind sie notwendig, um die Tiere von den Landwirtschaftsbetrieben zu den Schlachthöfen zu transportieren. Ein ruhiger und gewissenhafter Umgang mit den Tieren sowie eine vorausschauende Fahrweise zeichnen einen guten Chauffeur im Tiertransportgeschäft aus. Beim täglichen Arbeitsgerät – dem Lastwagen – spielen Transportrichtlinien, das Tierwohl aber auch die Arbeitseffizienz eine zentrale Rolle.
Spezielle Fahrzeugaufbauten
Das Transportgeschäft spielt sich zum grössten Teil auf den Strassen ab. Darum ist es besonders wichtig, dass die Transportfahrzeuge den neusten Standards entsprechen. Drei Lastwagen werden in diesem Jahr nach einer Einsatzdauer von acht bis neun Jahren ersetzt. In dieser Zeit haben die täglich eingesetzten Fahrzeuge rund 700 000 Kilometer zurück gelegt.
Eine längere Nutzungsdauer haben hingegen die Spezialaufbauten. Jene werden nach dieser Zeit auf das neue Chassis umgebaut und kommen weitere acht Jahre oder mehr zum Einsatz. Von der Planung bis zur ersten Inverkehrsetzung eines neuen Lastwagens verstreichen rund zwölf Monate. Viel Zeit wird vor allem bei der Konstruktion des Aufbaus benötigt, denn die Anicom setzt als Tiervermarkter auf spezielle Fahrzeugaufbauten, welche alle Tierkategorien transportieren können.
Die Frage, welche Kriterien für einen funktionalen und praxistauglichen Aufbau wichtig sind, wurde von den Zuständigen der Logistik sowie von den Chauffeuren diskutiert. Da die Bedienung schlussendlich bei den Chauffeuren liegt, ist es wichtig, das Know-how der Chauffeure zu nutzen. Aus diesem Grund wurden die Chauffeure in die Konstruktionsplanung der neuen Anicom-Fahrzeugaufbauten integriert. Damit die Fahrzeuge bestmöglich ausgelastet und vielseitig einsetzbar sind, müssen sie sich für den Transport von allen Tierkategorien eignen. Dies war ein weiteres Kriterium bei der Planung der neuen Fahrzeugaufbauten. Wieviel Platz ein Tier benötigt, ist je nach Tierkategorie unterschiedlich und macht die Planung zusätzlich zur Herausforderung. Die Tabelle verschafft eine Übersicht über den Platzbedarf der meist transportierten Tierkategorien.
Sehen und gesehen werden
Unterwegs im Strassenverkehr nach dem Motto «sehen und gesehen werden»: Dafür sorgen in den neuen Fahrzeugen die Totwinkelkamera und die Position der Lampen. Die Kamera ist mit einem Bildschirm in der Kabine verbunden und informiert über die Geschehnisse, welche ausserhalb des Gesichtsfelds stattfinden. Zusätzlich ertönt ein Gefahrensignal, falls sich jemand oder etwas im Gefahrenbereich aufhält. Dies sorgt sowohl auf den Strassen wie auch beim Manövrieren auf den Hofarealen für mehr Sicherheit. Gute Beleuchtung verschafft zusätzliche Übersicht. Bei den neuen Modellen sind nebst den Frontlichtern seitliche Lichter angebracht. Diese bieten Unterstützung beim Manövrieren. Damit andere Verkehrsteilnehmer nicht irritiert werden, erlöschen sie bei Fahrgeschwindigkeiten grösser 15 km / h. Die auf unterschiedlichen Höhen integrierten Front- und Arbeitsscheinwerfer sorgen für eine optimale Beleuchtung bei jeder Witterung. Zudem erfüllen die neuen Fahrzeuge die Abgasnorm Euro 6, welche den Grenzwert für den Ausstoss von Luftschadstoffen wie Kohlenstoffmonoxid (CO), Stickoxide (NO x ) Kohlenwasserstoffe (C n H m ) Partikelmasse (PM) und Partikelanzahl (PN) festlegt. Diese Grenzwerte verschärfen sich zunehmend. Nebst dem geringen Ausstoss von Luftschadstoffen ist es wichtig, den Kraftstoffverbrauch zu reduzieren. Dafür sorgt umweltbewusstes Fahren, welches mit der Dienstleistung von Fleetboard regelmässig kontrolliert wird.
Fleetboard: bewusst navigieren
Seit März 2016 wird Fleetboard bei der Anicom eingesetzt. Fleetboard bietet verschiedene Lösungen im Bereich Logistik. So lässt sich mit der Fleetboard Einsatzanalyse der Kraftstoff ver brauch bis zu 15 Prozent reduzieren. Mit der regelmässigen und automatisierten Speicherung der Fahrerdaten lassen sich zudem Zeit und Ressourcen sparen. Ein weiterer Vorteil bietet die Fleetboard-Zeiterfassung. Diese verschafft einen Überblick über bereits erfasste und noch zur Verfügung stehende Lenk-, Ar-beits- und Ruhezeiten der Fahrer. Der Chauffeuren-Einsatz kann dadurch noch effizienter geplant werden. Die Einsatzanalyse vergibt jedem Chauffeur eine Note, welche sich aus verschiedenen Teilbereichen zusammensetzt. So werden unter anderem das vorausschauenden Fahren, die Fahrpedalbewegungen und die Stopps mit einer Note auf der Skala von eins bis zehn bewertet. Die Fahrweise von jedem Chauffeur wird mit einer Gesamtnote beurteilt. Über alle Anicom-Chauffeure wird eine Durchschnittsnote von 8,5 angestrebt. Intern dient die monatliche Auswertung als Vergleich unter Kollegen aber auch als Besprechungsgrundlage für Optimierungen. Da die Qualität der Transporte vom Chauffeur und seiner Arbeit abhängig ist, stellt die Anicom hohe Anforderungen an ihre Fahrer. Eine gute Ausbildung und Erfahrung im Umgang mit Tieren sind eine wichtige Grundlage. Zusätzlich besuchen alle Chauffeure regelmässig Weiterbildungen.
Intelligente Lastwagen
Die Lastwagen lernen ihre Umgebung und Topografie kennen. Die Fahrzeuge erinnern sich beispielsweise an ein Höhen- und Steigungsprofil und schalten vorgängig einen Gang zurück. Damit wird ein ungünstiger Schaltzeitpunkt und Geschwindigkeitsabfall vermieden. Zudem wirkt sich dies positiv auf den Kraftstoffverbrauch und die CO 2 -Emissionen aus. Dies hört sich im ersten Augenblick futuristisch an, ist jedoch sehr praktisch und unterstützt die Chauffeure erheblich.
Mit der neuen Lastwagen-Generation werden seit April 2019 Schweine, Muni, Rinder und Kälber in der Region Ostschweiz transportiert. Ein weiterer Lastwagen wird ungefähr Mitte Juni 2019 in der Region Mittelland zum Einsatz kommen. Ende September dieses Jahres freuen wir uns, den dritten Lastwagen in der Ostschweiz in Betrieb zu nehmen.