Weideauslauf gehört in der Schweizer Legehennenhaltung schon fast zum Standard. 85 Prozent aller Legehennen geniessen einen täglichen Weideauslauf. 21 Prozent aller Legehennen wurden 2022 nach den Richtlinien von Bio Suisse gehalten.
Das Thema «intakte Grasnarbe» ist auf vielen Freiland-Geflügelbetrieben eine Herausforderung, insbesondere an jenen Stellen der Weide, wo viel Verkehr herrscht, wie im stallnahen Bereich, an welchem die Hühner rein- und rausgehen.
Eine intakte Grasnarbe ist aus hygienischen Gründen wichtig, hat aber noch weitere Gründe, wie das Verhindern der Nährstoffauswaschung oder der Bodenerosion. Strukturen geben den Hühnern auf der Weide Sicherheit und schützen sie vor starker Sonneneinstrahlung oder Wind. Je niedriger die Struktur, desto grösser ist der Schutz vor Raubvögeln.
Gewisse Labels und die Bio-Richt linien geben vor, wie viele der Strukturen aus natürlichem Bewuchs bestehen müssen. Nach den Bio-Richtlinien beispielsweise gilt, dass pro 100 Hühner eine anrechenbare Struktur mit mindestens zwei Quadratmetern Schattenfläche vorhanden sein muss. 50 Prozent dieser Strukturen müssen durch natürlichen Bewuchs gewährleistet werden.
Künstliche, mobile Strukturen haben den Vorteil, dass sie verschiebbar sind und sich die Grasnarbe regenerieren kann. Es eignen sich Objekte wie Hütten, Wagen, aufgespannte Blachen, Tarn- oder Windschutznetze sowie gedeckte Sandbäder.
Unser Tipp
- Je grösser das Angebot an verschiedenen Strukturen, desto eher findet jedes Huhn einen passenden Unterschlupf für sich.
- Durch Hecken im stallnahen Bereich, die in Längsrichtung vom Stall weg platziert sind, können sich die Hühner orientieren und geschützt in den hinteren Bereich der Weide laufen.
Wahl der Gräsermischung
Bei der Mischungswahl sollte darauf geachtet werden, dass diese eine gute Narbendichte aufweist und robust ist, da die scharrenden Hühner sie viel beanspruchen.
UFA-Samen bietet die Mischung UFA Hühnerauslauf an. Es ist eine Mischung, bei der nicht ein hoher Futterertrag das Ziel ist, sondern eine dichte Grasnarbe, welche scharr- und trittfest ist. Es gilt aber einiges zu beachten, denn mit der Mischung alleine ist es noch nicht gemacht: «Als Erstes ist wichtig, dass die empfohlene Saatmenge eingehalten wird, damit sich der Bestand etablieren kann», erklärt Stefan Lüthy, PM Futterbau bei UFA-Samen. «Am besten wird das System Breitsaat angewendet, denn so gibt es einen dichteren Bestand als mit der Reihensaat.» Damit sich die Mischung bei einer Neuansaat überhaupt etablieren kann, sei es optimal, wenn man die Stelle für ein paar Wochen abtrennt. Idealerweise wird die Mischung nach der Ansaat einmal geschnitten, sodass die Gräser schnell bestocken. «Und», schliesst Lüthy ab, «am besten ist es natürlich, wenn die Hühner den Auslauf flächendeckend nutzen, sodass die Beanspruchung gleich verteilt ist.» Bei mobilen Ställen sind die Anforderungen an die Grasmischung ganz anders. Die Ställe werden regelmässig verschoben, und oft werden die Weiden nachher auch wieder in die Fruchtfolgefläche integriert. Hier empfiehlt Lüthy eher eine ausgewogene, längerdauernde Standard-Futterbaumischung.
Grünschnittroggen auf der Hühnerweide
Peter Werder aus Cham (ZG) hat bereits langjährige Erfahrung in der Bio-Legehennenhaltung. 3500 Legehennen leben auf seinem Betrieb in zwei Ställen. Mit den Jahren hat er eine eigene Strategie entwickelt, was die Weidegestaltung und -strukturierung angeht. Auf seiner Weide gibt es verschiedene Zonen: Der stallnahe Bereich weist mehrheitlich natürliche Strukturen auf, also verschiedene Bäume und Sträucher. Betreffend Grasnarbe hat er eine ganz eigene Strategie: «Im stallnahen Bereich eine grüne Wiese zu haben, ist praktisch unmöglich und aus meiner Sicht auch nicht nötig», so Werder. Er streut dort jeweils Anfang November von Hand Grünschnittroggen. Dieser wächst im Frühling schnell und macht eine schöne Wurzelmasse, was zu einem stabilen Bodenhalt führt. Punktuell mäht er mit dem Motormäher Schneisen. Die Hühner gehen gerne in den Roggen, der bis zu zwei Meter hoch wird und ihnen eine weitere Schattenmöglichkeit bietet. Der stallnahe Bereich ist bei Werders somit nicht eine grüne Wiese mit perfekter Grasnarbe, sondern besteht nebst den vielen Sträuchern und Bäumen zum Teil auch aus Ernterückständen. Die Durchwurzelung sei sehr ausgeprägt, was eine gute Wasseraufnahme bei Starkregen, oder auch eine gute Wasserspeicherung bei Trockenheit, ermöglicht. Gemäss Peter Werder nutzen die Hühner diejenigen Sträucher und Bäume am liebsten, deren Äste und Blätter möglichst tief hängen. «Darunter wächst aufgrund des Schattens kaum Gras, doch genau dies lieben die Hühner zum Staubbaden.»
«Durch die gute Strukturierung im ersten Drittel der Weide werden die Hühner rausgelockt und gehen so auch in den hinteren Bereich», so Werder. Die Naturwiese im hinteren Teil der Weide wird regelmässig gemäht. Dort hat es einige Nussbäume und seit Kurzem auch noch Pappeln. Die Nussbäume seien interessant, weil die Mäuse sie nicht befallen. Pappeln sind schnell wachsend, und der Betriebsleiter möchte diese später als Energieholz nutzen. Dieser Mehrfachnutzen ist Peter Werder besonders wichtig.