Das Verdauungssystem der frisch geborenen Ferkel ist in den ersten Lebenswochen von Natur aus auf Milch ausgerichtet. Das Kolostrum ist die einzige und entscheidende Nahrungsquelle für die neugeborenen Ferkel, da sie ohne ausgebildetes Immunsystem auf die Welt kommen.
Kolostrumversorgung sicherstellen
Eine ausreichende Versorgung mit Biestmilch in den ersten drei Stunden liefert Energie für den Erhalt der Körpertemperatur und sorgt für die Ausbildung der passiven Immunität. Nach zwei bis drei Wochen müssen die Ferkel ihre eigene Immunität aufbauen. Diese aktive Immunisierung kann mittels Impfung unterstützt werden. Eine Impfung gegen Circoviren und Lawsonia ist zu empfehlen. Die Ferkel sind dadurch in der ersten Phase gegen krankmachende Keime geschützt. Je nach Situation auf dem Betrieb ist es angezeigt, den Impfplan mit dem Tierarzt zu besprechen und nach Bedarf betriebsspezifische Impfstoffe einzusetzen. Die Eisenreserve der Frischlinge ist auf wenige Tage limitiert. Eine Zugabe ist daher zwingend. Eisenmangel bei den Ferkeln führt zu einer erhöhten Infektionsanfälligkeit mit Durchfall, Appetitmangel und Wachstumsverzögerung.
Frühes Anfüttern als Basis
Die Natur stellt sicher, dass in den ersten Lebenstagen für die Verdauung der Muttermilch die Enzyme Laktase (Abbau von Milchzucker) und Lipase (Spaltung von Milchfett) zur Verfügung stehen (siehe Grafik). Die Energie- und Eiweissbasis in den Ferkelaufzuchtfuttern bilden Getreide in Form von Stärke und pflanzlichen Proteinträgern. Das Verdauungssystem kann die entsprechenden Enzyme Amylase (Stärkeabbau) und Pepsin (Proteinabbau) erst nach zwei bis drei Lebenswochen aufbauen. Ein frühes Anfüttern der Ferkel unterstützt diesen Enzymaufbau und ist daher ein Muss. Die Gesundheit der Tiere kann damit posi tiv beeinflusst werden.
Natürliches Verhalten nutzen
In der Praxis eignet sich für den Erstkontakt mit Festfutter eine Mischung von Prestarteroder Starterfutter mit Wühlerde. Auf den Boden gestreut, wird das natürliche Wühlverhalten der Ferkel für das Anfüttern genutzt. Kleine Portionen, mehrmals täglich, sorgen für bleibende Schmackhaftigkeit und unterstützen eine gute Hygiene. Ein Prestarter- oder Starterfutter sollte eine Mindestmenge an aufgeschlossenem Mais oder Weizen enthalten. Dies gewährleistet, dass sich die Verdauungsenzyme im Magen-Darm-Trakt der Ferkel entwickeln können. Gleichzeitig werden auch die Darmzotten entsprechend ausgebildet. Diese bilden die Basis für eine optimale Nährstoffaufnahme im Darm während der Aufzuchtphase.
Ferkelaufzucht im Bio-Betrieb
- Wühlerde UFA-Terrapig Green fördert zusammen mit dem Starterfutter UFA 474-5 eine frühe Futteraufnahme für eine gute Darmentwicklung.
- Pflanzliche Zusatzstoffe und Probiotika in UFA 476-7 unterstützen eine hohe Ferkelgesundheit über das Absetzen.
- UFA 391 securo natur bietet dank natürlichen Zusatzstoffen zusätzliche Sicherheit über die Absetzphase.
Stress vermeiden
Rund ums Absetzen werden die Ferkel verschiedenen Stressfaktoren ausgesetzt. Es gibt den sozialen Stress mit dem Trennen vom Muttertier, den Umweltstress mit neuen Artgenossen in neuer Umgebung und den fütterungsbedingten Stress, da sie nun ohne Muttermilch auskommen müssen. Stresshormone und eine erhöhte Energiemobilisation können zu einer chemischen Reaktion, dem sogenannten oxidativen Stress, führen. Dabei kann das Gewebe (Bindegewebe, Nervenzellen, Muskelfasern, Darmzellen) beschädigt werden, wodurch die Stoffwechselfunktionen gestört werden. Die Verdauung läuft nicht mehr rund, was zu Immunschwäche und Durchfall führen kann. Gereinigte, desinfizierte, trockene und warme Jagerbuchten mit Beschäftigungsmaterial für die natürliche Neugierde können diese Stressfaktoren reduzieren. Fütterungstechnisch sollte zehn Tage vor bis eine Woche nach dem Absetzen keine Umstellung der Ration erfolgen.
Problemlose Aufzucht
Ist die schwierige Phase rund um das Absetzen erfolgreich gemeistert, folgt mit der Ferkelaufzucht ein ruhigerer Abschnitt. Der Magen-Darm-Trakt mit seinen komplexen Funktionen ist weitestgehend ausgereift, das Immunsystem hat Fahrt aufgenommen und die körpereigene Produktion von Antikörpern ist in vollem Gange. Bei der Gestaltung der Futtermischungen können neben schmackhaften und hochverdaulichen Rohkomponenten nun auch weniger stark veredelte Komponenten wie herkömmliches Sojaschrot eingesetzt und der Fokus auf das Ausschöpfen des Wachstumspotenzials gelegt werden. Auch in dieser Phase gilt es, mit geeigneten fütterungsbedingten Massnahmen wie organischen Säuren oder Tanninen als natürlichen Antioxidantien und Prä- oder Probiotika den Darm gesund zu halten.