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Nutztiere

Tränkestrategien bei Kälbern

Die ersten acht Lebenswochen eines Kalbes sind entscheidend für dessen Entwicklung und Leistung als ausgewachsenes Tier. Die Fütterung besteht in dieser Zeit hauptsächlich aus Milch, weshalb die Tränkestrategie eine wichtige Rolle spielt, welche sich je nach betrieblichen Gegebenheiten unterscheidet. Das Ziel ist jedoch immer dasselbe: gesunde und frohwüchsige Kälber. Im Interview erzählen Adrian Uebersax und seine Frau Brigitte Füri, warum sie mit ihrer Tränkestrategie zufrieden sind.

Publiziert am

Bereichsleiter Marketing, UFA AG

Ressortleiter Kälber, UFA AG

Kälber kommen als Monogastrier zur Welt. Das bedeutet, die Nährstoffverdauung und -aufnahme geschieht hauptsächlich in Labmagen und Dünndarm. Erst nach und nach entwickelt sich der Pansen, mit dem das Kalb Rau- und Ergänzungsfutter verwerten kann. Dies bedeutet, dass ein optimales Wachstum in den ersten Lebenswochen nur mit Milch gewährleistet werden kann. Ein Kalb sollte in den ersten vier Lebenswochen mindestens acht Liter Milch pro Tag erhalten. Das grösste Entwicklungspotenzial für diese Phase bieten Ad-libitum-Tränken, entweder am Tränkeautomaten oder am Eimer.

Tränken mit Eimer

Sowohl bei der Eimertränke als auch beim Tränkeautomaten kann Vollmilch oder Milchpulver eingesetzt werden. Die Wahl des passenden Milchpulvers ist dabei wichtig. Die Eimertränke ist auf vielen Betrieben weitverbreitet. Sei dies mit Eimern für jedes Einzeltier oder mit sogenannten «Milk-Bars», mit denen ganze Gruppen getränkt werden. Was aus Sicht der Kälber nicht zur Diskussion stehen sollte, ist, ob die Kälber mit dem Nuggi saufen sollen oder nicht. Hier gilt es klar, den Nuggi zu bevorzugen, denn mit der aufrechten Kopfhaltung schliesst sich bei der Milchaufnahme die Schlundrinne, welche dafür sorgt, dass die Milch direkt in den Labmagen fliesst und nicht in den Pansen gelangt. Durch den Nuggi wird unter anderem das Saug bedürfnis befriedigt und die Milch wird über einen längeren Zeitraum aufgenommen. Je länger das Kalb mit der Milchaufnahme beschäftigt ist, desto besser wird die Milch verwertet.

Hygiene ist wichtig

Bei der Eimertränke spielt die Hygiene eine entscheidende Rolle. Dazu zählt auch die Melkhygiene. Keimbelastete Milch führt unweigerlich zu einer höheren Keimbelastung für das Kalb und erhöht somit das Risiko für Durchfallerkrankungen. Deshalb sollte jedes Behältnis, das mit Milch in Kontakt stand, regelmässig gereinigt werden. Der Sauberkeit des Eimers kommt dabei eine wichtige Rolle zu. Bei grösseren Betrieben kommt oft ein Milchtaxi zum Einsatz. Eine deutsche Studie kommt zum Schluss, dass zwei von drei Milchtaxis eine zu hohe Keimbelastung aufweisen. In derselben Studie wurde aber auch gezeigt, dass die Keimbelastung des Eimers geringer ist, wenn jedes Kalb immer aus demselben Eimer trinkt. Wer nicht für jedes Kalb einen separaten Eimer hat, sollte bei den jüngeren Kälbern mit Tränken beginnen, damit der Übertragung von Krankheiten vorgebeugt wird.

Besteht die Kälbertränke aus 100 Prozent Vollmilch, kann diese mit Milch pulver aufgewertet werden, um so die Nährstoffdichte zu erhöhen. Dies fördert unter anderem die metabolische Programmierung. Hier ist zu beachten, dass die Kälbermilch einen «Instant-Zusatz» enthält, durch den sich das Milchpulver besser auflöst. Bei einer reinen Pulver-Wasser-Tränke am Eimer muss das Milchpulver bestenfalls zuerst in warmem Wasser (nicht wärmer als 60 °C) voraufgelöst werden. So entstehen keine Klumpen, und die Kälbertränke ist homogen. Beim Kalb sollte die Milch mit rund 39 °C ankommen.

Bei der Eimertränke besteht auch die Möglichkeit, ad libitum zu tränken. Das bedeutet, die Kälber haben immer Milch zur Verfügung und können so ihr natürliches Saufverhalten ausleben. So werden mehrere kleine Portionen über den ganzen Tag aufgenommen. Damit die Milch über den ganzen Tag stabil bleibt, kann diese angesäuert werden. Das Ansäuern senkt den pH-Wert, stabilisiert die Milch, verhindert das Wachstum unerwünschter Keime und macht die Milch haltbar. Beim Ansäuren darf die Milch nicht zu warm sein, damit sie nicht eindickt und Flocken bildet. 30 °C sind hierbei die optimale Temperatur.

Wasser-Pulver-Tränke am Eimer

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Brigitte Füri und Adrian Uebersax mit ihrer Tochter Laura und dem UFA-Rindviehspezialisten Tobias Lüthi.

Brigitte Füri und Adrian Uebersax tränken ihre jährlich rund 75 Kälber am Eimer mit einer Wasser-Pulver-Tränke. Für die Kälber ist Brigitte Füri zuständig. Sie investiert viel Zeit in deren Betreuung und verbringt daher täglich rund 2,5 Stunden bei den Kälbern. Dies aber ganz bewusst: «Deshalb haben wir uns auch für dieses Tränkesystem entschieden. Ich sehe bei jedem einzelnen Kalb, ob und wie es trinkt, und kann individuell auf dessen Bedürfnisse eingehen. So erkenne ich auch sehr früh mögliche Krankheiten und kann entsprechend handeln.» Für die Wasser-Pulver-Tränke haben sich die beiden entschieden, weil sie so konstanter und genauer tränken können. Ab der zweiten Lebenswoche erhalten die Kälber täglich acht Liter Milch mit einer Pulverdosierung von 120 g Milchpulver pro Liter. «Nicht verkehrsfähige Milch werfe ich lieber weg, als sie den Kälbern zu vertränken», meint Adrian Uebersax und sagt weiter, «die Kälber sind unser Kapital für die Zukunft und deshalb lohnt sich der Aufwand für uns.»

«Nicht verkehrsfähige Milch werfe ich lieber weg, als sie den Kälbern zu vertränken.»

Adrian Uebersax, Landwirt

Die Kälber werden in Zweiergruppen gehalten und haben 7,5 m 2 zur Verfügung. Die Boxen befinden sich in der ehemaligen Pouletmasthalle und bieten optimale Voraussetzungen für einen Kälberstall. Denn dieser verfügt über ein Lüftungssystem und kann im Winter geheizt werden. Steht man im Stall, merkt man nicht, dass sich darin Kälber befinden. Die Luft ist einwandfrei. Zudem wird die feuchte Einstreu täglich ausgemistet, was sich ebenfalls positiv auf die Luftqualität und Kälbergesundheit auswirkt.

Tränken am Automaten

Eine Alternative für die Eimertränke ist die Milchversorgung via Tränkeautomat. Für Aufzuchtkälber eignet sich ein Automat mit Einzeltiererkennung am besten. So kann jedes Kalb individuell bis zum Absetzen anhand einer festgelegten Tränkekurve getränkt werden. Hinzu kommt, dass die Kälber in grösseren Gruppen gehalten werden können und dass sowohl Aufzuchtkälber als auch Mastrassentränker gemeinsam getränkt werden können. Auch beim Tränkeautomaten wird oft in den ersten vier Wochen eine Ad-libitum-Tränke angeboten. Dabei können die Kälber so viel Milch aufnehmen, wie sie wollen. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Portionengrösse vorgegeben wird. Das bedeutet, ein Kalb kann maximal 1,5 Liter Milch aufnehmen und ist danach für rund eine Stunde gesperrt. So «übersäuft» sich das Kalb nicht, und der Labmagen kann die Milch besser verdauen. Beim Automaten gilt es zu beachten, dass der Reinigungskreislauf sowie die Temperaturregelung funktionieren. Besonders im Sommer bei hohen Temperaturen ist dies entscheidend. Auch die Dosierung muss am Automaten korrekt eingestellt sein. Nicht selten kommt es vor, dass Betriebe Wachstumseinbrüche der Kälber bemerken, ohne zu kontrollieren, ob der Pulverauslass verklebt oder schmutzig ist. Neuere Automatengenerationen verfügen über eine automatische Kalibrierung und kontrollieren sich selbst. Auch bei einem Automaten kann Vollmilch verwendet werden. Ein geeigneter Milchtank, der ebenfalls regelmässig gereinigt wird, ist ein Muss. Wer Vollmilch einsetzt, muss ebenfalls das passende Milchpulver auswählen. Es gilt zu unterscheiden, ob die Kälber immer Milch im Tank haben oder ob der Automat auf Pulver-Wasser umstellt, wenn keine Milch mehr vorhanden ist. 

Kälber tränken im Bio-Betrieb

Die Bio-Suisse-Richtlinien schreiben vor, dass man den Kälbern mindestens während dreier Monate unveränderte Milch verfüttern muss. Ergänzungsfutter mit Milchpulver darf nach dem Mindest zeitraum eingesetzt werden. Bei Mastkälbern müssen mindestens 1000 Liter Vollmilch vertränkt werden.

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