Aufzuchtkälber werden in der Schweiz heute grösstenteils intensiv aufgezogen. Die Kälber werden nach der Geburt mit ausreichend und qualitativ hochwertigem Kolostrum versorgt und anschliessend intensiv getränkt. Doch wie geht es nach dem Absetzen im Alter von zwölf Wochen weiter?
Wichtig ist, dass die Fütterung genug früh beginnt und während des Absetzens kein Rationswechsel erfolgt. In dieser Phase ist zwar die Futterverwertung am besten, jedoch ist auch das Risiko für einen Wachstumsknick erhöht. Deshalb muss die Fütterungsstrategie sorgfältig ausgewählt werden.
Heu und Aufzuchtfutter
Eine einfache Möglichkeit, Kälber zu füttern, ist das Verabreichen von Heu, zusammen mit einem Aufzuchtfutter. Am besten eignet sich dazu ein Kombifutter – eine Mischung aus Flocken und Würfeln. Die enthaltenen Aromastoffe und hochwertigen Rohwaren machen die Kälberfutter besonders schmackhaft.
Da die Kälber bei dieser Fütterungsstrategie zwischen Rau- und Ergänzungsfutter wählen können, besteht das Risiko von selektivem Fressen. Wenn die Kälber zu viel Aufzuchtfutter auf einmal fressen, kann es zu Pansenazidosen kommen. Dieses Risiko steigt, wenn die Qualität und damit die Schmackhaftigkeit des Raufutters tief sind. Das Problem lässt sich nicht umgehen, indem das Kraftfutter über das Raufutter gegeben wird, da die Kälber es dennoch selektionieren können. Die Pansenazidose reduziert beim Kalb nicht nur das Wohlbefinden, sondern vermindert auch die Futteraufnahme, sodass das Potenzial nicht ausgeschöpft wird. Kälber haben jedoch einen guten Regulationsmechanismus für die Kraftfutteraufnahme. Studien aus den Niederlanden zeigen, dass Kälber, welche der Gefahr einer Pansenazidose ausgesetzt sind oder bereits eine leichte Pansenazidose aufweisen, die Kraftfutteraufnahme über den ganzen Tag verteilen.
Um selektives Fressen zu verhindern und Kälbern bis zu zwölf Wochen nach dem Absetzen eine konstante Ration zu füttern, empfiehlt sich ein Kälbermash.
Unser Tipp
Kälbermash: Eine ausgeklügelte Lösung
Ein Kälbermash besteht aus Heu, Luzerne, einem Aufzuchtfutter und stabilisierter Melasse und wird im Mischwagen gemischt. Diese trockene Mischung wird von den Kälbern gerne gefressen und kann je nach verwendetem Melasseprodukt mehrere Wochen gelagert werden. Einmal gemischt, ist die Vorlage des Mashs unkompliziert und zeitsparend.
Betriebe, die nicht ausreichend Raufutter oder keinen Mischwagen haben, können fixfertiges Mash, wie beispielsweise das UFA-Mashmix Junior, kaufen. Die Vorteile eines Kälbermashs sind:
- Frühe Futteraufnahme
- Keine selektive Futteraufnahme
- Fördert Pansenentwicklung und deckt Nährstoffbedarf
- Einfache und konstante Fütterung
Keine Silage für Kälber
Ab einem Alter von rund sechs Monaten können Aufzuchttiere langsam an eine Silageration gewöhnt werden. Der Grund, warum nasses Futter wie Silage oder Weidegras erst ab diesem Alter sinnvoll in die Ration integriert wird, liegt in der Entwicklung des Pansens. Die Trockenfütterung stimuliert die Entwicklung der Pansenzotten mehr und fördert so die spätere Trockensubstanzaufnahme und Leistung der Milchkühe.
TMR: Ja, aber angepasst
Wenn Silage in die Ration aufgenommen wird, erfolgt dies meist in Form einer bestehenden TMR. Die TMR laktierender Kühe ist jedoch oft nicht optimal auf den Bedarf der Rinder in den verschiedenen Wachstums- und Entwicklungsphasen abgestimmt. Zu hohe Proteingehalte im Futter können die Fruchtbarkeit beinträchtigen. Dies weil der durch den Proteinabbau entstehende Harnstoff den Blut-Harnstoffgehalt und den pH-Wert der Körperflüssigkeiten verändert, was vermehrt zum embryonalen Frühtod führen kann. Ein zu hoher Energiegehalt begünstigt zudem die Verfettung, was sich zusätzlich negativ auf die Fruchtbarkeit und Gesundheit auswirkt.
Die TMR laktierender Tiere ist nicht optimal auf den Bedarf der Aufzuchtrinder angepasst.
Wird die TMR der laktierenden Kühe an die Aufzuchttiere verfüttert, macht es Sinn, diese als Übergang während rund zwei bis drei Wochen zusätzlich zum Kälbermash im Verhältnis 1:1 anzubieten. Nach diesem Übergang wird das Kälbermash mit Heu ersetzt, um die Gefahr der Verfettung zu reduzieren. Die Verfettungsgefahr ist besonders zwischen dem 8. und 12. Lebensmonat am höchsten. Bis zur Abkalbung kann die Ration relativ konstant gehalten werden. Rund um die Besamung zwischen dem 14. und 16. Monat sollte die Energieversorgung leicht gesteigert werden, um die Fruchtbarkeit positiv zu beeinflussen.
Mineralstoffversorgung beachten
Ob eine reine Dürrfutter-Ration geeignet ist, hängt vor allem von der Qualität und den Gehalten des verfügbaren Raufutters ab. Bei angemessener Qualität können Protein- und Energiebedarf bei Rindern mit einem Alter von über zwölf Monaten gedeckt und eine lange Beschäftigung sowie ausreichendes Pansenvolumen sichergestellt werden. Wichtig ist jedoch, auf die ausreichende Versorgung mit Mineralstoffen und Vitaminen zu achten. Mengenelemente und wichtige Spurenelemente wie Selen müssen abgedeckt sein, und bei hohen Anteilen von gelagertem Futter kann ein Mangel an Beta-Carotin auftreten, der zusätzlich gedeckt werden muss.