Kälber weisen während ihrer ersten Lebenswochen eine rein monogastrische Verdauung auf. Das heisst, es wird lediglich die enzymatische Verdauung des Magentraktes verwendet, um Nährstoffe aufzuschliessen und zu absorbieren. Die Verdauung im Labmagen ist daher zu Beginn die einzige Möglichkeit, um die metabolische Programmierung in dieser Phase umzusetzen. Grund dafür ist, dass der Pansen sich noch entwickeln und funktionsfähig werden muss. Die fehlende Pansenfermentation erklärt übrigens auch, weshalb Kälber eine wärmere Umgebung benötigen als ausgewachsene Rinder.
Kälber: Genügend und verteilt tränken
Eine Ad-libitum-Tränke, am besten aufgeteilt in kleinere Portionen und verteilt über den ganzen Tag, bildet die Grundlage für die metabolische Programmierung. Steht dazu beispielsweise ein Tränkeautomat zur Verfügung, der die einzelnen Portionen begrenzt, kann dafür gesorgt werden, dass die Kälber sich nicht übertrinken. Letzteres kann nämlich zu Fehlgärungen im Pansen oder schlechter Milchgerinnung aufgrund zu geringer Menge an Verdauungsenzymen im Labmagen führen, was Verdauungsprobleme verursacht. Das generelle Reduzieren der Milchmenge zur Durchfallprophylaxe ist aber in jedem Fall kontraproduktiv. Weiter ist es sinnvoll, den Bedarf an Spurenelementen und Vitaminen adäquat abzudecken, weshalb eine Ergänzung, besonders beim Einsatz von reiner Vollmilch, schwer zu empfehlen ist.
Absetzmanagement
Während der Tränkephase ist das Kalb beim Wechsel vom Monogastrier zum Wiederkäuer zu unterstützen. Nur so können die Jungtiere den Übergang um das Absetzen ohne Wachstumsknick meistern. Die Kälber sollen zum Fressen von Festfutter animiert werden, ohne dass sie durch Hungergefühle dazu «gezwungen» werden. Deshalb empfiehlt sich das frühe Anbieten von schmackhaftem Ergänzungsfutter oder Kälbermash. Dies unterstützt die Entwicklung des Pansenvolumens und der Pansenzotten. Intensives Wachstum kurz nach dem Abtränken ist besonders interessant, da zum einen die Futterkosten signifikant sinken, andererseits die Futterverwertung der Jungtiere noch hoch ist.
Fütterungsintensität und Rationsgestaltung in der Aufzucht
In einer Bachelorarbeit der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (HAFL) in Zollikofen, welche die Zunahmen und die Entwicklung von Holsteinkälbern auf vier Westschweizer Betrieben mit intensiver Aufzucht untersuchte, konnten interessante Erkenntnisse zur intensiven Fütterung und den Zunahmen gewonnen werden. Alle vier Betriebe ergänzten ihre Vollmilch mit einem Aufzuchtmilchpulver und einem Wirkstoffkonzentrat und tränkten ihre Kälber nach zwölf Wochen ab. Die vier analysierten Betriebe verfütterten ihren Rindern anschliessend entweder Raufutter oder eine TMR, zusammen mit einem Aufzuchtfutter für die zweite Phase. Drei der Betriebe strebten dabei etwas mehr als 6 MJ NEL pro Kilogramm Trockensubstanz und rund 160 bis 170 g / kg Rohprotein in den Rationen an. Der vierte Betrieb lag mit beiden Werten ein wenig tiefer. Die Zunahmen lagen zwischen 0,67 kg und 1,08 kg (siehe Tabelle). Zum Vergleich: Das grüne Buch führt bei Kälbern zwischen 125 und 175 kg Lebendgewicht (LG) Zunahmen bis maximal 900 g pro Tag auf. Ab 250 kg LG liegt der Referenzwert bei frühreifen Milchrassen bei maximal 700 g pro Tag.
Durch die intensive Aufzucht wird das Leistungspotenzial der Jungtiere massgeblich beeinflusst.
Leistung in der ersten Laktation
Durch die intensive Aufzucht wird das Leistungspotenzial der Jungtiere massgeblich beeinflusst. Dies zeigte sich in der bereits erwähnten Bachelorarbeit. Intensiv aufgezogene Rinder sind früh geschlechtsreif und ein entsprechendes Erstkalbealter (EKA) kann angestrebt werden. Eine frühe Besamung gilt es auch umzusetzen, da es bei zu später Belegung, aber gleichbleibender Fütterung, zur Verfettung kommen kann. Deutlich wurde dies anhand des Vergleichs von Betrieb 1 mit den Betrieben 3 und 4. Die Betriebe 3 und 4 erreichen ein eher frühes Erstkalbealter von 25 beziehungsweise 27 Monaten. Die Tiere zeigten daraufhin in den ersten beiden Laktationen signifikant bessere Leistungen als diejenigen des Betriebs 1, welche erst mit 32 Monaten abkalbten.
Die Verfettung der Rinder mit spätem EKA wirkte sich aber nicht nur negativ auf deren Milchleistung, sondern auch auf die Fruchtbarkeit aus. Als Richtwert gilt daher, die Rinder mit etwa 390 bis 400 kg LG das erste Mal zu besamen und nach erfolgreicher Belegung ein langsames Wachstum von 500 bis 700 g pro Tag anzustreben.
Unser Tipp
Tipps für eine erfolgreiche Rinderaufzucht
- Die Kälber ad libitum in kleinen Portionen tränken
- Die Vollmilch gezielt ergänzen oder hochwertiges Aufzuchtmilchpulver einsetzen$
- Frühes Angewöhnen an Festfutter, um das Absetzen ohne Wachstumseinbrüche zu meistern
- Intensive Fütterung bis zu einem Gewicht von ca. 250 kg LG beibehalten
- Fütterungsintensität und Besamungsmanagement aufeinander abstimmen