Die Produktion von Grundfutter kann durch Futter von Wiesen und Weiden oder einheimischen Mais erfolgen. Für Kraftfutter und insbesondere für die Eiweisspflanzen sind die Herausforderungen gross, doch sie sind bewältigbar. Um ein deutliches Signal zu senden, sucht die fenaco-LANDI Gruppe für die Ernte 2021 Tausend Hektar Bio-Futtersoja.
Warum Bio-Futtersoja?
Erstens, weil Soja den höchsten Eiweissanteil aufweist. Dieses Kriterium ist sehr wichtig, da die zugelassene Kraftfuttermenge den Anteil von fünf Prozent der aufgenommenen Trockensubstanz nicht überschreiten darf. Je tiefer die verteilten Kraftfuttermengen, desto konzentrierter muss das Futter sein. Aufgrund dieser Auflage scheiden Eiweisserbsen und Ackerbohnen von Anfang an aus. Die Lupine ist der Sojabohne sehr ähnlich, doch ihr Anbau ist komplizierter und die Produktion bleibt schwierig.
Zweitens, weil die gesamte Wertschöpfungskette am gleichen Strick ziehen muss. Im Falle von Soja heisst dies, dass man sich für die gleiche Kultur entscheidet. Die gesamte Wertschöpfungskette – von der Produktion von einheimischem Saatgut durch Bio-Saatgutvermehrer über die Annahme und Futterverarbeitung bis zur Verfütterung an das Vieh in Bio-Betrieben – könnte vollumfänglich schweizerischer Natur sein. Es sei daran erinnert, dass Agroscope ein Soja-Zuchtprogramm unterhält, und regelmässig neue, den lokalen Bedingungen angepasste Sorten anbietet. Seit 2016 insbesondere auch solche, die an biologische Anbaubedingungen angepasst sind. Für eine Aufnahme in die Liste der empfohlenen Sorten (LES) für Soja werden diese Sorten im Versuchsnetz von Swissgranum getestet. Bei Eiweisserbsen, Ackerbohnen und Lupinen finden keine Sortenversuche mehr statt, bzw. nur alternierend im Dreijahresrhythmus. Die Versuche für die Aufnahme in die LES werden unter konventionellen Anbaubedingungen durchgeführt. Es wurde aber nachgewiesen, dass die Ergebnisse sowie die Sorten mittels Extrapolation auch für die biologische Landwirtschaft übernommen werden können.
Verfügbare Sorten in Bio-Qualität
In Bio-Qualität verfügbare Sorten zur Produktion von Bio-Futtersoja (Ertrag fünf bis zehn Prozent höher als Protéix).
- Obélix: Ertragreichste unter den frühen Sorten. Ertragsbildung durch das TKG. Standfest. Sehr gute Verfügbarkeit. Brauner Nabel.
- Galice: Mittelfrühe Sorte, ertragreicher als Obélix, aber spätere Reife. Sehr gute Standfestigkeit und mittlere bis gute Kältetoleranz während der Blüte. Brauner Nabel.
- Aurelina: Mittelfrühe Sorte, Ertrag vergleichbar mit Galice. Sehr hoher Eiweissgehalt. Weniger gute Standfestigkeit.
Saatdichte
- Gewünschte Bestandesdichte: 50 bis 65 Pflanzen / m
- Keimfähigkeit: ~ 85 %
- Verlust bei der Unkrautbekämpfung: 1 bis 2 % pro Durchgang
- Empfohlene Saatdichte: 60 bis 80 Körner / m
- Dose à 125 000 Körner
- 5 bis 7 Dosen / ha
Beimpfung (bei jeder Saat unerlässlich)
- Pro Hektar einen Beutel Inokulat in ¾ l Wasser auflösen und lichtgeschützt zum Saatgut geben. Das Produkt Hi Stick kann auch trocken, unmittelbar vor der Saat, angewendet werden.
- Alternative: Ein Beutel Inokulat im Mikrogranulator der Sämaschine mit 10 kg Mikrogranulat vermischen und auf die Saatreihen ausbringen.
Anbautechnik für Bio-Futtersoja
Vorbereitung des Bodens
Die Wahl der Parzelle ist nach wie vor sehr wichtig. Parzellen mit hoher Stickstoffmineralisierung sollten vermieden werden, um eine verstärkte Verbreitung von Unkräutern zu begrenzen. Dank seiner Fähigkeit, Stickstoff aus der Luft zu binden, benötigt Soja keine Stickstoffdüngung. Es ist unerlässlich, der Bodenvorbereitung besonderes Augenmerk zu schenken. Für Soja stellt diese Etappe den Schlüssel zum Erfolg dar. Der Einsatz des Pfluges ist nicht in jedem Fall nötig. In Parzellen mit hohem Unkrautdruck oder hohem Samenvorrat ist er aber der pfluglosen Bearbeitung vorzuziehen, um unüberwindbaren Problemen während der Kultur vorzubeugen. Mit einer Unkrautkur kann der Unkrautdruck gete der Boden drei bis vier Wochen senkt werden. Zu diesem Zweck sollvor der Saat gepflügt und danach in regelmässigen Abständen von sieben bis zehn Tagen bearbeitet werden – sofern es die Boden- und Klimabedingungen zulassen. Bei günstigen Bedingungen können mit dieser Technik die Hackdurchgänge reduziert werden. Der technische Wandel der letzten Jahre ermöglicht eine immer präzisere Arbeit. Grössere Arbeitsbreiten und eine Bearbeitung zum richtigen Zeitpunkt sichern hohe Flächenerträge. In einer Parzelle mit schwachem Unkrautdruck und nach erfolgreicher Unkrautkur reichen in der Regel zwei bis drei Durchgänge. Andernfalls kann sich die Anzahl Durchgänge verdoppeln. Bei Bio-Futtersoja kann, anders als bei den Sojakulturen zu Speisezwecken, eine leichte Verunreinigung durch Unkrautsamen im Erntegut toleriert werden.
Saat
Ein Reihenabstand von 50 cm hat sich in der Praxis bewährt. So kann die Sojakultur bis zum Reihenschluss problemlos und sauber gehackt werden. Zudem können die gleichen Maschinen für verschiedene Kulturen (Mais, Sonnenblumen, Rüben und Raps) eingesetzt werden. Von einer Saat mit einer Getreidesämaschine wird abgeraten, da diese nur den Einsatz von Hackstriegel und Rollhacke ermöglicht. Diese Bearbeitungstechniken reichen aber nicht aus, um die Sojaparzellen sauber zu halten. Es wird eine Saattiefe von vier Zentimeter empfohlen.
Saattermin
Der Saattermin variiert natürlich je nach Standort und Ausrichtung der Parzelle. Im Bioanbau wird empfohlen, in 8 bis 10 °C warme Böden zu säen. Soja läuft auf diese Weise rasch auf und ist so gegenüber Unkräutern konkurrenzfähiger.
Tendiert der Boden zu Verschlämmung, sollte nicht vor starken Regenfällen gesät werden, da Soja sonst unregelmässig aufläuft und Unkräuter überhandnehmen.
Unkrautregulierung in drei Etappen
1. Unkrautkur
- Rund drei bis vier Wochen vor der Saat
- Bodenbearbeitungsdurchgänge in abnehmender Tiefe im Abstand vonsieben bis zehn Tagen
2. Blindstriegeln
- Zwei bis drei Tage nach der Saat
- Unkrautvernichtung im Keimfaden-Stadium
- Einsetzendes Keimen des Soja, die Keimlinge sollen mindestensnoch drei Zentimeter unter der Oberfläche sein
- Vorsichtiger Einsatz des Hackstriegels
- Überfahren der Sojareihe vermeiden (idealerweise ist derTraktor mit einem GPS ausgerüstet)
3. Hacken
- Bestes Ergebnis mit einer Hacke mit Gänsefussscharen
- Reihe mit den Fingerelementen gut bearbeiten
Spätverunkrautungen mit Amaranth, Melden etc. stammen hauptsächlich von Pflanzen, die von Anfang an in der Kultur präsent waren und bei den ersten Hackgängen nicht beseitigt wurden. Die Sojakultur darf bei den ersten Hackgängen nicht geschont werden. Es ist normal, dabei einige Pflänzchen auszureissen. Die Saatdichte wird soweit angepasst, dass eine Bestandesdichte von 50 bis 65 Pflanzen / m 2 erreicht wird.
Die Nachfrage nach Soja besteht, das Saatgut ist verfügbar, die Anbautechnik ist bekannt und hat sich bewährt und die Wertschöpfungskette von der Saatgutproduktion bis zur Futterherstellung existiert. Nun fehlen aber fast Tausend Hektaren zusätzliches Bio-Soja. Die fenaco-LANDI Gruppe steht jenen Personen zur Verfügung, die Bio-Futtersoja produzieren möchten.