Blühstreifen sind nicht nur optisch schön, sie sind auch Lebensraum und Futterquelle für zahlreiche Insekten und Nützlinge. Nebst ihrer schönen Ästhetik fördern Blühstreifen Ökosystemdienstleistungen wie Bestäubung und Schädlingskontrolle. Seit 2015 gehören Blühstreifen zu den vom Bund anerkannten Biodiversitätsförderflächen (BFF) und Landwirte erhalten dafür Direktzahlungen. Mehrere Studien von Agroscope, der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften HAFL und dem Forschungsinstitut für Biologischen Landbau FIBL attestierten den Blühstreifen eine gute Wirkung. Diese ist einerseits in der Ertragssteigerung zu finden, andererseits im Bereich Pflanzenschutz. Blühstreifen tragen zur Reduktion des Einsatzes von synthetischen Pflanzenschutzmitteln bei. Vor allem im Getreideanbau konnte eine Verringerung der Getreidehähnchen beobachtet werden.
Aussaat zwischen 20. April und 15. Mai
Idealerweise sollten Blühstreifen gemäss Direktzahlungsverordnung zwischen dem 20. April und dem 15. Mai angesät werden. Eine frühere Aussaat ist nicht zu empfehlen, da die enthaltenen Pflanzenarten der Mischungen Licht brauchen und einige davon frostempfindlich sind, wie zum Beispiel Buchweizen. Damit diese Lebensräume ihre Funktion als Korridor erfüllen können, sollte die Distanz zwischen den blühenden Flächen nicht mehr als 200 bis 300 Meter betragen. Bienen, insbesondere Wildbienen, fliegen nur kurze Distanzen, deshalb ist es wichtig, dass die Distanzen zwischen Nahrung und Nistflächen möglichst kurz sind, um ihre Fortpflanzung und Gesundheit zu gewährleisten.
Wichtigkeit der Bienen für die Welternährung
Bienen dienen als Indikator für eine intakte Umwelt und Biodiversität. Das erhöhte Bienensterben, das in den letzten Jahren beobachtet wurde zeigt, dass etwas nicht stimmt. Einer der Hauptfaktoren, welcher die Bienengesundheit beeinträchtigt, ist die Milbe Varroa. Dazu kommt Nahrungsstress, der die Bienen schwächt und sie anfälliger auf Krankheiten macht. Auch warme Winter fördern das Bienensterben. Die Blühstreifen tragen dazu bei, die Nahrungsmittellücke im Sommer zu schliessen, die Gesundheit der Bienen zu stärken, und ihnen einen Lebensraum zu bieten, um sich zu vermehren.
Bienen produzieren nicht nur Honig, sondern haben durch ihre Bestäubungsaktivitäten eine wichtige Rolle in der Welternährung. In der Schweizer Landwirtschaft werden auf 14 Prozent der Ackerfläche bestäubungsabhängige Kulturen angebaut. Raps, Sonnenblumen und Ackerbohnen gehören dazu. Somit bringen Bienen und auch Wildbienen der Landwirtschat einen ökonomischen Nutzen. Die Rolle der Wildbienen und der anderen Bestäuber sollte nicht unterschätzt werden, denn eine Studie hat gezeigt, dass diese oftmals die effizienteren oder manchmal auch einzigen Bestäuber bestimmter Blütenpflanzen sind. Sie sind auch bei niedrigen Temperaturen oder Regenwetter unterwegs, im Gegensatz zu Honigbienen. Der direkte Nutzwert der Bestäubung durch Honig- und Wildbienen ist in der Schweiz auf 350 Millionen Franken geschätzt worden.
Plattform Blühende Lebensräume
Die vier Gründerinstitutionen der Plattform Blühende Lebensräume – Agroscope, HAFL, FiBL und Schweizer Bauernverband (SBV) – trafen sich erstmals 2011 im Rahmen des Projektes «Blühstreifen für Bestäuber und andere Nützlinge». Nach dieser ersten Zusammenarbeit wurde im Jahr 2014 die Forschungsplattform Blühende Lebensräume gegründet (www.pbl-phf.ch). Das Ziel dieser Plattform ist es, die wissenschaftlichen Grundlagen und die Forschung zu diesem Thema zu fördern. Die Plattform dient auch dazu, interdisziplinäre Synergien zu schaffen und so die Umsetzung so praxisnah wie möglich zu gestalten.