Um Bestände im Futterbau erfolgreich zu lenken, sind eine vorausschauende Planung und konsequentes Handeln erforderlich. Schon ein Jahr vor der geplanten Veränderung sollten gezielt Massnahmen eingeleitet werden, da ihre Wirkung Zeit braucht. Das Erfolgsrezept liegt in der Kombination aus präzisen Bodenanalysen, einer Standortbewertung und klar definierten Zielen – mit dem Fokus auf die Produktion von hochwertigem Futter auf dem eigenen Betrieb.
Die fünf Zutaten zur Bestandeslenkung
Der Erfolg der Bestandeslenkung hängt von fünf bestimmenden Grössen ab: Boden und Klima, Hofdünger und dessen Veredelung, Kalk, Mineraldünger sowie Nutzung und Pflege.
1. Boden und Klima
Bodenbeschaffenheit optimieren: Der pH-Wert des Bodens beeinflusst dessen Struktur, die biologische Aktivität sowie die Fähigkeit, Nährstoffe zu speichern und umzusetzen. Daher ist der pH-Wert die entscheidende Kenngrösse für die Bewirtschaftung aller Bodentypen. Ein Wert zwischen 6,5 und 7,2 fördert das Wurzelwachstum, die Bodenaktivität und die Durchlüftung. Dabei gilt es, den pH-Wert über das Wissen um die Bodenart (Ton, Humus oder Schluff) anzupassen.
Klimaresilienz stärken: Das Klima bleibt eine unveränderbare Grösse, was die extremen Wetterlagen der letzten Jahre zeigten. Auf den Boden hat man als Landwirtin und Landwirt hingegen einen grossen Einfluss. Daher lohnt es sich, die Chance zu nutzen und der Bodengesundheit Aufmerksamkeit zu schenken.
2. Hofdünger und Veredelung gezielt einsetzen
Effektive Nährstoffversorgung: Den Hofdünger gezielt zu nutzen hilft, die Durchwurzelung zu fördern und die Bodenlebewesen zu aktivieren. Aber Achtung: gebundene Nährstoffe werden nach dem Ausbringen nur zum Teil mineralisiert und umgekehrt auch dann, wenn die Pflanzen keinen Bedarf haben. Die mineralisierte Fraktion ist schwer abzuschätzen. Hier spielt die Witterung eine entscheidende Rolle. Nach Bedarf sollte der Hofdünger mit Mineraldünger ergänzt werden, um Nährstoffdefizite auszugleichen.
Hierbei den pH-Wert beachten: Nur bei einem optimalen pH-Wert stehen Haupt und Spurennährstoffe vollständig zur Verfügung (siehe pH-Wert oben).
3. Kalken für stabile Böden
Bodenstruktur verbessern: Das Ausbringen von fein gemahlenen Kalkprodukten stabilisiert über den pH-Wert die Bodenstruktur und macht die Nährstoffe besser verfügbar.
Weiterer Nutzen: Im Liegebereich helfen Kalke durch ihre Saugfähigkeit, ein trockenes Milieu zu erzeugen.
4. Mineraldünger bedarfsgerecht einsetzen
Effizient düngen: Es sollte eine präzise Nährstoffbilanz erstellt werden, um den Mineraldüngereinsatz zu optimieren und die Düngung an die Nutzungsintensität anzupassen. Die bedarfsgerechte Stickstoffdüngung wird dadurch vereinfacht.
Frühe Versorgung: Um eine gute Futterqualität zu erreichen, gilt es, im Frühjahr für eine ausreichende Versorgung mit wasserlöslichem Phosphor und Schwefel zu sorgen. Das fördert die Silagestabilität und die Eiweissbildung. Mineralische Schwefeldünger sollten im frühen Frühjahr ausgebracht werden, wenn die Mineralisation im Boden den Bedarf der Pflanzen noch nicht decken kann. Zu beachten ist, dass Schwefel den pH-Wert negativ beeinflusst. Eine frühe mineralische Andüngung mit nitrathaltigen Düngern (Stickstoffform NS) erhöht die Bestockung, die TS-Produktion und die Eiweissbildung.
5. Nutzung und Pflege anpassen
Nachhaltige Nutzung: Damit das Grünland bedarfs- und umweltgerecht gedüngt werden kann, muss der Tierbesatz der vorhandenen Futterfläche entsprechen. Die Nutzungshäufigkeit der Flächen und die Schnitthöhe müssen ebenfalls im Auge behalten werden.
Unkrautdruck reduzieren: Die Kombination aus optimaler Nutzung, gezielter Düngung und sorgfältige Pflege reduziert den Unkrautdruck und steigert die Futterqualität.
Eine erfolgreiche Bestandeslenkung fusst auf Weitsicht und einer realistischen Bewertung des Standortpotenzials. Fehler in der Bewirtschaftung wirken oft lange nach. Das heisst aber auch, dass im Gegensatz jede nutzbringende Massnahme langfristig wirkt. Aus diesem Grund ist Prävention immens wichtig. In die Pflege und nachhaltige Nutzung der Weideflächen zu investieren, erhöht die Wirtschaftlichkeit und Stabilität des Betriebs, wenn ein hoher Anteil der tierischen Leistung aus dem Wiesenfutter erzeugt wird.
Unser Tipp
Kalke für das Grünland
Trockene Kalke gemahlen gibt es in verschiedenen Körnungen, von Mehlfein (80 Prozent < 0,09 mm) bis zu Körnungen von 0,5-1,0 mm. Mehlfeine Produkte werden am besten mit sogenannten Kastenstreuern ausgebracht. Die Anwendung mit den klassischen Düngerstreuern würde wegen der feinen Partikelgrösse kein homogenes Streubild ergeben und viel Staub verursachen. Je gröber ein Produkt ist, desto besser kann es mit einem Düngerstreuer ausgebracht werden. Ebenfalls hängt die Wirkgeschwindigkeit mit der Partikelgrösse zusammen. Je feiner aufgemahlen das Produkt ist, desto grösser ist seine Oberfläche und desto schneller tritt die Verwitterung und somit die Kalkwirkung ein. Trockene Kalke sind in Säcken, Bigbags oder lose in Silos verfügbar.
Trockene Kalke granuliert bestehen in der Regel aus Calciumcarbonat oder Magnesiumcarbonat. Sie basieren auf fein gemahlenen Partikeln, welche zu einem Korn granuliert wurden. Dadurch sind diese Kalke in der Produktion am aufwendigsten. Dafür verbinden diese Produkte zwei entscheidende Vorteile miteinander: Durch die granulierte Form ist ein Ausbringen mit dem Düngerstreuer problemlos möglich. Gleichzeitig wirken die Kalke durch die feinen Einzelpartikel fast gleich schnell wie mehlfeine Kalke.
Feuchtkalke unterscheiden sich chemisch nicht grundlegend von den bereits genannten Kategorien. Feuchtkalke müssen nicht getrocknet werden und es ist möglich, sie im Steinbruch unter freiem Himmel zu lagern, was sie preislich interessant macht. Es muss beachtet werden, dass in der Regel der Gehalt an CaO etwas tiefer ist als bei trockenen Kalken. Zum Ausbringen eignet sich ein Kompoststreuer mit Drehteller am besten. Weil Feuchtkalke lose im Kipper geliefert werden, muss eine ganze Ladung von ca. 25 t abgenommen werden.