Ein häufiger Rat im Zusammenhang mit Klimadebatten, neuen Ernährungstrends sowie auch im Rahmen des Forschungsprogramms NFP 69 «Nachhaltige und ausgewogene Ernährung in der Zukunft» ist der höhere Konsum von pflanzlicher Nahrung. Mit 4,2 Milliarden Franken trägt der Pflanzenbau knapp 40 Prozent zur landwirtschaftlichen Gesamtrechnung der Schweiz bei. Er ist also ein zentraler Pfeiler des Einkommens der Bauernfamilien. Mit rund 37 Prozent ist der Selbstversorgungsgrad beim Pflanzenbau jedoch tief und seit 2014 sogar rückläufig. Der neue Bericht «Potential ausgewählter Ackerkulturen in der Schweiz» zeigt, dass die Schweizer Bauernbetriebe in wichtigen Märkten schleichend Anteile verlieren.
Die Gründe dafür sind vielfältig. Eine wichtige Rolle spielt unter anderem die fehlende Sensibilität für die Rohstoffherkunft in halb- und fertigverarbeiteten Produkten. Pflanzliche Rohstoffe werden oft als reine «Commodities» betrachtet, sind also leicht austauschbar. Oft fehlt auch eine klare Deklaration. Ganz anders sieht das bei tierischen Produkten aus, wo die Herkunft Schweiz eine zentralere Rolle spielt. Weiter führt ein gänzlich fehlender Grenzschutz bei vielen interessanten neuen und auch stark von den Konsumenten nachgefragten Kulturen dazu, dass diese in der Schweiz aus Preisgründen und oft auch wegen der fehlenden Verarbeitung, kaum angebaut werden und so nicht aus der Nische herauskommen.
Ziel des Berichts ist insbesondere, sich neu eröffnende Marktchancen zu eruieren. Aus diesem Grund analysiert der Schweizer Bauernverband darin die wichtigsten hier angebauten Ackerkulturen: Entwicklungen und Veränderungen bei der Inlandproduktion, ihre wirtschaftliche Bedeutung für die Landwirtschaftsbetriebe, Marktverhältnisse und Warenströme, Grenzschutz sowie das jeweilige Potential für den aktuellen und den künftigen Anbau in der Schweiz. Die wichtigsten Erkenntnisse flossen in fünf konkrete Stossrichtungen:
- Neue Marktchancen nutzen und Wertschöpfung verbessern
- Sensibilität für Rohstoffherkünfte in verarbeiteten Produkten wecken
- Getreidemarkt stärken und Zollschlupflöcher stopfen
- Grenzschutzproblematik angehen
- Gleich lange Spiesse für Schweizer Rohstoffe gegenüber Importen
Diese sollen es erlauben, dass die Schweizer Landwirtschaft die anstehenden Herausforderungen und die sich eröffnenden Marktchancen nutzen, den Rückgang bei den Marktanteilen stoppen und ihre Wertschöpfung im Pflanzenbau verbessern kann.