Die Schermaus ist der schlimmste Schädling in Grünlandflächen. Häufig wird sie auch von ihren beiden Komplizen, der Feldmaus und dem Maulwurf, begleitet. Wenn 60 bis 70 Prozent der Ackerflächen aus Grünlandflächen bestehen, kommt es zwischen 700 und 1400 m ü. M. regelmässig alle fünf bis sieben Jahre zu Massenvermehrungen. Gegenwärtig befinden wir uns in einer Vermehrungsphase und ein Höhepunkt wird in vielen anfälligen Regionen zwischen 2017 und 2018 erreicht werden (Grafik 1). Als erste Bekämpfungsmassnahme müssen die natürlichen Feinde gefördert werden. Weitere Möglichkeiten sind das Fallenstellen und das Begasen, die gleich beim ersten Auftreten des Schädlings oder bei beginnenden Schadenssymptomen angewendet werden sollten.
Lebensweise
Die Schermaus lebt in einem 40 bis 70 m langen Gangsystem. Sie ernährt sich vorwiegend von Löwenzahn, Rotklee und Luzerne, gefolgt von Glatthafer, Knaulgras, englischem Raigras und anderen Pflanzen. Die Schermaus hat sich ihrem Lebensraum bestens angepasst und überlebt auch strenge Winter, sofern eine Schneedecke verhindert, dass der Boden bis zu einer Tiefe von 15 bis 20 cm gefriert. Nach einer Tragzeit von 21 Tagen bringt das Weibchen vier bis sieben Junge zur Welt. Der Nachwuchs verlässt das Nest nach zwei bis drei Monaten und ist zu diesem Zeitpunkt bereits geschlechtsreif. Ein Weibchen kann rund zehn Würfe pro Jahr haben.
Vermehrung und Feinde
Das Vermehrungspotential der Schermaus ist beeindruckend. Nicht selten hat ein Mäusepaar über 100 Nachkommen pro Jahr. Ihre natürlichen Feinde sind Hermelin, Wiesel, Marder, Fuchs, Hauskatze und Raubvögel. Pro Hektar und Jahr jagen die Hauskatzen, deren Population auch am grössten ist, am meisten Mäuse.
Schäden
Bei einem Mäusebefall sind nicht nur sinkende Erträge zu beklagen, sondern auch der Nährstoffreichtum des Futters geht zurück, da die Mäuse eine Vorliebe für Pflanzen mit hohem Nährwert haben. Ausserdem nimmt der Artenreichtum der Wiesen ab, was sich ebenfalls auf das Futter auswirkt und sich wiederum auf die Milchqualität niederschlagen kann. Weiter kommt es durch die Erdanhäufungen zu einer rascheren Abnutzung der Landmaschinen und wenn zu viel Erde ins Futtersilo gelangt, kann dies zu Fehlgärungen führen mit negativen Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit der Milchkühe.
Mäuseregulierung
Die Bekämpfung der Mäuse muss gleich zu Beginn des Reproduktionszyklus einsetzen. Ist die Vermehrung bereits fortgeschritten, sind Fallen oder Gas meist nutzlos. Das Arbeitsvolumen wäre zu gross, um noch gemeistert zu werden. Damit die Bekämpfung rechtzeitig erfolgt, müssen die Parzellen regelmässig und aufmerksam überwacht werden.
Indirekte Bekämpfung
Förderung und Schutz der natürlichen Feinde dient der indirekten Bekämpfung. Bei fehlenden Sitzgelegenheiten für Greifvögel können Sitzstangen deren Anwesenheit fördern. Die Stangen sollten zwei bis vier Meter hoch sein und in Abständen von 50 Metern aufgestellt werden. Bei günstigem Standort kann man auch Nistkästen anbringen, in denen vielleicht ein Turmfalkenpaar brüten wird. Der Nistkasten sollte sich an einem störungsfreien Ort an einem Gebäude oder an einem Baum in mindestens fünf Metern Höhe befinden und idealerweise gegen Süden ausgerichtet sein sowie hindernisfreie Flugmöglichkeiten bieten.
Im Feld ist ersichtlich, dass jene Landwirte am wenigsten von der Plage betroffen sind, die in der Fruchtfolge während einem oder zwei Jahren in Folge Getreide anbauen. Nebst dem Stroh, das es liefert, ergibt sich beispielsweise bei Wintertriticale ein Ertrag im Berggebiet von schätzungsweise 40 bis 60 dt/ha und zusammen mit den Beiträgen ein Bruttogewinn von 1700 bis 2200 Fr./ha.
Direkte Bekämpfung
Mäuse und Maulwürfe können auch direkt mit Fallen und Gas bekämpft werden, sofern sie noch nicht zu zahlreich sind (weniger als 50 Prozent der Fläche befallen). Sobald man zehn bis 20 Tiere pro Hektare zählt, muss man Fallen stellen oder zu Gas greifen. Diese Population richtet zwar noch keine gravierenden Schäden an, ihre Nachkommen aber umso mehr! Von schweren Schäden spricht man bei 100 bis 200 Tieren pro Hektare. Bei dieser Menge ist es schwierig und unnötig, noch Fallen zu stellen oder Gas einzusetzen.
Fallen aufzustellen erfordert Zeit und Geduld. Sie müssen regelmässig kontrolliert werden, um die Mäuse oder allenfalls die Erde zu entfernen, und erneut gespannt zu werden. Die Fallen bleiben im Einsatz, bis die letzte Maus verschwunden ist, was einige Tage dauert. Seit die Topcat-Falle auf dem Markt ist, ist das Fallenstellen einfacher geworden.
Das Begasen der Mäuse mit Kohlenmonoxid ist zeitintensiv und oft nicht sonderlich wirksam. Vielfach holt man sich dabei auch Kopfschmerzen und man fühlt sich schlecht, weil man dabei selbst stundenlang den Gasen teilweise ausgesetzt ist. Das Begasungsmittel Polytanol entwickelt in Verbindung mit Feuchtigkeit das äusserst giftige Gas Phosphorwasserstoff, das auch zur Bekämpfung von Maulwürfen eingesetzt werden kann. Für die Anwendung von Polytanol ist eine Fachbewilligung notwendig.
Psychosoziale Auswirkungen
Zu den Schermäusen gibt es unterschiedlichste und teils widersprüchliche Meinungen. Für den einen stellt das Tier kein Problem dar, auch wenn er ab und zu eine Kuh verkaufen oder Futter zukaufen muss, um Ertragseinbussen zu kompensieren. Jener hingegen, der regelmässig Bekämpfungsmassnahmen durchführt, ist überzeugt von seiner Methode, denn sein Heuhaufen erscheint ihm grösser als derjenige seines Nachbarn.
Weitere Informationen:
www.pflanzenkrankheiten.de ➞ Schädlinge
www.agff.ch ➞ Mäusebekämpfung info@agff.ch