QUER gelesen
– Buntbrachen sind mehrjährige Flächen aus einheimischen Ackerblumen, Ruderal-, Wiesen- und Saumpflanzen.
– Drei Phasen durchläuft die Buntbrache während ihrer Standdauer.
– Diese Biodiversitätsförderflächen verbinden Lebensräume und bieten Nahrung, Unterschlupf und Nistplätze für verschiedene Tiere und Insekten.
– Eine sorgfältige Bodenvorbereitung trägt matchentscheidend zum Erfolg der Buntbrache bei.
In den letzten 20 Jahren ist die Biodiversität massiv zurückgegangen. Das gilt auch für die Ackerbaugebiete. Viele Brutvögel im Kulturland sind bedroht, typische wilde Ackerpflanzen stehen auf der Roten Liste. Zudem verkleinert sich die Biomasse und die Artenvielfalt der Insekten laufend. Unter ihnen sind einige Gegenspieler von Schädlingen. So leisten sie einen wichtigen Beitrag zur natürlichen Schädlingsbekämpfung in Ackerkulturen (funktionelle Biodiversität).
Gerade Ackerflächen haben aber viel Potenzial. Sie liegen in klimatisch günstigen Regionen, wo sich viele Tier- und Pflanzenarten wohlfühlen und sich sogar auf diesen Lebensraum spezialisiert haben. Nebst Nahrung brauchen sie unbedingt Rückzugsund Überwinterungsquartiere. Dies gelingt am besten mit dem Anbau von mehrjährigen Biodiversitätsförderflächen (BFF), die über den Winter stehen bleiben dürfen.
Lebenszyklus einer Buntbrache
Eine Buntbrache ist mehrjährig und besteht aus einheimischen Ackerblumen, Ruderal-, Wiesen- und Saumpflanzen. Sie wird als Fläche oder Streifen auf Ackerflächen ausgesät. Diese BFF bleibt mindestens zwei und maximal acht Jahre am gleichen Standort. Mit einer Bewilligung vom Kanton ist es aber möglich, den Zeitraum zu verlängern.
Eine Buntbrache durchläuft in ihrem Leben drei Phasen. Im ersten Jahr sind vor allem einjährige Ackerbegleitpflanzen (Kornblumen, Mohn, Kornraden) sichtbar; die «Baby-Phase». Die Ruderal- und Wiesenblumen wie zum Beispiel Margeriten, Flockenblumen und Königskerzen sind erst im zweiten und dritten Jahr sichtbar. In diesen Jahren blüht die Fläche am prächtigsten, sie ist in der «Beauty-Phase». Über die weiteren Jahre übernehmen die längerdauernden Saumarten wie Rainfarn, Johanniskraut und Karden. Die Blütenprächtigkeit nimmt ab, die Vergrasung steigt, die wichtigen Strukturen bleiben aber bestehen. Nun hat die Brache die «Greisen-Phase» erreicht, bevor sie dann wieder umgebrochen wird.
Vorgehen bei der Neuanlage
Der Erfolg einer Buntbrache beginnt mit der Wahl des richtigen Standortes. Am besten eignen sich trockene und sonnige Flächen mit guter Wasserdurchlässigkeit. Vernässte, verdichtete, schattige und torfige Standorte sind ungünstig. Mit konkurrenzstarken Problemunkräutern belastete Flächen (Ackerkratzdisteln, Blacken, Winden, Quecken) machen die Pflege der Buntbrache arbeitsintensiv. Eine Kunstwiese ist wegen hoher Stickstoff-Nachlieferung und Durchwuchsgefahr als Vorkultur eher ungeeignet. Buntbrachen entlang von stark befahrenen Strassen bergen eine Todesfalle für die darin lebenden Tiere (Igel, Hasen, Frösche und weitere). Besonders wertvoll sind Buntbrachen, die zwischen landwirtschaftlichen Produktionsflächen angelegt werden und sich in der Vernetzung befinden.
Buntbrachen vernetzen naturnahe Lebensräume miteinander.
Sorgsame Bodenbearbeitung
Das Saatbett muss zum Zeitpunkt der Ansaat sauber und abgesetzt sein. Die erste tiefe Bodenbearbeitung (Pflug oder Grubber auf 20 – 25 cm) erfolgt so früh wie möglich. Am besten bereits im Herbst des Vorjahres, mindestens aber vier Wochen vor der Saat. Direkt nach dem Pflug wird geeggt. Dann folgt die Unkrautkur: Jedes Mal, wenn die Parzelle wieder grün ist, wird die Spontanvegetation oberflächlich zerstört (Federzinkenegge oder flach eingestellte Kreiselegge). Dabei wird die Arbeitstiefe jeder zusätzlichen Bodenbearbeitung flacher gewählt als die der vorherigen. Ein Tag vor der Saat wird die Kruste nochmals ganz oberflächlich aufgebrochen. Die Saat erfolgt in gut abgetrocknete Böden im April. Auf schweren Böden mit hohem Druck an wärmekeimenden Unkräutern (Hirse, Franzosenkraut, Amarant) kann die Saat bereits Mitte März erfolgen. Gesät wird oberflächlich (Krummenacher), bei kleineren Flächen kann dies gut von Hand erfolgen. Das Saatgut darf nicht eingedrillt werden (Lichtkeimer). Nach der Saat wird die Fläche mittels Cambridge-Walze gewalzt. Von Herbstsaaten ist eher abzuraten, sie weisen oft einen kleineren Blumenanteil auf und vergrasen tendenziell schneller.
Schneiden oder nicht?
Für die Pflege gilt: Wehret den Anfängen. Wurzelunkräuter wie Blacken, Quecken oder Ackerkratzdisteln werden so früh wie möglich laufend bekämpft. Ein Säuberungsschnitt im Aussaatjahr reduziert die einjährigen Ackerpflanzen, daher ist besser darauf zu verzichten. Ab dem zweiten Standjahr ist in der vegetationsfreien Zeit ein Pflegeschnitt zulässig. Jeder Schnitt fördert jedoch gleichzeitig die Vergrasung. Kombiniert mit einer leichten Bodenbearbeitung kann der Pflanzenbestand aufgewertet werden. Unbearbeitete Flächen sind jedoch mindestens ebenso wertvoll. Der höchste Wert kann mit verschiedenen alten Buntbrachen auf dem gleichen Betrieb erzielt werden.
Der höchste Wert kann mit verschiedenen alten Buntbrachen auf dem gleichen Betrieb erzielt werden.
Lebensraum für Nützlinge
Die zahlreichen Blütenpflanzen einer Buntbrache bieten Insekten über die ganze Vegetationsperiode Pollen und Nektar. Ihre Pflanzenstängel wiederum ermöglichen es verschiedenen Arten von Schmetterlingen, Heuschrecken, Spinnen und Schwebefliegen, ihre Eier dort abzulegen. Die Strukturen auf der Fläche bieten aber auch optimale Nistplätze und Rückzugsgebiete für Feldhasen. Zusätzlich finden ackertypische Vögel wie die Feldlerche, das Schwarzkelchen oder die Dorngrasmücke hier geeignete Brutplätze. Nahrung für überwinternde Vogelarten ist im Winter reichlich vorhanden. Dies aufgrund des grossen Samenangebots der Brache.
Auch darüber hinaus lohnen sich Buntbrachen: Sie vernetzen naturnahe Lebensräume miteinander, schonen den Boden und tragen zum Erosionsschutz bei. Die blühende Fläche verschönert das Landschaftsbild und erfreut aufmerksame Spaziergänger. Damit tragen Buntbrachen der Schweizer Landwirtschaft viel öffentliche Sympathie zu. Und zu guter Letzt lohnt sich der Anbau auch finanziell: Er wird mit 3800 Franken je Hektare entschädigt.
Warum ist das Thema Buntbrache so aktuell?
Ab 1.1.2024 müssen alle Betriebe mit mehr als drei Hektaren offener Ackerfläche in der Tal- und Hügelzone gemäss Direktzahlungsverordnung mindestens 3,5 Prozent der Ackerfläche mit Biodiversitätsförderflächen (BFF) ausweisen. Dazu zählt beispielsweise die Buntbrache, welche eine besonders wertvolle BFF darstellt.