Linuron war bis anhin der wichtigste Wirkstoff für die Unkrautbekämpfung in Doldenblütlern. In puncto Wirkungssicherheit und Verträglichkeit ist am Wirkstoff nichts auszusetzen. Linuron war daher bis jetzt der «Standard» im Karottenanbau und anderen Gemüsearten. Doch aufgrund der internationalen Einstufung im Anwenderschutz (Gefahrenbezeichnung T/Giftig) und seiner Ökotoxizität wurde der Wirkstoff Linuron als kritisch beurteilt. Nach heutigem Kenntnisstand wird der Wirkstoff Linuron zukünftig nicht mehr zur Verfügung stehen (siehe Kasten). Am Standort Wädenswil und auf verschiedenen Praxisbetrieben führt Agroscope seit 2013 Versuche zum Ersatz von Linuron in Doldenblütlern durch.
Vorauflauf
Die Vorauflaufbehandlung (VA) ist ein wichtiger Baustein einer linuronfreien Herbizidstrategie. In den Versuchen konnte mit folgenden Vorauflaufstrategien das Unkraut sehr gut bekämpft werden:
- Metric 0.9 l/ha VA + Stomp Aqua 1.5 – 3.0 l/ha VA
- Bandur 1.5 l/ha VA + Centium 36 CS 0.18 l/ha VA + Stomp Aqua1.5 – 3.0 l/ha VA (3-er Mix)
Die beiden geprüften VA-Strategien waren in Wirkung und Verträglichkeit etwa gleichwertig. Je nach Standort und Unkrautdruck war die eine bzw. die andere Strategie von der Wirkung her etwas besser. Die Anwendung von Metric hat laut Bewilligungstext im «Vorauflauf, unmittelbar nach der Saat» zu erfolgen. Durch die Kombination von Metric mit einem pendimethalinhaltigen Produkt werden auch Amaranth, Portulak und verschiedene Knöterich-Arten gut erfasst. Neben den genannten Produkten ist auch Dancor 70 WG im Vorauflauf (Splitbehandlung im Vorund Nachauflauf) zugelassen.
Nachauflauf
Im Nachauflauf stehen nach dem Wegfall von Linuron, nur noch Aclonifen (Bandur, Chanon) und Metribuzin (z.B. Sencor SC, Zepter, Dancor 70 WG, Condoral SC) zur Verfügung. In den Versuchen von Agroscope wurde Sencor SC als metribuzinhaltiges Produkt verwendet. Es zeigte sich, dass nach einer Anwendung mit Metric + Stomp Aqua oder dem 3-er Mix Bandur + Centium 36 CS + Stomp Aqua im VA, mindestens eine weitere Behandlung im Nachauflauf notwendig ist. Eine optimale Wirkung und gute Verträglichkeit wurden in den Versuchen mit 0.1 l/ha Sencor SC + 0.5 l/ha Bandur im 3-Blattstadium der Kultur erzielt. Nach Bestandesschluss wurden die unter dem Bestand wachsenden Unkräuter nicht mehr genügend erfasst. Sobald die Unkräuter im 4- bis 6-Blattstadium und grösser waren, führten die Nachauflaufbehandlungen nur zu einem kurzzeitigen Abbrennen. Die Unkräuter erholten sich danach rasch und wuchsen weiter. Eine ausreichende Wirkung kann mit einer Tankmischung von Sencor SC + Bandur daher nur bis maximal zum 2- bis 4-Blattstadium der Unkräuter und bei einem offenen Bestand erzielt werden.
Fazit
Ein Karottenanbau ohne Linuron ist möglich. Es ist jedoch schwierig abzuschätzen, welche Unkräuter aufgrund dieser neuen Herbizidstrategien vermehrt auftreten werden. Da alle «neuen» Produkte ursprünglich aus dem Kartoffelanbau kommen, wird sich die Bekämpfung von Durchwuchskartoffeln, aber auch von schwarzem Nachtschatten schwieriger gestalten als bisher.
Positiv zu erwähnen ist, dass Wirkungslücken von Linuron wie z. B. Ehrenpreis und Kamille mit den neuen Strategien geschlossen werden können.
Zulassungsende für Linuron
In der Schweiz sind die Bewilligungen aller linuronhaltigen Produkten am 31. Juli 2015 bzw. 30. April 2016 ausgelaufen. Die Ausverkaufsfrist endet ein Jahr nach Zulassungsende. Die Produkte dürfen danach noch ein Jahr lang aufgebraucht werden. Somit endet die Aufbrauchfrist je nach Produkt am 31. Juli 2017 bzw. am 30. April 2018. Danach darf Linuron nicht mehr eingesetzt werden.
Der vollständige Artikel mit den ausführlichen Versuchsergebnissen erschien als Agroscope Transfer Nr. 117 unter dem Titel «Erarbeitung von Herbizidstrategien in Doldenblütlern»und ist im Internet abrufbar auf www.agroscope.ch ➞ Publikationen ➞ Reihen ➞ Agroscope Transfer