Bio-Kernobst ist im Trend. «Im Dezember 2022 haben die Lagerbestände der Bio-Tafeläpfel stark abgenommen. Die Lagerminderung lag bei 708 Tonnen.» Diese Zeilen stammen aus dem Kommentar zum Lagerbestand Bio-Kernobst vom 31. Dezember 2022, welcher regelmässig von Bio Suisse und Swisscofel veröffentlicht wird. Das Besondere an dieser Meldung ist, dass dieses Mal 200 Tonnen mehr verkauft wurden, als im Dezember der Vorjahre.
An der Bio-Obstbautagung 2023 in Frick bestätigte Sabine Haller, Product Managerin für Obst bei Bio Suisse, den positiven Trend bei der Nachfrage: «Der Bio-Kernobst-Markt ist aufgrund des hohen Absatzwachstums, im Moment, gesund. Trotzdem sind Übermengen in einigen Jahren möglich.» Potenzial für zusätzliche Mengen sei vor allem bei Birnen und Verarbeitungsäpfeln vorhanden. Die Situation ist im Ganzen komplex. Es gibt Unterschiede, je nach Sorte, Qualität und Abnehmer.
Marktsituation Bio-Kernobst
Auch bei Inoverde, ehemals fenaco Landesprodukte, hat man die Marktsituation immer im Auge. In den letzten Jahren sind das Angebot und die Nachfrage an Bio-Obst parallel gestiegen. Allerdings wurden die steigenden Mengen an Bio-Kernobst auch jedes Jahr schneller verkauft (siehe Grafik). Sind die Lagerbestände ausverkauft, muss notgedrungen die übrige Nachfrage bis zur nächsten Ernte mit Importware abgedeckt werden. Bei Birnen sind das bis zu sechs Monate. Während bei den Birnen die Lager also oft bereits im März völlig leer sind, was übrigens auch bei konventionellen Birnen der Fall ist, werden bei den Äpfeln die Bestände im Frühjahr langsamer abgebaut. Restmengen bleiben bis im Sommer bestehen. Das ist vor allem abhängig vom Markt, von der Qualität und den Sorten. Mehr als zwei Drittel des Schweizer Bio-Kernobsts werden über Coop und Migros verkauft. Diese sind die zwei wichtigsten Kunden von Inoverde. Der Bio-Anteil bei Inoverde ist noch ausbaufähig, momentan sind bereits im Winter die gefragten Sorten der Schweizer Bio-Äpfel ausverkauft. Bei Obsthändlern mit einem höheren Bio-Anteil dauert es hingegen etwas länger, bis die Lager leer sind.
Drei Geschmacksrichtungen
Im Gegensatz zu konventionell angebauten Äpfeln werden Bio-Äpfel nicht nur nach Sorte verkauft. Bei Coop und Migros beispielsweise sind die Sorten in drei Geschmacksrichtungen unterteilt. So haben auch unbekannte oder resistente Sorten eine Chance, unter der Bedingung, dass die Früchte optisch schön, lagerbar und geschmacklich gut sind. Die Sortiervorschriften fürs Bio-Obst sind deutlich milder als im konventionellen Anbau. Allerdings werden schöne, rote Äpfel schneller verkauft und fördern den Wiederkauf. Leider erfüllt nicht jede Sorte und nicht jede Produzentin und jeder Produzent diese Kriterien. So bleiben gewisse Äpfel, wie die Sorte Golden und weitere weniger populäre Sorten, bis zum Sommer im Lager.
Gala ist keine klassische Bio-Sorte
Der Verkauf durch die Geschmacksrichtungen funktioniert nur bedingt. Die Sorte Gala ist so bekannt, dass sie auch den Bio-Markt beherrscht. Wie jeder produzierende Betrieb weiss, wäre sie anbautechnisch keine «Bio-Sorte». Den Konsumenten ist aber diese Problematik zu wenig bewusst. Sie kennen diesen Sortennamen und sind von Gala nie enttäuscht, obwohl sie bei jeder Degustation nie zu den besten Sorten gehört.
Inoverde importiert, mit Zollgebühren, bereits in den Wintermonaten Bio-Gala aus Südtirol, um den Bedarf zu decken. Währenddessen bleiben konventionelle Schweizer Gala-Äpfel bis zur nächsten Ernte im Lager.
Die Sorte Gala ist so bekannt, dass sie auch den Bio-Markt beherrscht.
Preise sollen Produktion fördern
Mit den Richtpreisen von Bio Suisse wird versucht, die Schweizer Produktion zu stimulieren, um die Nachfrage zu decken. So wurden bei der letzten Preisverhandlung die Richtpreise um Fr. 0.10 / kg bei den Äpfeln, und um Fr. 0.20 / kg bei den Birnen erhöht. 2023 stehen die Produzenten preise bei Fr. 2.40 / kg für gesuchte Sorten wie Gala, bei Fr. 2.00 für die Sorten Golden oder Idared und bei Fr. 2.50 für alle Birnensorten. Bis jetzt wurden die Bio-Preise bereits ab dem ersten Umstellungsjahr bezahlt.
Über die langfristige Entwicklung des (Bio-)Obstmarkts kann letztlich wenig gesagt werden. Stand heute besteht Potenzial für Bio.