In der Rapszüchtung ist die Ertragsstabilität das Gebot der Stunde. Sowohl die Wurzelhals- und Stängelfäule (Phoma lingam), als auch der Befall mit dem Wasserrübenvergilbungsvirus (Turnip Yellows Virus -TuYV) sind in vielen europäischen Rapsanbauregionen zu einem ernstzunehmenden Problem geworden. Dem zugrunde liegen die zunehmend milderen Winter und der Wegfall verschiedener Saatgutbeizen. Der wirtschaftliche Schaden kann je nach Sorte, Anbausystem und Jahr beträchtlich sein.
Wasserrübenvergilbungsvirus (TuYV)
Es wurde bereits vor vielen Jahren begonnen die TuYV-Resistenz aus einer genetischen Ressource einzukreuzen. Der Wegfall der neonicotinoiden Beizen forcierte diese Entwicklung weiter. So konnten innerhalb weniger Jahre TuYV-resistente Sorten mit zusätzlichen Resistenzen, einem verbesserten Leistungspotenzial und guter Agronomie entwickelt werden. Der Erfolg lässt sich sehr gut an den traditionellen Rapsmärkten in Deutschland, Tschechien beziehungsweise Frankreich erkennen, wo die neuen TuYV-resistenten Hybriden ihre Marktanteile von 15 bis 20 Prozent zur Aussaat 2018 auf 45 bis 50 Prozent zur Aussaat 2020 steigern konnten. Bedingt durch Klimawandel und fehlende Saatgutbeizen wird es zunehmend schwierig, gute Rapsbestände im Herbst zu etablieren. Hierbei bietet die TuYV-Resistenz nicht nur eine verbesserte Ertragssicherheit bei Virusbefall, sondern zusätzlich einen sichtbaren Wachstumsschub im Herbst. Dieser erhöht nicht nur die Widerstandsfähigkeit der Pflanzen gegenüber Schaderregern, sondern liefert ausserdem die Option auf spätere Aussaattermine. Die höhere Vitalität im Herbst führt auch zu einer besseren Stickstoffaufnahme vor dem Winter, was die Flexibilität hinsichtlich der N-Düngung im Frühjahr deutlich erhöht.
Phoma
Die Zunahme von Witterungsextremen hat die Krankheitsproblematik im Raps verstärkt. Dies ist in intensiven Fruchtfolgen oder Regionen mit hohem Rapsanteil gut zu beobachten, da hier die Pflanzengesundheit einen massgeblichen Einfluss auf die Ertragsstabilität hat. Resistenzen gehören heute fundamental zu einer erfolgreichen, modernen Rapssorte dazu. Insbesondere Phoma-Resistenzen (Phoma lingam) sichern die Pflanzengesundheit im Herbst ab und ermöglichen der Pflanze dadurch ihre Ressourcen für andere, während der Vegetation auftretende, Stressfaktoren zu nutzen. Damit die Resistenzen langfristig erhalten bleiben, setzt die Züchtung auf ein nachhaltiges Resistenzmanagement, indem verschiedene Resistenzquellen und die Kombination dieser, in den neuen Hybriden Verwendung finden.
Resistenzen gehören heute fundamental zu einer erfolgreichen, modernen Rapssorte dazu.
Während die Sorte «Tempo» als neuer Ertragsstandard in der Schweiz das Rlm3-Resistenzgen besitzt, punktet «Picasso» mit dem Rlm7-Resistenzgen. Es wird auch weiterhin intensiv an neuen Resistenzquellen geforscht, um die Resistenzgenetik weiter zu diversifizieren und somit die Entwicklung neuer Schaderregerrassen zu verlangsamen oder sogar gänzlich zu verhindern.
Gesunde und vitale Newcomer
Mit den beiden neuen Sorten «Tempo» und «Picasso» stehen dem Schweizer Rapsmarkt zwei leistungsstarke Hybriden mit einem agronomisch wertvollen Resistenzpaket zur Verfügung. Auf Basis der TuYV und Phoma-Resistenz gehörten sie in den offiziellen Schweizer Versuchen der vergangenen Jahre zu den Besten innerhalb des geprüften Sortiments (Grafik 1). Während die TuYV-Resistenz durch die starke Vitalität ein überdurchschnittliches Ertragsniveau beider Sorten ermöglicht, sichert die Phoma-Resistenz die Pflanzengesundheit effizient ab und erhöht somit die Stresstoleranz gegenüber anderen Faktoren. Hinzu kommen agronomische Vorteile, wie die verbesserte Stickstoffeffizienz oder ein verlängertes Aussaatfenster.
In einem produktionstechnischen Versuch wurden die Spätsaateignung sowie die besonders gute N-Effizienz von «Tempo» belegt. Besonders unter schwierigeren Bedingungen (stark verzögerte Aussaat und reduzierte Stickstoffdüngung) hebt sich «Tempo» vom Mittel aller Sorten ab (Grafik 2).