Agroforst, die gleichzeitige Nutzung des Bodens für Bäume und weitere landwirtschaftliche Kulturen, hat in der Schweiz in Form der Streuobstwiesen lange Tradition. Durch Zunahme der Mechanisierung und durch politischen Druck nahm der Hochstammobstbau stark ab. Doch als Gestaltungselement in der Landschaft, als Lebensraum für viele Tiere und aus persönlicher Freude wollen viele Landwirte nicht auf Obstbäume verzichten. Die Produktion von Mostobst auf Hochstammbäumen geht aus vielen Gründen zurück. Nicht zuletzt wegen der rationelleren Bewirtschaftung wird mehr und mehr Mostobst in intensiven Niederstammanlagen produziert. Wo können dagegen die extensiven Hochstämmer punkten?
Futterbauliche Nutzung bei weiten Reihen
Werner Vonhoff in Bopfingen (D) führte als Forstingenieur Wertholzsubmissionen durch und sah die stolzen Preise, die für gutes Obstholz gezahlt wurden. Daraufhin fing er an, eigene Wertholzpflanzungen anzulegen. Die ältesten Anlagen sind nun 20 Jahre alt und erste Kirschbäume lassen sich bereits als Sägeholz verkaufen. Dicht gepflanzte Anlagen diesen Alters gleichen einem lichten Wald und haben futterbaulich keine relevante Produktion mehr. Eine Bestossung im Jahr verhindert die Verbuschung. Das Bild einer etwa zehnjährigen Anlage zeigt: Durch regelmässige Pflege lassen sich astfreie Stammhöhen von fünf bis sieben Metern erreichen. Bei entsprechendem Reihenabstand ist eine futterbauliche Nutzung weitherhin möglich.
Wertholzproduktion
Obstholz ist in der Furnierproduktion hoch geschätzt. In einer Studie wurde untersucht, ob eine Pflanzung zur Wertholzproduktion ein wirtschaftlich interessanter Ansatz sein könne. Es gibt bereits moderne Ansätze, die Agroforstwirtschaft in der Schweiz umzusetzen. Entlang von Wegen und Feldrändern, aber auch in Grünland und sogar im Acker haben Landwirte der IG Agroforst Baumstreifen angelegt. Wird bei der Planung die Maschinenbreite und die Himmelsrichtung berücksichtigt, können Behinderungen und Ertragsverluste minimiert werden. Für die Wertholzproduktion werden bei den Bäumen in den ersten zehn Jahren alle Äste über vier Zentimeter Durchmesser entfernt, um lange, astfreie Stämme zu erziehen. Die Durchfahrt nahe am Stamm stellt somit kein Problem dar und der Schattenwurf einer Krone in fünf bis acht Metern Höhe ist nicht mehr so stark. Grünland mit den entsprechenden Arten profitiert im Sommer gar von einer lichten Beschattung, gerade in trockenen Jahren.
Vor- und Nachteile
Der verringerte Pflegeaufwand der Bäume verglichen zur Obstproduktion ist ein klarer Vorteil. Je nach Pflanzdichte, Ausrichtung und Unterkultur werden mit zunehmendem Baumalter die Erträge in unmittelbarer Nähe der Bäume abnehmen. Dies muss bei der Planung bereits berücksichtigt werden.
Auf Endabstand pflanzen
Heinrich Gubler aus Hörhausen wurde als Holzverarbeiter auf das Potenzial von schön gewachsenen Obstbäumen aufmerksam. Auf einer Fläche von 40 Aren legte er vor 20 Jahren eine diverse Pflanzung verschiedener Bäume an. Durch stetiges Aufasten erzog er schöne Stämme und gewann viel Erfahrung über sortenspezifisches Wuchsverhalten. Das Land wurde neben den Bäumen nicht anderweitig genutzt und das Gras regelmässig gemulcht. Eine wichtige Erkenntnis seiner Pflanzung ist, dass die Bäume auf den angestrebten End abstand gepflanzt werden sollten. Die dichte Pflanzung bewirkte nicht wie erhofft, dass eine manuelle Astung überflüssig wurde. Nun stehen die Bäume so dicht, dass bei der Durchforstung auch schön gewachsene entfernt werden müssen, damit die verbleibenden ihren Zieldurchmesser erreichen.
Investitionsrechnungen
Detaillierte Investitionsrechnungen (auf Anfrage beim Autor erhältlich) zeigen für verschiedene Baumarten und Nutzungen eine unterschiedliche durchschnittliche jährliche Rendite (Verzinsung) des eingesetzten Kapitals. Die Grundannahme ist bei jedem Szenario eine Pflanzung von 100 Bäumen, sofortige Anmeldung als Element mit der Qualitätsstufe 2 (Q2) und ein Stundenlohn von 30 Franken. Wenn von Beginn an Q2 Beiträge gelöst werden können, übersteigen die Einnahmen schon im ersten Standjahr die Aufwände für Unterhalt und Pflege der Bäume. So ist im Szenario mit Vogelkirschen bereits im achten Jahr die Anfangsinvestition getilgt und es wird in einem Jahr ohne Baumschnitt zirka 2400 Franken reiner Gewinn erwirtschaftet. Auch mit Stufe Q1 ergeben sich noch interessante Verzinsungen des eingesetzten Kapitals. Dabei fällt der Verkauf des Wertholzes, weil es erst in einigen Jahrzehnten bereitsteht, rechnerisch kaum mehr ins Gewicht. Neben Obstbäumen werden im Rahmen der Landschaftsqualitätsbeiträge in einzelnen Kantonen auch einheimische Waldbäume als Einzelbäume oder Haine gefördert.
Empfehlungen
Die Pflanzung von Obstbäumen zur Wertholzgewinnung ist zur Zeit dank den möglichen Direktzahlungen eine interessante Option. Wichtig ist eine gründliche Planung. Welche Bäume sollen gepflanzt werden? Soll neben dem Holz eine zusätzliche Fruchtnutzung stattfinden? Dies hat wegen der unterschiedlichen Baumpreise einen grossen Einfluss auf die Erstellungskosten. Im Hinblick auf mögliche neue Krankheiten und Schädlinge wäre auch eine Pflanzung verschiedener Baumarten zu erwägen. Wie können die Bäume in die Landschaft und die Parzellen integriert werden, um die maschinelle Bearbeitung der Flächen nicht zu beeinträchtigen? Ist Arbeitskapazität vorhanden für die Pflege der Bäume? Wurden diese Abklärungen sorgfältig gemacht, kann die Anlage einer Wertholzpflanzung eine rentable Unternehmung werden. Kapital kann mit guter Verzinsung auf dem eigenen Betrieb eingesetzt werden, die Hauptarbeit des Baumschnitts kann in die Winterzeit gelegt werden und die Beiträge verhelfen zu frühen Einnahmen während die sehr langfristige Wertsteigerung der Bäume der nächsten oder gar übernächsten Generation zugutekommen wird. Zur Blütezeit des Schweizer Obstbaus hiess es: «Hast du einen Raum, pflanze einen Baum.» Dank dem Wunsch von Bevölkerung und Politik, Hochstammbäume zu unterstützen und des geringen Pflegeaufwandes von Wertholzbäumen gilt dieser Wahlspruch erneut.