Quer gelesen
- Der Markt verlangt in den nächsten Jahren nach mehreren Tausend zusätzlichen Hektaren Bio-Anbaufläche.
- Trotz günstiger Marktlage muss eine Umstellung gut vorbereitet sein. Vom Entscheid bis zur Umstellung vergehen oft Jahre.
- Anbauverträge sollten bereits für Umstellungsprodukte vorab abgeschlossen werden.
Der Konsumtrend hin zu mehr Nachhaltigkeit und Regionalität ist ungebrochen. «Verarbeitung und Handel spüren den Trend zu mehr pflanzlicher Ernährung deutlich, können sie aber nicht in Schweizer Bio-Qualität anbieten», sagt Bio-Suisse-Geschäftsführer Balz Strasser.
Balz Strasser, Geschäftsführer Bio Suisse«Die Bio-Signale der Abnehmer sind stark.»
Gefragt sei deshalb eine breite Palette an Getreide und Körnerleguminosen. «Die Bio-Signale der Abnehmer sind stark», so Balz Strasser weiter. Zudem müssen Rau- und Kraftfutter ebenfalls aus der Schweiz kommen.
Gründe für Bio gibt es viele
Eine Umstellung will jedoch wohlüberlegt und gut vorbereitet sein. Vor dem Entscheid stehen oft jahrelange Überlegungen und durchaus auch erste Versuche oder gar konkrete Anpassungen im Betrieb. Gründe für Bio gibt es viele: Der Konsumtrend hin zu mehr Nachhaltigkeit und Regionalität ist ungebrochen. Der Verzicht auf chemischsynthetische Pestizide und Kunstdünger schützt Böden und Trinkwasser. Die Bodenfruchtbarkeit ist für Bio-Betriebe besonders wichtig. Sie gilt es zu erhalten und zu fördern. Biologische Produktionssysteme orientieren sich an natürlichen Vorbildern. Das macht sie besonders robust. Die Tiere auf den Bio-Höfen werden so gehalten, dass die Bedingungen der natürlichen Umgebung der Tiere angepasst sind. Denn es gilt: Je natürlicher die Haltung, desto robuster die Tiere. Darüber hinaus leisten die Bio-Betriebe mit konkreten Fördermassnahmen einen wichtigen Beitrag zum Schutz der Biodiversität. Und nicht zuletzt ist die Zufriedenheit der Betriebsleitenden messbar höher.
Bio-Ackerbautag 2024
Der neunte Bio-Ackerbautag findet am 26. und 27. Juni 2024 statt. Die Akteure des Schweizer Bio-Ackerbaus treffen sich auf dem Bio-Suisse-Hof Château d’Es-Bons. Neben Ackerbau (60 ha) und Mutterkuhhaltung produziert Christian Streit hier auch Trauben (5,5 ha).
Am Schweizer Bio-Ackerbautag sehen die Besucherinnen und Besucher die Techniken von morgen, sie können sich mit anderen Produzentinnen und Produzenten und anderen Akteuren der Branche austauschen. Zudem soll die Leistungsfähigkeit einer Landwirtschaft demonstriert werden, die ökologische und globale Lösungen für die vielfältigen Herausforderungen der Gegenwart vorschlägt.
Der Anlass wird deutsch und französisch durchgeführt und richtet sich sowohl an Bio- als auch an IP- und ÖLN-Produzentinnen und Produzenten. An mehreren Themen-Posten werden verschiedene Ackerkulturen vorgestellt, etwa Sorten und Anbautechniken oder Systemansätze für die Pflege der Bodenqualität und für die Unkrautkontrolle. Im Ausstellerbereich präsentieren zudem Maschinenhersteller ihre Neuheiten.
Zusätzliche Ackerflächen gesucht
Der Markt verlangt in den nächsten Jahren nach mehreren Tausend zusätzlichen Hektaren Bio-Ackeranbauflächen. Stellt ein Betrieb auf Bio um, hält er von Anfang an die Knospe-Richtlinien ein und erhält dafür die höheren Bio-Direktzahlungen. Im Ackerbau konnte er während der zweijährigen Umstellung bisher nur Futterkulturen zum Knospe-Preis absetzen. Neu erzielt auch Umstellmahlweizen fast den vollen Knospe-Preis. Coop und Migros sind die Zugpferde dafür. Migros wird Brot mit der Umstell-Knospe in die Regale bringen.
Fatos Brunner, Produktmanagerin Ackerkulturen, Bio Suisse«Für Umstellprodukte empfehlen wir, Anbauverträge abzuschliessen.»
Coop will ihr ganzes Bio-Brotsortiment bis 2027 nur noch mit Schweizer Knospe-Mehl backen. Aufgrund des Marktes empfiehlt die Fachgruppe Ackerkulturen von Bio Suisse, in der Umstellzeit 40 Prozent Mahlweizen, 20 Prozent Körnerleguminosen zu Futterzwecken, 20 Prozent Kunstwiese (Raufutter) sowie 20 Prozent Körner- und Silomais oder Zuckerrüben anzubauen. «Das ist eine Planungsgrundlage», sagt Fatos Brunner, Produktmanagerin Ackerkulturen bei Bio Suisse. «Jeder Betrieb ist anders und braucht Spielraum für die am besten geeignete Fruchtfolge.» Mit dieser Fruchtfolge-Empfehlung sollen Überschüsse und damit ein Druck auf Richtpreise vermieden werden. «Für Umstellprodukte empfehlen wir dringend, Anbauverträge abzuschliessen.»
Viehlose oder vieharme Betriebe im Fokus
Aufgrund der Expansionspläne des Detailhandels bestehe die Herausforderung vor allem darin, genügend Betriebe tatsächlich zur Umstellung zu motivieren, sagen Branchenkenner. Vor allem gemischte Betriebe zögerten bei der Umstellung. Die 2022 verschärften Richtlinien für die Wiederkäuerfütterung sind für viele ein Hindernis, auch wenn dank einer Anpassung mittlerweile wieder befristete Importe von Körnerleguminosen möglich sind. Der Fokus liegt deshalb auf viehlosen oder gemischten Betrieben, wo die Tierhaltung aber den kleineren Teil ausmacht.
Worauf es bei der Umstellung ankommt
Wichtigste Grundlage im Schweizer Bio-Landbau ist die Gesamtbetrieblichkeit. Danach müssen nach der Umstellung alle Betriebszweige biologisch bewirtschaftet werden. Der Verzicht auf chemischsynthetische Pflanzenschutzmittel und Kunstdünger sind in der Regel die grösste Veränderung, welche bei der Entscheidung für Bio auf dem Umstellungsbetrieb zukommen. Wer an einer Umstellung interessiert ist, sollte sich auf jeden Fall gut beraten lassen, um einen Überblick über alle notwendigen betriebsspezifischen Anpassungen zu erlangen. FiBL-Merkblatt «Umstellung auf Bio»
Die mechanische Unkrautbekämpfung bildet einen wichtigen Pfeiler des biologischen Pflanzenschutzes. Daneben stehen Pflanzenauszüge oder Mikroorganismen, aber auch Kupfer und andere Mittel zur Verfügung. Es gelten die Vorgaben der Betriebsmittelliste. Der vorbeugende Schutz durch die aktive Förderung von Nützlingen oder die Wahl besonders robuster Sorten ist aber mindestens genauso wichtig.
In der Tierhaltung gelten strenge Richtlinien. Diese betreffen nebst dem Auslauf, der Fütterung und der Tiermedizin auch den Stall. Nicht selten sind bauliche Anpassungen an Betriebsgebäuden notwendig.
Bei der Nährstoffversorgung setzen Bio-Betriebe auf Hofdünger, Gründüngungen, Kompost, angepasste Fruchtfolgen und allgemein aktive, gesunde Böden. Für viehlose Betriebe bietet sich eine Partnerschaft mit einem viehhaltenden an, um an den benötigten Hofdünger zu gelangen.