Die Grundlagenetappe im Prozess der Projekte zur regionalen Entwicklung (PRE) ist ein wichtiger Schlüssel für die erfolgreiche Umsetzung. Die Arbeiten in dieser Etappe sind vielfältig und je nach Projekt sehr unterschiedlich: Die Teilprojekte sind im Detail zu erarbeiten, allfällige Bauten müssen geplant, Businesspläne erstellt und das Wertschöpfungspotenzial und die Wirtschaftlichkeit fundiert geklärt werden. Neben diesen inhaltlichen Arbeiten muss die Trägerschaft bestimmt und organisiert werden.
Es sind Vereinbarungen zwischen den verschiedenen Akteuren entlang der Wertschöpfungskette abzuschliessen und raumplanerische und regionalpolitische Abklärungen zu treffen. Das alles braucht Zeit, wie auch die Zwischenevaluation der PRE bestätigt. Im Mittel dauert die Grundlagenetappe zwei Jahre, wobei die zeitliche Spannbreite von wenigen Monaten bis zu mehreren Jahren erheblich ist.
Wertschöpfung ist das Ziel
Das Projekt «100 % (bio) Valposchiavo» hat die Grundlagenetappe nach intensiven Arbeiten im Jahr 2019 erfolgreich abgeschlossen. Das Projekt verfolgt die Vision von möglichst vielen im Tal geschlossenen Wertschöpfungsketten. In naher Zukunft soll der Anteil biologisch produzierter Produkte 100 Prozent sein. Dazu muss die gesamte landwirtschaftliche Wertschöpfungskette im Tal auf biologische Richtlinien umgestellt werden. Diese «Radikalität» ist im Valposchiavo durch den hohen Anteil an Biobetrieben und den intakten Wertschöpfungsketten der Land- und Ernährungswirtschaft gut umsetzbar. Das Valposchiavo erlangt so ein schwer kopierbares Alleinstellungsmerkmal, das aus der von Norden und Süden beeinflussten Esskultur, einer flächendeckenden Bioproduktion und einer vielfältigen Landschaft besteht.
Strukturierung der Grundlagenetappe
Nach erfolgreichem Abschluss der Vorabklärungsetappe (siehe UFA-Revue 1 / 2020) beginnt die Detailarbeit in einem Projekt zur regionalen Entwicklung (PRE). Die Grundlagen etappe ist der Vertiefung und Konkretisierung einer Reihe von Detailaspekten gewidmet. Erfahrungsgemäss lohnt es sich, die verschiedenen Arbeiten zu strukturieren und zeitlich zu staffeln.
Unmittelbar nach dem Start der Grundlagenetappe können drei Haupt themen gleichzeitig angegangen werden:
- Die in der Vorabklärung erarbeiteten Projektideen müssen nun von Architekten, Ingenieuren und Technikern geplant und kalkuliert werden. Dabei müssen die Kosten möglichst genau abgeschätzt werden. Falls nötig, müssen Pläne gezeichnet werden, die in einem Baugenehmigungsverfahren verwendet werden können.
- Die groben Businesspläne müssen zu realistischen und robusten Businessplänen ausgebaut und vertieft werden. In die Businesspläne fliessen nach und nach die genauen Investi tionskosten und die Kosten der Finanzierung ein.
- Aus vielen Teilprojekten mit einer gemeinsamen Basis muss ein Gesamtmosaik entstehen, in welchem jedes Einzelstück eine präzise und für das Projekt synergetische Rolle einnimmt.
Mit fortschreitender Arbeit sind drei konsolidierende Arbeiten in Angriff zu nehmen:
- Mit den verfügbaren Realisierungsplänen können die Projektträgerschaften die Bau genehmigungsverfahren in Angriff nehmen. Erfahrungsgemäss laufen solche Verfahren nicht immer reibungslos und je früher mögliche Stolpersteine ans Licht kommen, desto besser.
- Ein weiterer fliessender Übergang ist der Abschluss der Businesspläne und die Klärung der Finanzierung, weil die Finanzierungslösung mit dem Businessplan rück gekoppelt ist. Die Überarbeitung des Businessplans endet erst, wenn die Finanzierung endgültig geklärt ist.
- Als letztes, aber nicht weniger wichtiges Element ist die Organisationsstruktur (Governance) des PRE und dessen Umsetzung endgültig zu fixieren. Praktisch geht dies mit der Gründung eines Vereins sowie mit dem Abschluss von Verträgen und Vereinbarungen einher.
Weitere Informationen: Zwischenevaluation, Wegleitung und Richtlinien zu PRE unter www.blw.admin.ch
Übergang ist anspruchsvoll
Der Start der Grundlagenetappe ist oft schwierig. Mit dem Abschluss der Vorabklärung und der erfolgreichen Prüfung des entsprechenden Dossiers durch das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) liegen die Grundlagen für die weiterführenden Planungsarbeiten im PRE eigentlich vor. Die Trägerschaft kann beim Kanton ein Gesuch für die Durchführung der Grundlagenetappe einreichen und nach dem Finanzierungsbeschluss des Kantons und des Bundes mit den Arbeiten beginnen. An und für sich ein einfacher Prozessschritt. Die Erfahrung in diversen PRE zeigt aber, dass der Übergang von der Vorabklärung in die Grundlagenetappe eine ernstzunehmende Herausforderung darstellt. Den in der Vorabklärung eingebundenen Akteuren fehlt es oftmals am Schwung oder an personellen Kapazitäten, um den Prozess nahtlos fortzuführen. Damit besteht das Risiko eines Ab- oder zumindest eines Unterbruchs. Einen Hinweis auf diese Problematik gibt wiederum die Zwischenevaluation der PRE: Im Mittel dauert es vom Abschluss der Vorabklärung bis zur Zusicherung der Grundlagenetappe sechs Monate, teilweise aber auch viel länger. In Einzelfällen werden PRE trotz erfolgreichem Abschluss der Vorabklärung sogar abgebrochen.
Branchenübergreifend
Ein zentrales Element der Grundlagenetappe und ein Erfolgsfaktor für die spätere Umsetzung eines PRE ist, das Gemeinsame im Projekt herauszuarbeiten und die branchenübergreifende Zusammenarbeit zu etablieren. Das PRE «100 % (bio) Valposchiavo» zeigt dies beispielhaft: Die am Projekt beteiligten Gastbetriebe verpflichteten sich nicht gegenüber der Landwirtschaft, sondern vielmehr untereinander. Über das ganze Jahr bieten die Gastbetriebe je drei Gerichte an, die vollständig aus Produkten aus dem Tal bestehen. «Dies war das entscheidende Signal für die Bauern und die lokalen Verarbeiter, um ein vielfältiges Produktesortiment aufzubauen», blickt Annina Raselli, Präsidentin des Vereins «100 % (bio) Valposchiavo» auf die ersten Schritte im PRE zurück. Kaspar Howald, Geschäftsführer von Valposchiavo Turismo ergänzt: «Gleichzeitig sind im Verbund der beteiligten Branchen diverse neue und innovative Produkte entstanden». Als Grundlage können mit dem PRE-Projekt auch die Verarbeitungsinfrastrukturen im Tal renoviert und erweitert werden, auch um die Qualität der Produkte zu verbessern.
Bund und Kanton finanzieren
Die Grundlagenetappe wird durch Bund und Kanton im Rahmen der Strukturverbesserungen mitfinanziert. Allgemein kann davon ausgegangen werden, dass rund 70 Prozent der Kosten so gedeckt sind. Die restlichen Mittel müssen von der Trägerschaft aufgebracht werden, sei es über eigene Mittel, über die Unterstützung der Gemeinden oder über Dritte, wie zum Beispiel von Stiftungen oder von privaten Unternehmen. Bei einem Aufwand für die Grundlagenetappe eines grösseren PRE bis zu 400 000 Franken ist die Trägerschaft also auch bezüglich Finanzierung gefordert, indem sie bis zu 100 000 Franken selber aufbringen muss.
Serie zur PREDie Entwicklung des ländlichen Raums und gleichzeitig einheimische Regionalprodukte fördern – dieses Ziel verfolgt der Bund mit seinem agrar politischen Förderinstrument «Projekte zur regionalen Entwicklung (PRE)». Die UFA-Revue hat in einer dreiteiligen Serie, die mit dieser Ausgabe beendet ist, über folgende Aspekte berichtet:
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