Die Automatisierung in der Landwirtschaft schreitet weiter voran. Nach dem Melken mit Robotern gewinnt nun auch die Fütterung mithilfe von Fütterungsrobotern an Bedeutung, insbesondere in der Milchproduktion.
Zusätzlich zum Zeitgewinn und der Arbeitserleichterung, die diese ausgeklügelten Maschinen bieten, versprechen die Hersteller auch eine höhere Leistung der Tiere dank frischer, präzis abgestimmter und optimal verteilter Rationen. Weiter weisen sie auf die Möglichkeit hin, völlig unkompliziert verschiedene Rationen für unterschiedliche Tiergruppen, -kategorien und -arten zusammenzustellen und zu einer Verbesserung ihrer Gesundheit und des Stoffwechsels beizutragen.
Bestimmende Faktoren
Ob sich die Anschaffung eines Fütterungsroboters und die damit verbundene erhebliche Investition lohnt, hängt von einer Vielzahl von Faktoren ab, unter anderem der Betriebsart, der Grösse und Zusammensetzung der Herde, den verfügbaren Arbeitskräften, dem Leistungsniveau der Tiere oder dem Weideanteil im Sommer. Die Wahl des am besten geeigneten Systems wird in erster Linie durch die Gestaltung, Höhe und Struktur des Gebäudes, die Art der Futterration, Anzahl Tiergruppen, die Entfernung und die Bodenart zwischen den Gebäuden bestimmt. «Das Interesse an automatischen Fütterungsrobotern hat deutlich zugenommen, insbesondere für Geräte mit Batteriesystemen», erläutert Urs Ledermann, Verkaufsleiter bei der Firma Serco Landtechnik AG, welche die Marke Trioliet in der Schweiz vertreibt.
Erster Arbeitsschritt: die Futterküche
Bei einer automatisierten Fütterung ist die Futterküche unmittelbar nach der ersten Lagerung des Futters der erste Arbeitsschritt. Hier erfolgen die Zwischenlagerung und Vorbereitung des Futters, bevor die Ration danach zur Krippe befördert wird. In der Regel ist die Futterküche so aufgebaut, dass sie zweimal pro Woche mit einem Frontlader, Teleskoplader oder Heukran befüllt werden kann. «Das Modell Shuttle Eco von Wasserbauer, dessen Vertrieb in der Westschweiz kürzlich von Boumatic übernommen wurde, ist das einzige auf dem Markt, mit dem eine automatisierte Entnahme direkt am Fahrsilo ohne Umweg über die Küche möglich ist», erklärt Yves Saucy, Geschäftsleiter der Aubry Matériel SA in Develier.
Die Futterküche ist die erste Arbeitsstufe im automatisierten Fütterungssystem.
Bei den meisten Systemen setzt sich die Futterküche aus Flächenbereichen zusammen für die Bereitstellung von Siloblöcken und Ballen oder aus Zuführbunkern für loses Futter. Eine Siloentnahme in Blöcken ist zu bevorzugen, um einer Erwärmung der Silage in der Futterküche und den Silos vorzubeugen. Für kompaktes oder in Ballen gepresstes Futter entnehmen Auflösewalzen oder Kreismesser (Trioliet) die benötigte Futtermenge. Diese Bereiche oder Zuführbunker können entweder geneigt oder mit einem Förderband verbunden sein, um einen stationären Mischer oder direkt den darunter fahrenden Fütterungsroboter zu befüllen. Das Fütterungssystem «Lely Vector» bildet eine Ausnahme, da die verschiedenen Futterarten in Bereichen auf dem Boden gelagert und mit einem an einer Schiene befestigten Futtergreifer aufgenommen werden. Kraftfutter oder Mineralstoffe werden für eine präzisere Dosierung in Schneckensilos gelagert.
Aus der Praxis Roboter Lucas G I-Ron Mix in der Praxis
Stéphane Balmer aus Courcelon (JU) hat 2020 für seine Milchziegen einen Neubau mit einem bereits im Entwurf integrierten Fütterungsroboter erstellt. Seit dem Frühjahr 2021 ist dort nun der I-Ron Mix von Lucas G in Betrieb. Die Küche befindet sich im gleichen Gebäude und umfasst fünf Hauptbunker, die so auf beiden Seiten eines Bandes angeordnet sind, dass ein stationärer 15-m³-Schaufelmischer mit dem Zuführband befüllt werden kann. Der Verteilbunker ist identisch mit jenem von DeLaval und verteilt die Ration auf der rechten Seite. Mit einem Auswurf auf der linken Seite ermöglicht die Maschine zudem das Einstreuen dank einer Bürste, die sich mit 20 000 U / min dreht. Aus zwei zusätzlichen Behältern wird das Kraftfutter auf das Futter auf dem Verteilband gestreut. Der Roboter kann zwei getrennte Strecken fahren und schiebt das Futter zum Fressgitter zurück, selbst wenn er kein Futter verteilt.
Eine Ration besteht aus Grasund Maissilage, Luzerne, Emd, Kartoffeln, Rübenschnitzel und Melasse. Die Ration wird im Durchschnitt fünfmal pro Tag verteilt, was die Verschwendung und Futterreste am Fressgitter reduziert. «Nebst der Arbeitserleichterung schätze ich beim Roboter besonders dessen Präzision bei der Zusammenstellung und Verteilung der Futterrationen», betont Stéphane Balmer und ergänzt: «Ich bin mit meinem Fütterungsroboter sehr zufrieden. Jedoch sollten Personen, die sich für diese anspruchsvolle Technologie interessieren, eine hohe Affinität für Elektronik mitbringen. Die vielen Anpassungen würde man in einem herkömmlichen System nicht machen. Jede Änderung wird aber über einen Bildschirm getätigt und es reicht nicht, nur daran zu denken, wenn man das nächste Mal dran ist.»
Verteilbehälter auf Rädern
Autonome Fütterungsroboter auf Rädern sind im Aufwind. Teilweise werden sie mit einem Mischwagen befüllt, aber die meisten haben eine Schnecke eingebaut, welche die Ration mischt und schneidet. Diese Modelle sind flexibler als Schienensysteme und können die Futterverteilung in verschiedenen Gebäuden vornehmen, sofern sich die örtlichen topografischen Begebenheiten dazu eignen. Bei grossen Betrieben können gleichzeitig mehrere Verteilbehälter mit einer einzigen Küche betrieben werden. Die meisten dieser Roboter können die Ration am Fressgitter auf beiden Seiten ausgeben, sind am Futterauslass mit Magneten bestückt, um metallische Fremdkörper zurückzuhalten, verfügen über eine Waage und gewährleisten den Nachschub für die Krippe.
Zum Steuern der Behälter inner- und ausserhalb von Gebäuden sind verschiedene Systeme verfügbar: Induktionsdraht, im Boden eingebaute Magnete oder RFID-Chips, Hängeschienen, Lidar (Laser), diverse Sensoren, Ultraschall usw. Die Fütterungsroboter können ein Gefälle von fünf bis zehn Prozent überwinden und die automatischen Öffnungsfunktionen von Türen, Storen und Toren übernehmen. Sicherheitstechnisch sind sie mit mechanischen und elektronischen Sensoren ausgestattet, um Kollisionen mit Gegenständen, Tieren oder Personen zu vermeiden. Die Tabelle in diesem Artikel bietet einen Vergleich ausgewählter Marken, die automatische Fütterungssysteme anbieten.
Betriebsporträt
Stéphane und Christelle Balmer, Le Solvat, 2823 Courcelon (JU) Tierproduktion: 270 Saanen-Milchziegen, 80 Gitzi, 30 Ziegenböcke Ackerbau: Kartoffeln (4,2 ha), Zuckerrüben, Brotweizen, Silomais und Grünland Paralandwirtschaftliche Aktivitäten: Schule auf dem Bauernhof, Ferienwohnung Arbeitskräfte: das Betriebsleiterpaar, zwei Lernende, Teilzeitmitarbeiter und Mithilfe durch Stéphanes Eltern