In zahlreichen Studien wurde nachgewiesen, dass die Fruchtbarkeit des Bodens mit einer intensiven Bodenbearbeitung langfristig nicht gewährleistet ist.
Konservierende Bearbeitungstechniken, bei denen auf ein Aufbrechen der gesamten Bodenoberfläche oder eine tiefgründige Lockerung verzichtet wird, fördern die Bodenaktivität und das Bodenleben. Der Verzicht auf mechanische Eingriffe verbessert die Tragfähigkeit sowie die Stabilität des Bodens in Bezug auf Wasser, Luft und Nährstoffe. Das beste Beispiel dafür liefern die Wiesenflächen.
Anpassung der Technik
Aufgrund dieses Wissens suchten Landwirte und Agronomen nach Methoden, um beim Pflanzenanbau möglichst bodenkonservierend vorzugehen. Der im Jahr 2000 gegründete Verein «Swiss No-Till» verfolgt in der Schweiz das Ziel, eine bodenschonende Landwirtschaft zu unterstützen und umfassend über die Direktsaattechnik zu informieren. Bei dieser Technik wird das Saatgut in einem einzigen Durchgang ohne vorgängige Bodenbearbeitung ausgebracht. Die Saatkörner werden in einen Säschlitz gelegt, der sogleich wieder geschlossen wird. Beim Säen dürfen höchstens 25 Prozent der Bodenoberfläche bewegt werden. Dank hohem Schardruck, kann bei trockenen Bedingungen und mit geringem Wasserverlust gesät werden.
Bei der Mulchsaattechnik wird eine Bodenoberfläche bearbeitet, die von Pflanzenresten der Vorfrucht oder einer Zwischenfrucht bedeckt ist. Mit dem Strip-Till-Verfahren wird höchstens 50 Prozent der Bodenoberfläche streifenweise bearbeitet. In der Regel wird das Saatgut in einem zweiten Arbeitsdurchgang ausgebracht.
Vorteile der Direktsaat
Werden bei der Feldbestellung mechanische Massnahmen nur begrenzt eingesetzt, kann die «natürliche» Bodenstruktur aufrechterhalten werden. Den Nachweis erbringen Studien, die in der Praxis bestätigen, dass diese Methode für die Regenwurmpopulation förderlich ist und zu einer besseren Vermischung und Lockerung des Erdreichs beiträgt. Dies trifft sowohl für Regenwurmarten zu, die sich in den oberen Bodenschichten befinden, als auch für Arten, die bis in die unteren Schichten aktiv sind. Pflanzenreste auf der Bodenoberfläche sorgen für die notwendige Feuchtigkeit, welche die Keimung des Saatguts fördern und die Verdunstung reduzieren.
Im Sommer bei grosser Hitze bleiben die Temperaturen unter den Pflanzenresten messbar kühler, zudem wird durch diese Bodenbedeckung auch die Bodenerosion eingedämmt. Die konservierende Bodenbearbeitung wirkt sich positiv auf den Humusanteil und auf die biologische Aktivität in der obersten Bodenschicht aus. Wird die Anzahl Traktordurchgänge reduziert, können das Risiko für Bodenverdichtung und der Energieverbrauch im Vergleich zum konventionellen Pflugsystem gesenkt werden.
Probleme bei der Direktsaat
Um eine erfolgreiche Aussaat und ein gleichmässiges Auflaufen zu begünstigen, müssen die Erntereste gleichmässig verteilt werden. Es besteht jedoch die Gefahr, dass durch das Stroh eine Krankheitsübertragung auf die Folgefrucht stattfindet. Die mechanische Unkrautbekämpfung bedingt abrollende Werkzeuge und häufig ist der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln gegen den Durchwuchs der Vorkultur weiterhin notwendig.
Nacktschnecken werden aufgrund der fehlenden Bodenbearbeitung nicht beseitigt und können sich stark vermehren. Das gleiche gilt für eine allfällige Bodenverdichtung, die ohne mechanische Massnahmen nur schwierig zu korrigieren ist. Eine der Technik und dem Boden angepasste Fruchtfolge ist sowohl für die Direktsaat als auch für konventionelle Anbaumethoden unerlässlich.
Direktsaat und Fruchtfolge
Für die Direktsaat sind Getreide, Ölsaaten, Eiweisspflanzen und Rüben gut geeignet. Hingegen ist dieses Verfahren beim Kartoffelanbau in technischer Hinsicht und bei der Unkrautbekämpfung schwieriger anzuwenden. Das Interesse der Landwirte für die Direktsaat oder Mulchsaat erklärt sich damit, dass mit beiden Methoden vergleichbare Erträge wie im konventionellen Anbau erzielt werden können. Viele Landwirte und Lohnunternehmer sind mit Maschinen ausgestattet, die ein pflugloses Anbauverfahren ermöglichen.
Marc Schneider ist Landwirt im waadtländischen Prévonloup an der Kantonsgrenze zu Freiburg. Seit 2000 baut er fast alle Feldfrüchte mit dem Direktsaatverfahren an. «Der Pflug kommt nur beim Anbau von Kartoffeln mit einer Fruchtfolge von fünf Jahren zum Einsatz. Es muss stets nach Lösungen gesucht werden, damit eine systematische Unkrautbekämpfung vermieden werden kann», erklärt Marc Schneider. «Die Fruchtfolge, der Anbau von Zwischenfrüchten und die Wahl der Maschine sind wichtige Faktoren, um im Direktsaatanbau Erfolg zu haben», ergänzt er.
Maschinentypen
Eine der Schwierigkeiten bei der Direktsaat besteht darin, den Säschlitz so zu schliessen, dass das Saatkorn gut von der Erde umschlossen ist, insbesondere bei eher schweren Böden und feuchten Bedingungen. Bei der Wahl einer Maschine mit Schei-ben-, Zinken- oder Kreuzschlitzscharen (Cross Slot) sind die Bodenart und die Anbaufrucht zu berücksichtigen. Um sicherzustellen, dass Ackerflächen für die Nahrungsmittel- und Futterproduktion nachhaltig bewirtschaftet werden, unterstützt der Bund bodenschonende Anbauverfahren wie die Direktsaat, die Streifensaat und die Mulchsaat.