Sie bewirtschaften einen Landwirtschaftsbetrieb ohne eigenen Traktor. Was sind die Gründe dafür?
Ich kann mich nicht für Maschinen begeistern. Ich habe auch noch nie Arbeitskräfte aus meinem familiären Umfeld auf dem Betrieb beschäftigt. Weder waren meine Eltern Landwirte noch sind meine Kinder bis jetzt in diesem Bereich tätig, deshalb arbeite ich mit Lernenden oder Angestellten zusammen. Es ist aber schwierig, familienexterne Arbeitskräfte ausserhalb der üblichen Arbeitszeiten zu beschäftigen. Ich wollte auch nicht einen Teilzeit-Mitarbeitenden ausserhalb der normalen Arbeitszeiten entlöhnen. Zudem habe ich, auch ohne Traktor, genügend Arbeit im Stall, mit den Tieren und den Weiden.
Ein Betrieb ohne Traktor und Maschine: Was sind die Vorteile?
Wenn man die Arbeiten von einer Drittfirma erledigen lässt, hat man mehr Spielraum, um in die Ferien zu fahren. Dies bedingt natürlich, dass die Arbeiten mit dieser Firma geplant werden und man mit ihr stets in Kontakt bleibt, um auf allfällige Wetterwechsel zu reagieren, um zu kontrollieren, dass die Zauntore nach dem Einsatz der Firma wieder geschlossen werden, und um den Zustand der Feldflächen zu besprechen. Punkto Kosten glaube ich nicht, dass der Verzicht auf einen Traktor unter dem Strich günstiger ist. Es ist einfach weniger Geld in Traktoren und Maschinen gebunden, sodass man in den Gebäudeunterhalt investieren kann. Dementsprechend beschränkt sich der Bedarf an Lager- und Werkstattraum auf Motormäher, Quads und feste Einrichtungen. Jedoch habe ich mir einen Teleskoplader Avant 650 angeschafft, um beim Transport von Stroh- und Heuballen unabhängig zu sein. Ich habe auch zwei Quads, um das Vieh zu holen, zu zäunen und Schnee zu räumen. Der Nachteil eines traktorlosen Betriebs besteht darin, dass die Rekrutierung von Mitarbeitenden und Lernenden schwieriger ist, da die Jugendlichen sehr maschinenaffin sind.
Wie organisieren Sie die wetterabhängigen Erntearbeiten, beispielsweise das Heuen?
Man muss mit einer Firma zusammenarbeiten, die nicht mehr als zwei oder drei Kunden wie mich hat. Ist dies nicht der Fall, kommt es rasch zu Frustrationen und Spannungen zwischen Firma und Kunde. Zudem benötige ich ein Unternehmen, das alle Arbeiten wie Heuen, Düngen und Güllen erledigt. Ich versuche, mich regelmässig abzusprechen und teile der Firma etwa eine Woche im Voraus mit, was ich gemäht haben will. Sobald sich der Mähtermin abzeichnet, tausche ich mich täglich oder alle zwei Tage mit ihr aus. Das Unternehmen muss auf Kundenwünsche eingehen und die Flächen des Betriebs genau kennen. Weiter sollte sich das Profil des Unternehmens von grossen Lohnunternehmen unterscheiden, die nur einzelne Arbeiten bei ihren Kunden ausführen. In meinen Augen ist es für einen jungen Landwirt ideal. Er kann seine Maschinen besser amortisieren, indem er sie bei einem oder zwei Landwirten einsetzt, die keine Maschinen anschaffen wollen.
Interview: Jean-Pierre Burri