Intrauterine growth restriction (IUGR) bezeichnet eine Wachstumsverzögerung von Ferkeln innerhalb der Gebärmutter. Die betroffenen Föten werden während der Trächtigkeit unzureichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt und können sich deswegen nicht optimal entwickeln. IUGR-Ferkel sind bei der Geburt klein und weisen typische Merkmale frühgeborener Ferkel auf, etwa einen im Verhältnis zum restlichen Körper übergrossen Kopf. Dies ergibt sich daraus, dass das Gehirn bei der Entwicklung Vorrang hat, auch auf Kosten der übrigen Organe, zum Beispiel der Leber. Jedoch sind nicht alle kleingewachsenen Ferkel oder solche mit ungewöhnlicher Kopfform automatisch von IUGR betroffen. Daher ist es wichtig, die echten Fälle richtig zu identifizieren. Gemäss Literatur gilt ein Ferkel von IUGR betroffen, wenn das Gehirn mehr als drei Prozent des Geburtsgewichts ausmacht oder wenn das Gewichtsverhältnis Gehirn / Leber oder Gehirn / Organ hoch ist.
IUGR-Ferkel erkennen
Eine zuverlässige Identifizierung der echten IUGR-Fälle ist sehr wichtig, denn diese Beeinträchtigung hat langfristige Folgen für die Gesundheit, die Wachstumsleistung, die Proteineffizienz sowie den Marktwert der Schweine. Bei der Geburt haben die kleinen Ferkel nicht viele Fettreserven und müssen sich auch noch gegen ihre Geschwister behaupten, um bis zur Zitze und an das Kolostrum zu gelangen. Die Sterblichkeitsrate und das Krankheitsrisiko sind daher während der Säugezeit erhöht. Auch in der Folgezeit wachsen diese Ferkel langsamer, weil ihr Stoffwechsel weiterhin beeinträchtigt ist und sie das Futter weniger effizient verwerten. Entsprechend benötigen IUGR-Ferkel mehr Zeit bis zum Erreichen des Schlachtgewichts, was zu höheren Kosten und geringerer Produktionseffizienz führt. Eine Studie von Agroscope wies nach, dass bestimmte Messwerte der Körperform, etwa der Ohrenabstand oder die Abmessungen des Bauchbereichs, Anhaltspunkte liefern können, ob ein Ferkel tatsächlich von IUGR betroffen ist.
Auswirkungen des IUGR-Anteils
Für Schweinezüchterinnen und -züchter ist der richtige Umgang mit IUGR-Ferkeln von grösster Bedeutung für die Wahrung der Rentabilität. Es sind nämlich nicht alle kleinen oder leichten Ferkel automatisch von IUGR betroffen. Die korrekte Identifizierung mithilfe einfacher morphometrischer Tools kann helfen zu entscheiden, welche Ferkel besondere Aufmerksamkeit erfordern. Nicht nur wegen ihrer hohen Sterberate benötigen IUGR-Ferkel ein grösseres Augenmerk, auch weil sie weniger vital sind und langsamer wachsen. Sofortige und gezielte Massnahmen, etwa eine ausreichende Aufnahme von Kolostrum (mindestens 250 g pro Ferkel) und Wärmequellen in der Nähe des Muttertiers während der ersten Lebensstunden, können ihren Zustand verbessern. Auch eine angepasste Fütterung kann das Wachstum von Ferkeln mit spezifischen Bedürfnissen unterstützen, jedoch muss man sich bewusst sein, dass die Folgen von IUGR nicht immer komplett wettgemacht werden können.
Gezielte Fütterung zur Unterstützung
Da IUGR-Ferkel oft Probleme mit der Gewichtszunahme haben, profitieren sie besonders von hochwertigem Futter mit einem hohen Nährwert. Zusatzstoffe, die den Stoffwechsel unterstützen, werden zusätzlich empfohlen. Auch wenn IUGR-Ferkel im Allgemeinen nicht die gleiche tägliche Gewichtszunahme erreichen wie normal entwickelte Tiere, kann eine spezifisch zugeschnittene Fütterung dazu beitragen, den Rückstand aufzuholen.
Richtig identifizieren und für optimale Entwicklung sorgen
IUGR ist eine Herausforderung in der modernen Schweinezucht. Die erwähnte Studie liefert Züchterinnen und Züchtern wertvolle Basisinformationen über IUGR. Ein in der Praxis anwendbares Tool zum korrekten Erkennen der betroffenen Ferkel ist jedoch noch ausstehend. Unabhängig davon helfen gezielte Futterstrategien, die Entwicklung der anfälligsten Ferkel zu optimieren.
Kooperation von UFA und Agroscope: Angepasstes Futter zur Unterstützung von IUGR-Ferkeln
Forschende von Agroscope und UFA haben eine gemeinsame Studie für das EU-Projekt MonoGutHealth erstellt. Diese sollte bewerten, wie wirksam ein mit Probiotika, Fettsäuren und Antioxidantien angereichertes Ferkelfutter die Leistung von IUGR-Ferkeln nach dem Absetzen verbesserte. Für die Studie wurden 115 Ferkel von 18 Sauen von der Geburt bis fünf Wochen nach dem Absetzen beobachtet.
Alle Ferkel, die angereichertes Futter erhielten, zeigten bessere zuchttechnische Leistungen und erreichten ein höheres Gewicht als jene mit Kontrollfutter. Die Folgen von IUGR konnten jedoch nicht vollständig ausgeglichen werden. Entsprechend wiesen die betroffenen Ferkel ein geringeres Wachstum auf als ihre normal entwickelten Artgenossen.