Per 1. Januar 2019 haben wie derum 370 Landwirtschaftsbetriebe in der Schweiz die zwei Jahre dauernde Umstellung zum Biobetrieb begonnen. Der Biolandbau macht 15,4 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche aus, der Flächenanteil im Talgebiet erreicht erstmals zehn Prozent. Trotz des anhaltenden Umstellungstrends musste bisher kein Umstellgetreide deklassiert und im konventionellen Futtermarkt verkauft werden. Der Markt wächst zwar weiterhin, doch kommt die Nachfrage nicht bei allen Produkten mit den steigenden Inlandmengen mit. Damit steigt der Preisdruck und das Risiko der Überversorgung.
Qualitätsernte 2018
Die Trockenheit im Sommer 2018 wird in Erinnerung bleiben. Obwohl die Getreideerträge pro Hektar etwas tiefer ausfielen als im Rekordjahr 2017, konnte der Brotweizen zumindest mit grossartigen Qualitäten überzeugen.
Durchschnittlich fast 13,5 Prozent Protein und rund 81 kg / hl wurden gemessen. Enttäuschend waren die Erträge beim Raps, bei den Sojabohnen und vielerorts auch beim Körnermais, der noch selten so früh und so trocken in die Sammelstellen geliefert wurde.
Der Inlandanteil beim Futtergetreide ist 2018 / 19 im Vergleich zur Vorjahresperiode wieder leicht tiefer und erreichte dennoch hohe 68,6 Prozent (Vorjahr 78,4 %). Dies hat einerseits mit den insgesamt tieferen Übernahmemengen und andererseits mit der um sechs Prozent gestiegenen Bio-Mischfutterproduktion zu tun.
Vermarktung 2018 / 19
fenaco zahlt den Sammelstellen im Maxi-Verbund in der Endauszahlung durchschnittlich 107.50 Fr./dt für Bio-Mahlweizen, 96 Fr./dt für Bio-Mahlroggen und 110 Fr./dt für Bio-Dinkel. Im mengenlimitierten Anbauprojekt Mahlweizen «Umstellungsknospe» hat wiederum eine Prämie von sechs Franken pro Dezitonne über dem Futterweizenrichtpreis resultiert.
Die Auszahlungspreise für das Bio-Futtergetreide entsprechen den geltenden Bio Suisse Richtpreisen.
Für die Mengen im Rahmen des Vertragsanbaus lagen die Endauszahlungspreise für Bio-Raps bei 195 Fr./dt, für Bio-Sonnenblumen LO bei 144 Fr./dt, für Bio-Sonnenblumen HO bei 147 Fr./dt und für Sojabohnen «Tofu» bei 210 Fr./dt.
Empfehlung Mahlgetreide
Mahlweizen ist weiterhin die gefragte Hauptkultur; die heute ergänzenden Importmengen übersteigen noch immer die Inlandproduktion. Auch Roggen und Dinkel haben weiterhin gute Aussichten im Absatz, eine frühzeitig Abklärung mit der Sammelstelle ist aber zu empfehlen. Grundsätzlich sind nur Sorten der Bio-Sortenliste (abrufbar unter www.bioaktuell.ch) für die Vermarktung erwünscht. Bei der Sortenwahl für Mahlweizen sind nebst den Standortbedingungen der Bedarf der Verarbeiter nach kleberstarken Sorten von hoher Backqualität zu berücksichtigen.
Aus der Züchtung von Agroscope / DSP sind die Sorten Lorenzo (relativ kurzstrohig und resistent), Molinera (für frühe Lagen, begrannt) sowie die altgedienten Sorten Runal und Titlis zu empfehlen. Obwohl die Sorte Nara aufgrund ihres sehr kurzen Halms nicht auf der Bio-Sortenliste aufgeführt wird, steht sie als biovermehrtes Saatgut für den Anbau zur Verfügung und wird in Rücksprache mit der Sammelstelle auch als Bio-Mahlweizen vermarktet. Der Vorteil der Sorte liegt darin, dass sie für den Anbau in Kombination mit einer Untersaat geeignet ist. Bioproduzenten, welche Nara wählen, sollen dies bei der Sammelstelle registrieren lassen. Die Sorte Fiorina hat sich im Anbau als Sommerweizen bewährt. Aus der Züchtung GZPK bleibt Wiwa die Hauptsorte. Die neuere Sorte Pizza rückt zusehends nach.
Empfehlung Futtergetreide
Der Absatz bei Futtergetreide und Körnerleguminosen wird für die Umstellungsware zusehends anspruchsvoller. Es ist vermehrt mit Preisdifferenzen und Rückbehalten auf Umstellware zu rechnen, speziell für die Kulturen, welche an der Richtpreisrunde als Produkte «mit eingeschränkter Vermarktung» eingestuft werden.
Gerste und Triticale sind möglichst zurückhaltend in die Fruchtfolge einzuplanen. Futterhafer ist kaum gefragt, aber Knospe-Hafer mit hohem Hektolitergewicht (Flockensorten verwenden) hat Aussicht auf einen höheren Produzentenpreis als Speisehafer. Bei Futterweizen und Mais besteht noch kein Risiko der Überversorgung. Die zwei aussichtsreichsten Futterweizenkandidaten für die Sortenliste 2021 sind Bernstein und Montalto, beides Sorten mit ausgezeichneten Resistenzen und hohem Ertragspotenzial.
Körnerleguminosen gehören in die Bio-Ackerfruchtfolge und werden vom Markt auch aufgenommen. Der Bedarf an einheimischem Futtersoja – Knospe und Umstellware – wird in den nächsten Jahren markant zunehmen. Im Bereich der Mischkulturen ist vor allem die Kombination Gerste-Erbse und eventuell auch Hafer-Ackerbohne zu empfehlen. Für andere Kombinationen ist es notwendig, dass die Produktionsbetriebe vorher mit der übernehmenden Sammelstelle klären, ob eine Trennung möglich ist.
Empfehlung Ölsaaten und Soja
Für alle Ölsaaten gilt eine strenge Anbauvertragspflicht mit den Sammelstellen. Nur ausgewählte Sammelstellen im Maxi-Verbund erhalten eine Zuteilungsmenge und vergeben Anbauverträge. Aufgrund der bescheidenen Mengenentwicklung werden jeweils die bisherigen Vertragsproduzenten priorisiert. Für Umstell-Ölsaaten gibt es weiterhin keine Absatzmöglichkeiten im Lebensmittelmarkt.
Beim klassischen Raps-Typ bleibt die mittelfrühe Liniensorte Sammy der Standard, beim HOLL-Raps die Hybridsorte V316OL. Im Bio-Sonnenblumenanbau werden für den LO- und den HO-Typ je eine ungebeizte Hauptsorte zur Verfügung stehen. Für einen Speisesoja-Anbauvertrag mit einer der derzeit sechs Soja-Sammelstellen ist es obligatorisch, eine proteinreiche Speisesorte mit farblosem Nabel zu wählen. Die passenden Hauptsorten aus inländischer Vermehrung sind Proteix, Aveline und einzelne weitere Sorten.
Wissenswertes zu Futtersoja
Im Hinblick auf die schrittweise Einführung der Richtlinie, dass ab 2022 hundert Prozent des Wiederkäuerfutters aus der Schweiz stammen muss, wird die Nachfrage nach proteinreichem Raufutter, darunter Luzerne, sowie der Bedarf an Schweizer Bio-Futtersoja stark steigen. Der Richtpreis für die Knospe- und Umstellknospe Futtersoja der Ernte 2019 beträgt 105 Fr./dt (Ernte 2018 : 100 Fr./dt). Bio Suisse fördert zudem den einheimischen Anbau mit einem Beitrag von 35 Fr./dt (Ernte 2018 : 20 Fr./dt). Gerade auch für Umstellbetriebe, die ansonsten beim Futtergetreide mit Preisunsicherheiten konfrontiert sind, wäre der Anbau der gefragten Futtersoja eine prüfenswerte Option. Aber auch Knospebetriebe in geeigneten Anbaugebieten sollten die Sojabohne als Fruchtfolgekultur in Erwägung ziehen.
Das FiBL stellt auf seiner Homepage einen nützlichen Deckungsbeitragsrechner und eine Vielzahl an Anbauratschlägen inklusive Maschinenfilmen zur Verfügung:
www.bioaktuell.ch ➞ Pflanzenbau ➞ Ackerbau ➞ Körnerleguminosen.